Kein gutes Jahr für "Cyborgs"
2002 war kein gutes Jahr für "Cyborgs": Die Firma, die implatierte Chips zum Massenprodukt machen wollte, kämpft um das Überleben und gegen die Gesundheitsbehörden, in Kanada spielte die Polizei einem "Cyborg" übel mit, weil sein Equipment Terror-Ängste wachrief und der britische "Cyborg-Professor" Kevin Warwick bekam vor allem herbe Kritik für seine aktuellen Experimente.
Warwick, der als erster "echter Cyborg" gilt, hat sich im März einen Chip im Arm über den Nervenstrang, der seine linke Hand steuert, einpflanzen lassen.
Der Chip soll die eintreffenden Signale an einen Rechner schicken. Wenn dieser die Daten zufrieden stellend analysiert, soll er in der zweiten Phase die Signale "modulieren" und so die Bewegungen des Arms beeinflussen.
Neurologen bemängeln an dem Experiment, dass es mit derzeitigen Technologien kaum neue Erkenntnisse über die Funktion der menschlichen Nerven bringen kann, da diese viel zu komplex sind. Sinnvoll sind demnach eher Experimente mit Insekten, deren Nervensysteme man ansatzweise nachvollziehen kann.
"Cyborg-Professor" macht wieder FuroreChips suchen verzweifelt Körper
Die ebenso angeschlagene wie berüchtigte US-Firma Applied Digital Solutions [ADS], die mit ihrem Chip-Implantat "VeriChip" wiederholt für gehörigen Wirbel sorgte, hat unterdessen weiter drastische Absatzprobleme:
Derzeit scheint die Speicherung medizinischer Daten das einzige Gebiet zu sein, das ein lukrativer Markt werden könnte, aber genau hier hat die US-Gesundheitsbehörde ADS ein Verbot verpasst.
Noch im Frühjahr war ADS ein PR-Coup gelungen, als allen Mitgliedern einer Familie ADS-Chips in der Größe eines Reiskorns live im TV eingepflanzt wurden.
Medientrubel um Frankenstein 2002Straftäter mit Chip-Implantaten
Für ein weiteres ADS-Projekt, die Satellitenortung per Chip-Implantat ["Digital Angel"] könnte sich allerdings doch noch ein Markt auftun:
Nachdem das Geschäft mit den potenziellen Entführungsopfern offensichtlich nicht richtig starten konnte, sollen in Großbritannien künftig Sexualstraftäter mit Chip-Implantaten "kontrolliert" werden.
Zwar sind hier angeblich Compaq und Tracker als ausführende Unternehmen vorgesehen, aber wenn das Beispiel gegen den Widerstand von Bürgerrechtlern Schule macht, könnte sich doch ein Markt für den "Digital Angel" auftun - immerhin ist ADS auf diesem Gebiet Pionier.
Chip-Implantate suchen verzweifelt KörperCyborg löst Terror-Alarm aus
Einem selbsternannter "Cyborg" wurde im Frühjahr in Kanada übel mitgespielt: Steve Mann, Professor an der Universität von Toronto, der seit 20 Jahren selbstkonstruierte Computer am Körper trägt, wurde von der Air Canada am Betreten eines Flugzeuges gehindert und in der Folge drei Tage lang peinlichen Verhören unterzogen, die sein außergewöhnliches Equipment betrafen.
Steve Mann weiß natürlich, dass seine Technik und sein Erscheinungsbild alles andere als gewöhnlich wirken und informiert daher Fluglinien ausführlich, bevor er eine Reise antritt - im konkreten Streitfall war diese Information allerdings auf ihrem Weg zu Air Canada verloren gegangen.
In der Folge bekam Mann offensichtlich am Flughafen in Neufundland die erhöhten Sicherheits-Checks nach dem elften September voll zu spüren. Er wurde drei Tage lang intensiv befragt, durchsucht und dabei auch recht gewaltsam von seinem Equinpment getrennt. Das System, das seine Herzfrequenz überwacht, wurde dabei so grob abgerissen, dass Mann eine leichte Wunde davontrug und seine Datenbrille wurde beschädigt.
Ein Cyborg klagt seine Rechte einFerngesteuerte "Roboter-Ratten"
Einen Schritt weiter zu "echten" Cyborgs haben in diesem Jahr aber immerhin eine Reihe von Ratten vollzogen - allerdings unfreiwillig.
US-Wissenschaftlern ist es gelungen, Ratten mit einer Art Fernsteuerung auszustatten, die es ermöglicht, die Tiere aus mehreren hundert Meter Entfernung ziemlich exakt zu lenken.
Für das Experiment wurden den "Ratbots" jeweils drei Elektroden ins Gehirn eingepflanzt. Dazu tragen die Ratten eine Art "Rucksack", in dem sich die Batterien und das Empfangsgerät befinden, mit dem die Forscher Impulse an das Hirn des Nagetiers geben können. Die "Ratbots" können derzeit so links, rechts und vorwärts gesteuert werden.
Ziel der Forschung ist es, die Tiere so exakt zu steuern, dass sie - mit einer Kamera ausgerüstet - etwa nach verschütteten Erdbebenopfern suchen oder in unzugänglichen Röhrensystemen Inspektionen ausführen können.
Ferngesteuerte "Roboter-Ratten"