Uni-Prüfer: Programme gegen Plagiate
Die Universität Innsbruck testet eine Software, die Plagiate in wissenschaftlichen Arbeiten identifizieren soll. In Wien startet der Einsatz des Programms mit dem Wintersemester.
"SafeAssignment" heisst die elektronische Petze aus der Produktfamilie "MyDropBox" des kanadischen Herstellers Sciworth und sie funktioniert so: Der Autor liefert sein Paper als Datei beim Prüfer ab, der lädt das Dokument über das Netz in "SafeAssignment" hoch, wo das System Satz für Satz gegen Quellen im Netz und in kostenpflichtigen Fachdatenbanken gegencheckt. Am Ende zeigt "SafeAssignment" dem Prüfenden an, ob und wo der Autor abgeschrieben und ob er seine Quellen auch sauber referenziert hat.
Ab dem Wintersemester, das kommende Woche beginnt, werden Magister-, Diploms- und Doktorarbeiten an der Universität Wien mit MyDropBox überprüft. "Wir führen das System jetzt nach und nach in allen Studiengängen ein", sagt Uni-Sprecherin Cornelia Blum. Pro Jahr fallen an der Uni Wien etwa 5.000 akademische Abschlussarbeiten zum Test an. Schon 2005 begann man hier mit der Evaluation verschiedener Anti-Plagiats-Programme und entschied sich Anfang dieses Jahres für "MyDropBox".
Alle Arbeiten werden geprüft
Auch die Universität Innsbruck kündigte am Donnerstag an, in der Testphase von Oktober bis Dezember alle eingereichten wissenschaftlichen Arbeiten "von der Seminararbeit bis zur Dissertation" auf Plagiate prüfen zu wollen. Die Software steht dem Lehrpersonal und den Studierenden zur Verfügung. Nach der Bewertung dieser Testphase will die Universität darüber entscheiden, ob sie die Software lizensieren wird.
"Wir orientieren uns bei unserer Entscheidung auch an den Tests der Universität Wien. Es gibt zudem Bestrebungen, über eine gesamtösterreichische Lizenz deutlich bessere Konditionen zu verhandeln. Wir können daher nicht sagen, wie viel Geld uns im Endeffekt die Lizensierung kosten wird", sagt Jürgen Steinberger, Sprecher der Uni Innsbruck.
20.000 Euro Lizenzkosten für Wien
Eine Einzellizenz für "SafeAssignment" ist, laut Website des Herstellers, für 89,90 US-Dollar [70,83 Euro] pro Jahr zu haben. Die Universität Wien teilte im März 2006 mit, dass die "MyDropBox"-Lizenz für ihren ganzen Campus jährlich 20.000 Euro kosten würde. Die Software umfasst allerdings nicht nur das Modul, das Arbeiten auf Plagiate prüft, sondern bietet auch andere Groupware-Funktionen für Abläufe im akademischen Publizieren.
Auch andere österreichische Hochschulen wollen sich gegen Internet-Tricksereien absichern, denn die Versuchung, einfach fremde Textpassagen in eigene Arbeiten herüberzukopieren, ist gross. Erst Anfang August entliess in Klagenfurt Rektor Heinrich C. Mayr eine Assistentin seiner Universität, weil sie Teile ihrer Diplomarbeit aus dem Internet kopiert hatte.