Unsicherheit bei Siemens PSE und BenQ
Die Mitarbeiter von Siemens PSE Österreich befürchten, dass sich der Fall BenQ Mobile bei ihnen wiederholt. Die Zukunft von BenQ Österreich ist immer noch unklar.
2.800 Menschen arbeiten im Siemens-Bereich Program and System Engineering [PSE] in Österreich. Da sich Siemens nach Vorgaben seines Chefs Klaus Kleinfeld weltweit von der Kommunikationssparte trennen will, möchte das Unternehmen hier zu Lande 200 der PSE-Arbeitsplätze in eine neue Gesellschaft auslagern. Die Mitarbeiter waren bisher im Bereich Communications Enterprise [Com E] tätig, wo sie Software für Telefonanlagen programmierten.
Neue Partner
"Wir wollen die Arbeitsplätze damit absichern und nicht gefährden", sagt Siemens-Sprecher Harald Stockbauer, "wir versuchen, für den Bereich Com-Enterprise neue Partner zu finden, mit denen er auf dem Markt erfolgreich sein kann."
"Bei der Ausgliederung selbst verschwinden die Arbeitsplätze noch nicht", sagt Ataollah Samadani, Betriebsratsvorsitzender bei Siemens PSE Österreich, "aber wir sind erwachsene Leute und wissen, dass das hinterher geschehen wird. Siemens will sich von der Telefontechnik-Sparte trennen. Das ist genau das, was mit BenQ passiert ist. Wir Betriebsräte wurden schon oft belogen."
"Die Ausgliederung geschieht in einem ungünstigen Umfeld", gibt Stockbauer zu. Während Siemens im restlichen Telefongeschäft mit Nokia zusammenarbeitee, sei für den Enterprise-Bereich noch kein Partner gefunden worden.
"Wir brauchen qualifiziertes Personal"
Samadani kann nicht verstehen, warum die 200 Arbeitsplätze vom Bereich PSE abgetrennt werden sollen: "Wir brauchen dringend qualifiziertes Personal. Diese Mitarbeiter können ja nicht nur Telefonanlagen programmieren, sondern auch in anderen Aufgabenfeldern eingesetzt werden."
Der Betriebsrat sei auch gar nicht dagegen, dass eine neue Firma ausgegründet werde. "Die bestehenden Projekte sollen zu Ende gebracht werden und jeder soll selbst entscheiden können, ob er in die neue Firma wechseln will", sagt Samadani.
PSE entwickelte auch Software für die 2005 durch BenQ übernommene Mobiltelefonsparte von Siemens. "Die Aufträge aus diesem Bereich sind in letzter Zeit aber zurückgegangen", berichtet Samadani. Weltweit arbeiten ungefähr 6.500 Menschen bei Siemens PSE. Am Donnerstag hatten sich auf einer Betriebsversammlung 97,3 Prozent der knapp 1.500 Teilnehmer dafür ausgesprochen, notfalls gegen eine Aufspaltung des Unternehmens in Streik zu treten.
Weiter Unsicherheit bei BenQ
Bei der österreichischen Niederlassung von BenQ herrscht unterdessen weiter Unsicherheit. Unternehmenssprecherin Christina Brandenstein hat noch "keine Neuigkeiten" darüber, inwieweit die Insolvenz von BenQ Mobile Deutschland die österreichische Filiale tangiert. In Österreich arbeiten 50 Vertriebsmitarbeiter für BenQ, die von Wien aus die Geschäfte für Ost- und Südeuropa, Afrika und den Nahen Osten koordinieren.
Siemens erwägt nach der Pleite seiner ehemaligen Handysparte rechtliche Schritte gegen den taiwanischen BenQ-Konzern. "Wir werden prüfen, ob wir zugestandene Rechte wie etwa die Patentüberlassung oder die Führung der Marke Siemens anfechten", sagte ein Siemens-Sprecher.
Nach der Ankündigung der BenQ-Zentrale vom Donnerstag, die deutsche Tochter nicht weiter unterstützen zu wollen, stieg der Aktienkurs des Unternehmens an der Börse von Taipeh um sechs Prozent.
Wie BenQ-Sprecher Eric Yu am Freitag in Taipeh sagte, habe BenQ Mobile seit der Übernahme von Siemens einen Verlust von 840 Mio. Euro gemacht. BenQ habe mit allen Mitteln versucht, die Verluste zu stoppen, aber es sei nicht gelungen. Yu machte Verzögerungen in Forschung und Entwicklung für den Misserfolg des Unternehmens verantwortlich.
(futurezone | APA | Reuters)