"SZ": BenQ-Mobile-Pleite vorprogrammiert
Neue Hinweise stützen den Verdacht, dass die Pleite der früheren Siemens-Handysparte durch ihren neuen Eigentümer BenQ bewusst vorbereitet wurde. Ausständige Zahlungen sollten an BenQ Mobile absichtlich vorbeigeführt werden.
Unterhändler aus Taiwan hätten Siemens vor rund zwei Wochen aufgefordert, noch ausstehende Zahlungen von mindestens 50 Millionen Euro an BenQ Mobile in Deutschland vorzuziehen und an die Konzernzentrale in Taiwan umzuleiten, berichtete die "Süddeutsche Zeitung" am Montag. Das Blatt beruft sich auf interne Quellen bei Siemens.
Als Grund hätten die Unterhändler die akute Finanzschwäche des gesamten BenQ-Konzerns angegeben. Siemens habe einem Vorziehen der Zahlung zwar zugestimmt, die Umleitung des Geldes nach Taiwan aber abgelehnt. Daraufhin habe BenQ kein Interesse mehr an der Zahlung gehabt.
Siemens will Zahlungen prüfen
Siemens-Finanzchef Joe Kaeser sagte gegenüber der Zeitung, Siemens sei weiter bereit, die Zahlungen wie vereinbart zu leisten.
Bei den ausstehenden 167 Millionen Euro werde jedoch genau geprüft, was nach Taiwan und was an das deutsche BenQ-Tochterunternehmen überwiesen werde. Siemens hatte die Handysparte vor rund einem Jahr an BenQ abgegeben.
BenQ Mobile hatte am Freitag Insolvenz angemeldet, nachdem der Mutterkonzern aus Taiwan den Geldhahn zugedreht hatte. Insolvenzverwalter Martin Prager äußerte sich am Samstag zuversichtlich, den Betrieb zumindest bis Ende des Jahres aufrechterhalten zu können. Politiker aller Parteien hatten sich von der Schließung empört gezeigt.
Siemens-Manager rudern zurück
Unterdessen widersprach Siemens-Chef Klaus Kleinfeld Spekulationen, wonach die Einstellung der Handysparte schon beim Verkauf beabsichtigt gewesen sei: "Alle Behauptungen, wir hätten die Insolvenz von BenQ Mobile in Deutschland billigend in Kauf genommen, sind böswillige Unterstellungen. Das lassen wir uns nicht gefallen.
Unser Ziel war immer, für das Siemens-Handygeschäft eine solide Zukunft zu schaffen. Dafür haben wir finanzielle Mittel, Patente und sogar unsere Marke Siemens zur Verfügung gestellt", sagte er.
Nach massiver Kritik von Politik und Gewerkschaften in Deutschland verzichtet der Siemens-Vorstand auf die vorgesehene 30-prozentige Gehaltserhöhung für seine Mitglieder. Weiterhin kündigte Kleinfeld an, dass Siemens mit einem 30-Millionen-Euro-Fonds Härten bei Entlassungen in der ehemaligen Handysparte des Münchner Technologiekonzerns mildern wolle.
11.666,67 Euro pro Mitarbeiter
Das Unternehmen will ausserdem einen Fonds in Höhe von 35 Millionen Euro für die 3.000 vor der Entlassung stehenden Mitarbeiter seiner ehemaligen Mobiltelefonsparte auflegen, aus dem Umschulungs- und Weiterbildungsmassnahmen finanziert werden sollen.
(APA | Reuters | AP)