BenQ-Mitarbeitern droht Kündigungswelle

Insolvenz
03.10.2006

Der taiwanesische Elektronikkonzern BenQ kappt zunehmend die Verbindungen zu seiner zahlungsunfähigen deutschen Tochter BenQ Mobile. Die muss in 90 Tagen profitabel werden, wobei zahlreichen Mitarbeitern die Kündigung bevorsteht.

"Nachdem der Insolvenzantrag gestellt war, mussten wir die Lieferung aus unseren chinesischen Fabriken an unsere deutsche Mobiltelefontochter beenden", sagte Finanzchef Eric Yu am Dienstag in Taipeh. Die Verluste der früheren Siemens-Sparte bezifferte er auf 840 Mio. Euro während der vergangenen zwölf Monate.

BenQ: Schlechtes Projektmanagement

Für die Schwierigkeiten machten Yu und BenQ-Strategiechef Rick Lei ein schlechtes Projektmanagement im Konzern und bei der deutschen Tochter verantwortlich. Das habe zu einer dreimonatigen Verzögerung bei der Einführung neuer Produkte und damit zu hohen Verlusten geführt.

Da beide Seiten keine Lösung für die Schwierigkeiten gefunden hätten, sei der Insolvenzantrag gestellt worden, erklärte Yu. Siemens hatte das defizitäre Geschäft mit Mobiltelefonen im vergangenen Jahr an BenQ verkauft.

Kahlschlag bei den Jobs

Den 3.000 BenQ-Beschäftigten in Deutschland droht nun eine Kündigungswelle. Der Münchner Betriebsratschefin Susanne Hahlweg zufolge hat der Insolvenzverwalter tiefe Einschnitte angekündigt. "Wenn wir es in 90 Tagen nicht schaffen, schlank und interessant für Investoren zu werden, ist es sicher das Aus für uns", so Hahlweg. Sicherlich werde es zu einem weiteren Arbeitsplatzabbau kommen.

Siemens-Chef Klaus Kleinfeld sagte den BenQ-Mobile-Beschäftigten zu, dass sie bei Bewerbungen von Siemens wie interne Mitarbeiter behandelt würden. Derzeit gebe es 2.000 offene Stellen bei Siemens in Deutschland.

Hilfsversuche der bayrischen Regierung

Unterdessen kündigte die bayerische Landesregierung an, sich um einen strategischen Investor für die deutschen BenQ-Werke kümmern zu wollen. Er wolle zusammen mit Siemens einen strategischen Investor finden, der die Produktion in Deutschland fortsetzt, sagte der bayrische Wirtschaftsminister Erwin Huber [CSU] in einem Interview mit der "Passauer Neuen Presse" [Dienstag-Ausgabe].

Huber möchte den BenQ-Konzern in die Pflicht nehmen. "Wir werden die vertraglichen Verpflichtungen, die BenQ eingegangen ist, genau mit Siemens untersuchen und peinlich darauf achten, dass BenQ alle rechtlichen Verpflichtungen einhält." Dazu gehöre auch, von Siemens bereits an BenQ gezahlte Mittel in Deutschland zu halten.

"Den taiwanesischen Tiger nicht füttern"

"Wir wollen natürlich den taiwanesischen Tiger nicht füttern, sondern Arbeitsplätze in Deutschland halten", sagte der Wirtschaftsminister. Siemens-Chef Kleinfeld hatte erklärt, von den 413 Mio. Euro, die sein Unternehmen für die Übernahme bezahlen sollte, seien zwei Raten über insgesamt 150 Mio. Euro noch nicht beglichen.

Auch die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel [CDU] forderte Siemens auf, den Mitarbeitern von BenQ Mobile zu helfen. In ihrer Rede zum Tag der deutschen Einheit in Kiel sagte sie, der Konzern müsse seiner Verantwortung nachkommen, auch um das Vertrauen in die soziale Marktwirtschaft zu stärken.

Mobilfunkunternehmen ziehen sich zurück

Der Mobilfunkkonzern T-Mobile hat seine Bestellungen beim Handy-Hersteller BenQ auf Eis gelegt. Nach der Insolvenz von BenQ müssten nun einige Fragen wie Kundenservice und die Versorgung mit Ersatzteilen geklärt werden, sagte ein Sprecher der Telekom-Tochter am Dienstag in Bonn und bestätigte damit zum Teil einen Bericht der "Financial Times Deutschland" vom Mittwoch. "Ziel der Gespräche mit dem Insolvenzverwalter ist es aber, weiterhin BenQ- Handys zu verkaufen."

Das Gespräch mit dem Insolvenzverwalter soll in den kommenden Tagen stattfinden. T-Mobile ist nach Angaben aus Branchenkreisen mit einigen hunderttausend verkauften Geräten einer der größten Kunden von BenQ. Derzeit hat die Bonner Gesellschaft vier Mobiltelefone der früheren Siemens-Tochter im Programm.

Den Branchenkreisen zufolge hat auch Vodafone D2 seine Bestellung bei BenQ gestoppt. Wie T-Mobile so wolle auch Vodafone die offenen Fragen klären, hieß es. Ein Sprecher von Vodafone D2 sagte dazu: "Wir sind im Gespräch mit dem Insolvenzverwalter von BenQ."

(APA | Reuters | AP)