15.01.2003

BIG BROTHER

Bildquelle: ORF.at

160.000 Kameras überwachen Österreich

"Big Brother" hat in Österreich bereits rund 160.000 "Augen" - so viele Kameras zur Videoüberwachung im öffentlichen Bereich sind nach jüngsten Schätzungen derzeit zwischen dem Bodensee und dem Neusiedler See installiert.

In der vom Innenministerium herausgegebenen Fachzeitschrift "Öffentliche Sicherheit" wird in der jüngsten Ausgabe über die Situation bei der Videoüberwachung in Österreich berichtet: "Immer mehr Videokameras werden installiert, um Straßen, Plätze, Banken und Geschäfte sicherer zu machen", so "Öffentliche Sicherheit".

In vielen Städten habe demnach die Videoüberwachung öffentlicher Plätze zu einer Verdrängung der Straßenkriminalität geführt, "sichtbare Kameras haben eine abschreckende Wirkung auf Kriminelle, gleichzeitig sollen sich die Bürger sicher fühlen", heißt es in dem Artikel.

Juristische Grauzone

Datenschützer warnen allerdings vor der zunehmenden Überwachung des öffentlichen Raums. Hans G. Zeger vom Verein ARGE Daten wird in dem Artikel der "Öffentlichen Sicherheit" mit der Feststellung zitiert, in Österreich würden die spezifischen Probleme der boomenden Überwachungssysteme "völlig ignoriert".

Mit den installierten Videokameras würden, so Zeger, vorwiegend unbeteiligte Personen erfasst, die "in keinem Zusammenhang mit dem angestrebten Zweck der Installation" stünden.

Für diese Menschen müssten zum Schutz der Privatsphäre und der Sicherung ihrer Rechte zusätzliche Maßnahmen gesetzt werden, verlangt der Datenschützer und spricht derzeit von einem "völligen Video-Wildwuchs".

Zeger nennt in dem Artikel als wichtigste Forderung, dass Klarheit geschaffen werden müsse, "wer im öffentlichen Raum Videokameras installieren darf, wie die Informationspflichten gegenüber den Betroffenen zu erfüllen sind, wie die erhobenen Informationen zu verwenden sind und in welcher Form Aufsichtspflichten wahrzunehmen sind".

Ausweitung der Überwachung wird geprüft

Innenminister Ernst Strasser [ÖVP] hat im vergangenen November eine Arbeitsgruppe eingerichtet, welche die rechtlichen Möglichkeiten der Videoüberwachung prüfen und Regeln vorbereiten soll.

Auf diese Weise könnten viele Taten verhindert und geschehene im Nachhinein aufgeklärt werden, meinte der Ressortchef.

Eine gesetzliche Änderung werde aber "nur im gesellschaftlichen Konsens" angestrebt, so Strasser.