Maßnahmen für faire Domain-Vergabe
Um Manipulationen bei der Vergabe von Internet-Adressen künftig ausschließen zu können, hat die österreichische Domain-Registrierungsstelle nic.at ein Aktionsprogramm eingeleitet. Eine Anfang Oktober gestartete Gratisaktion für Umlaut-Domains brachte bereits 50.000 neue Registrierungen.
Die nic.at will mit einem bereits eingeleiteten Maßnahmenpaket künftig Unregelmäßigkeiten bei der Domain-Vergabe verhindern und die Vergabe von Internet-Adressen transparenter gestalten. Mitarbeiter von nic.at dürfen künftig nicht mehr als Registrare tätig sein und müssen eine Unvereinbarkeitserklärung unterschreiben, erklärte Richard Wein, Geschäftsführer der Domain-Registrierungsstelle am Dienstag bei einem Pressegespräch in Wien.
Auch die Log-Files der Registrare bleiben gespeichert und können von anderen Registraren anonymisiert eingesehen werden. Damit ist bei Unklarheiten eine lückenlose Kontrolle möglich, sagte Wein.
Manipulationen bei Ziffern-Domains
Anlaß für das Aktionsprogramm waren Manipulationen bei der Vergabe von Ziffern-Domains am 19. September. Damals verschaffte sich eine Mitarbeiter der Domain-Registrierungsstelle, der auch als Registrar tätig war, durch die Zuteilung der doppelten Bandbreite Vorteile gegenüber anderen Registraren.
Der Mitarbeiter wurde fristlos entlassen. Auch sein Registrarvertrag mit der nic.at wurde mittlerweile gekündigt.
24 Ziffern-Domains, die sich der Ex-Mitarbeiter durch die Manipulation der ihm zur Verfügung stehenden Bandbreite für Dritte gesichert hatte, bleiben vorerst bei nic.at geparkt und sollen nach Vorliegen eines rechtlichen Gutachtens an den zweitgereihten Antragssteller übertragen werden.
Auch acht weitere Domains, die der in Frage stehende Mitarbeiter für sich persönlich registriert hat, warten auf neue Besitzer.
Weitere Prüfungen
Dem noch im Raum stehenden Vorwurf eines Naheverhältnisses eines nic.at-Mitarbeiters zu einem Registrar werde noch nachgegangen, sagte Wein. Bislang habe sich der Mitarbeiter, der sich derzeit in den USA aufhält, nichts zu Schulden kommen lassen, betonte er.
Geprüft werden auch vergangene Domain-Vergaben. Die Analyse dauere jedoch noch an, so der nic.at-Geschäftsführer.
IDN-Gratis-Aktion
Keine Manipulationen gab es beim Start der Gratisaktion für Umlaut-Domains am vergangenen Samstag. Der Internationalized Domain Name Standard [IDN] macht Umlaute und andere Sonderzeichen in Internet-Domains möglich. Noch bis zum 30. November können IDN-Domains im ersten Jahr gratis über die an der Aktion teilnehmenden Registrare bestellt werden.
Eine Liste der Registrare findet sich unter:
Seit dem Start der "For free"-Aktion am vergangenen Sonntag wurden bereits 50.000 neue IDN-Domains registriert. Die Nachfrage habe alle Erwartungen übertroffen, sagte Peter Heinrich, Sales-Manager von nic.at.
IDM-Domains
IDN-Domains, die Umlaute und andere Sonderzeichen enthalten, werden seit März 2004 vergeben. Vor dem Start der Gratis-Aktion machten diese rund zwei Prozent aller registrierten .at-Domains aus. Mittlerweile sind es bereits zehn Prozent. Eine Werbkampagne, die am 6. Oktober
startet, soll für weitere Zuwächse sorgen.
IDN-Domains werden von zahlreichen Browsern, darunter Firefox [ab Version 0.8], Opera [ab Version 7.11] und Safari [ab Version 1.2] unterstützt. Der Microsoft Internet Explorer kann ab der Version 5.0 durch die Installation eines Plugins IDN-fähig gemacht werden. Ab der Version 7, die demnächst veröffentlicht werden soll, werden Umlaut-Adressen auch mit dem Internet Explorer abrufbar sein.
Bis auch gängige E-Mail-Programme IDN-Domains unterstützen, wird es hingegen noch einige Zeit dauern. In ein bis zwei Jahren sollten vernünftige Standards verfügbar sein, prognostizierte der nic.at-Geschäftsführer.
Insgesamt sind in Österreich derzeit mehr als 600.000 Domains registriert. 564.000 davon sind .at-Domains. Damit liege Österreich in Europa im Spitzenfeld in der Verwendung der Landeskennung, erklärte Heinrich.
(futurezone | Patrick Dax)