16.01.2003

BLOGGADE

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Peking blockiert Weblog-Service

Die chinesische Regierung hat ihre Zensuraktivitäten im Internet offenbar auf ein neues Ziel ausgedehnt.

Nach Angaben von in China lebenden Verfassern von Online-Tagebüchern, so genannten Weblogs oder Blogs, soll der Zugriff auf eines der beliebtesten Weblog-Services, Blogger.com, seit 8. Jänner nicht mehr möglich sein.

"Das ist nicht auf ein technisches Problem zurückzuführen", erklärt Jason Shellen von der US-Betreiberfirma Pyra Labs. Das sechsköpfige Unternehmen kämpft seit Tagen mit einer Mail-Lawine von frustrierten Bloggern in China, die wissen wollen, warum sie den Dienst nicht mehr erreichen können.

Die Blogs können zwar weiterhin upgedatet, aber nicht von China aus gelesen werden.

Spekulationen über Gründe

Über die Gründe der chinesischen Regierung für die Ausdehnung der Zensur kann inzwischen nur spekuliert werden.

So soll das ganze Service eigentlich nur blockiert werden, um den Zugriff auf ein spezielles Weblog zu verhindern: dweb.blogspot.com. Die Seite listet eine Reihe von Proxy-Servern auf, mit deren Hilfe man auch gefilterte Seiten erreichen kann.

Auch erfolgte der Bann genau zu dem Zeitpunkt [8. Jänner], als ein "Internet-Dissident" in China wegen Untergrabung der Staatsgewalt vor Gericht gestellt wurde. Der Autor Tao Haidong wurde angeklagt, weil er im Internet den Zusammenbruch der chinesischen Wirtschaft vorhergesagt, China einen Feudalstaat genannt und seine Führer beschimpft haben soll.

Mancherorts wird auch hier ein Zusammenhang vermutet.

50.000 Websites im Durchschnitt blockiert

In China verfügen etwa 50 Millionen Menschen über einen Internet-Zugang. Welche Netzinhalte auch immer von den Behörden als bedrohlich angesehen werden, werden blockiert.

Beinahe 50.000 Websites sind für chinesische User im Durchschnitt nicht erreichbar. Manche Themenbereiche wie Demokratisierung, Tibet und Taiwan sind nahezu vollständig blockiert.

Auch prominente Seiten wie Google finden sich zeitweilig unter den Verbannten.