Siemens friert Zahlungen an BenQ ein
Der deutsche Technologiekonzern Siemens will die ausstehende Schlussrate für die Übertragung seiner Handysparte vorerst nicht an das taiwanesische Unternehmen BenQ überweisen.
Die Summe von rund 100 Millionen Euro werde auf einem Treuhandkonto hinterlegt, sagte Siemens-Chef Klaus Kleinfeld am Mittwoch. Der Insolvenzverwalter von BenQ Mobile in Deutschland habe mitgeteilt, es sei ungeklärt, ob das Geld der Muttergesellschaft in Taiwan oder der insolventen deutschen Tochter zustehe.
Oktober-Rate wird bezahlt
Eine im Oktober fällige Rate über rund 50 Millionen Euro werde allerdings wie vorgesehen an die deutsche BenQ Mobile bezahlt. "Wir gehen davon aus, dass diese Summe den Mitarbeitern zugute kommt", sagte Kleinfeld.
Siemens werde auch alle Lieferungen und Leistungen an die frühere Handysparte weiter erbringen und nicht - wie im Insolvenzfall sonst üblich - nur noch gegen Bargeld liefern.
Glaube an den Partner
Kleinfeld wies Kritik an dem Verkauf der Handy-Sparte an BenQ vor einem Jahr zurück. "Bei der Wahl war das wichtigste Kriterium, das für BenQ sprach, dass BenQ die deutschen Standorte sichern und ausbauen wollte."
In diesem Glauben habe Siemens zugesagt, insgesamt 413 Millionen Euro in die Sparte zu stecken.
BenQ-Spitze auf Tauchstation
In der vorletzten Woche habe BenQ schließlich darum gebeten, die noch ausstehenden Raten früher zu bezahlen, sagte Finanzchef Joe Kaeser. Beide Unternehmen hätten sich zunächst geeinigt, doch die Taiwaner hätten die gesamte Summe entgegen der Vereinbarung nach Taipeh erhalten wollen. "Da haben wir gesagt: Nein, wir halten uns an die Abmachung. Danach haben wir nichts mehr gehört", sagte Kaeser. Seit der Pleite sei die BenQ-Spitze auf Tauchstation, sagte Kleinfeld.
Neue Hinweise stützen unterdessen den Verdacht, dass die Pleite der früheren Siemens-Handysparte durch ihren neuen Eigentümer BenQ bewusst vorbereitet wurde.
Fonds füre Auffanggesellschaft
Für die rund 3.000 von der Pleite betroffenen Mitarbeitern will Siemens eine Stellenbörse einrichten, über sie sich bevorzugt auf die 2.000 offenen Siemens-Stellen in Deutschland bewerben können.
Zuvor müsse der Insolvenzverwalter den Konzern allerdings von einem Abwerbeverbot befreien, das Siemens bei der Abgabe seines Handygeschäfts eingegangen war, sagte Kleinfeld. Prager prüfe gerade die Entbindung von dieser Verpflichtung.
Kleinfeld betonte, Siemens habe mit Auffanggesellschaften in der Vergangenheit gute Erfahrungen gesammelt. Sollte es zu so einer Lösung kommen, werde der Konzern auch den geplanten Hilfsfonds über 35 Millionen Euro dort einbringen.
(AFP | Reuters)