Provider sollen Musiklabels entschädigen
Auf der internationalen Musikmesse Midem in Cannes hat der US-Musikindustrieverband [RIAA] angekündigt, zukünftig Internet-Provider [ISPs] und Telekom-Unternehmen verstärkt in die Verantwortung für Schäden durch illegale Musik-Downloads zu nehmen.
Laut Hilary Rosen, Geschäftsführerin der "Recording Industry Association of America" [RIAA], "muss man der Tatsache ins Gesicht sehen, dass es den enormen Bedarf für Breitbanddienste allein deshalb gibt, weil File-Sharing-Tools existieren".
Rosen schlug zur Umsetzung der Forderung eine Abgabe für ISPs vor, mit der die Musikindustrie für die Verluste durch die Online-Tauschbörsen entschädigt werden soll. Die Provider sollen die Abgabe nach Vorstellungen der RIAA dann von ihren Kunden über erhöhte Gebühren wieder eintreiben.
Bei den Providern dürfte dieser Plan allerdings nicht auf Zustimmung treffen: Tiscali-CEO Mario Mariani wies die RIAA-Forderungen auf der Midem sofort als unrealistisch zurück.
Die mehr als 9.000 Fachbesucher aus fast 100 Ländern erhoffen sich von der Messe Antworten auf drängende Fragen: Wie kann mit Musik im Internet Geld verdient werden? Wie können Plattenverkäufe angekurbelt werden? Und wie lassen sich die Urheberrechte von Musik besser schützen? Die Midem ist neben der Kölner Popkomm einer der größten Branchentreffs der Welt.
MidemSchlacht um die Bandbreite
In den USA scheint die RIAA mit ihrem Druck auf die ISPs derzeit wenigstens einen Teilerfolg zu erzielen:
Betreiber von High-Speed-Anbindungen wollen mit einer neuen Preisgestaltung und der Schaffung von monatlichen Download-Limits die Tauschbörsen-Aktivitäten ihrer User einschränken.
Mit der Einführung von beschränkten Download-Volumina will man ein angemessenes Mittel gegen den Download von urheberrechtlich geschütztem Material gefunden haben. Rechtliche Schritte konnten das File-Sharing bisher nicht eindämmen.
Die geplanten Bandbreiteneinschränkungen sind in Europa allerdings schon längst Realität, ohne dass die Musikindustrie hier Entwarnung für das ausgemachte Tauschbörsen-Problem gegeben hätte.
US-Provider wollen Download-LimitsLegale Downloads stärken
Die weiteren Ausführungen Rosens trafen dann allerdings auf ungegeteilte Zustimmung des Midem-Publikums.
Die Musikindustrie kann nach Ansicht der RIAA nur durch stärkere Zusammenarbeit von Plattenfirmen, Verlegern und Künstlern im Kampf gegen Online-Piraten bestehen.
Songs und Alben müssten schnellstens für den kommerziellen Vertrieb im Internet lizenziert, also freigegeben werden, sagte Rosen. Europa hinke hier weit hinter der US-Entwicklung hinterher.
Die Musik-Abodienste Musicnet und Pressplay konnten laut Rosen im vergangenen Jahr nur deshalb in den USA starten, weil sich die Plattenfirmen und Verleger über die Lizenzierung der Songs geeinigt hätten. Usern in Europa seien diese Dienste noch verschlossen, da sich hier die großen Plattenfirmen noch nicht mit den Verlegern, Komponisten und Künstlern geeinigt hätten.
"Alle für einen" im Kampf gegen Piraten