Anklagen im HP-Skandal fix
Die zurückgetretene Aufsichtsratschefin des Computer-Konzerns Hewlett-Packard [HP], Patricia Dunn, und der ehemalige Direktor für Ethikfragen, Kevin Hunsaker, müssen sich in der Affäre um die Bespitzelung von Journalisten vor Gericht verantworten.
Die kalifornische Staatsanwaltschaft erhob am Mittwoch Klage gegen Dunn und Hunsaker. Auch drei weitere Männer wurden wegen der Beteiligung an der Affäre angeklagt. Im Falle einer Verurteilung drohen den Angeklagten bis zu zwölf Jahre Haft und Geldstrafen in Höhe von rund 65.000 Dollar.
HP-Chef Mark Hurd, der nach eigenen Angaben von der Bespitzelung wusste, wird hingegen nicht gerichtlich belangt.
Haftbefehle beantragt
Den Angeklagten werden dem Staatsanwalt zufolge betrügerisches Abhören, der Missbrauch von Computerdaten, Identitätsdiebstahl und Verschwörung vorgeworfen. Die Staatsanwaltschaft beantragte Haftbefehle für die Beschuldigten.
Anfang September war bekannt geworden, dass Privatdetektive im Auftrag von HP unter falschem Namen die Daten von privaten Telefonaten von Mitgliedern des Gremiums sowie von Journalisten beschafft hatten. Sie sollten herausfinden, wie interne Überlegungen des Verwaltungsrats an die Presse kommen konnten.
Infolge des Skandals waren Dunn und Hunsaker zurückgetreten. Die Ex-Aufsichtsratschefin hatte noch in der vergangenen Woche bei einer Anhörung vor einem Kongressausschuss ihre Unschuld erklärt. Der Jurist Hunsaker hatte die Aussage mit Verweis auf das Verfassungsrecht, sich nicht selbst zu belasten, verweigert.
Klagen auch gegen Privatdetektive
Neben Dunn und Hunsaker wurden die seinerzeit von HP beauftragten Privatermittler Ronald DeLia und Matthew Depante sowie der Unternehmensmitarbeiter Bryan Wagner angeklagt. Der Klageschrift zufolge arbeiteten DeLia und Dunn in der Affäre eng zusammen.
Anwalt: "Desinformationskampagne"
Dunns Anwalt kritisierte die Klage gegen seine Mandantin. Diese sei der Höhepunkt einer gut finanzierten und gezielten "Desinformationskampagne", sagte Jim
Brosnahan. Die Anschuldigungen richteten sich gegen "die falsche Person".
HP wollte sich in einer Erklärung nicht zu den Vorwürfen äußern, sicherte den Justizbehörden jedoch Kooperationsbereitschaft zu.
(AFP)