Musikindustrie lockt mit Gratis-Downloads
"Im Kampf gegen die Online-Piraterie" verschenkt die europäische Musikbranche schon wieder "einmalig" Songs im Internet.
Im Rahmen der Kampagne "Digital Download Day Europe" können Surfer vom 21. März an Tracks im Wert von fünf Euro kostenlos und legal herunterladen.
"Damit wollen wir zeigen, dass legale Musikdienste im Web existieren und dass diese besser sind als illegale", sagte Charles Grimsdale vom Online-Musikservice OD2 am Montag auf der Musikmesse Midem in Cannes. Ein Großteil der wichtigsten Plattenfirmen mache mit, sagte Grimsdale weiter.
Insgesamt stünden 150.000 Titel von 8.500 unterschiedlichen Interpreten zur Verfügung. Auf der Site von "Digital Download Day Europe" könnten sich Webnutzer von jetzt an registrieren lassen, um eine Gutschrift über fünf Euro zu bekommen. Diese können sie dann vom 21. bis 28. März bei 16 Internet-Musikdiensten einlösen, darunter Tiscali, MSN, HMV und Ministry of Sound. Einen Song herunterzuladen und auf dem PC zu speichern koste 16 Cent; wenn dieser Song auf CD gebrannt werden soll, werden 0,99 bis 1,50 Euro fällig.
"Digital Download Day Europe"Neuauflage
So neu, wie OD2 die Idee, Nutzer an legale Downloads zu "gewöhnen", offensichtlich auf der Midem darstellt, ist diese aber nicht:
Schon im letzten Herbst hat das Unternehmen einen "Digital Download Day" initiiert, wenn auch mit etwas weniger Songs zur Auswahl.
Nach der Aktion gab es von OD2 allerdings keine öffentliche Stellungnahme dazu, wie erfolgreich die Aktion war.
Die Kampagne sollte deutlich machen, dass nicht nur illegale Musikdateien aus dem Netz heruntergeladen werden können, und sie soll das Interesse auf die legalen Sites lenken, deren Dienste nicht umsonst sind: "Das Bezahlen für Musik muss die bessere Alternative sein", meinte ein OD2-Sprecher im letzten November.
Nutzer an legale Downloads "gewöhnen"Private Nutzer legalisieren
Die Idee des "Digital Download Day Europe" liegt voll auf der Linie, die erst am Samsatg zur Eröffnung der Midem von Hilary Rosen, Geschäftsführerin der Recording Industry Association of America [RIAA], gefordert wurde.
Die Musikindustrie kann nach ihrer Ansicht nur durch stärkere Zusammenarbeit von Plattenfirmen, Verlegern und Künstlern im Kampf gegen Online-Piraten bestehen. Songs und Alben müssten daher schnellstens für den kommerziellen Vertrieb im Internet lizenziert, also freigegeben werden.
Neben den attraktiveren legalen Angeboten will die Musikindustrie vor allem profesionelle Raubkopierer bekämpfen.
"Der Pirat, den wir bekämpfen, ist ein sehr gewiefter Krimineller, der eine Menge Geld in Techniken und Vertriebswege investiert, um noch mehr Geld herauszuholen", sagte der Vorsitzende der "International Federation of the Phonographic Industry" [IFPI], Jay Berman, gestern auf der Midem.
Dabei habe die Musikindustrie keineswegs den Jugendlichen im Visier, der sich seine Lieblingssongs aus dem Internet herunterlädt und auf CD brennt.
"Alle für einen" im Kampf gegen Piraten