"Jede Musik-CD um 9,99 Euro"
Musik-CDs müssen nach Meinung der deutschen Plattenhändler deutlich billiger werden.
"Wir müssen die Preise drastisch senken, nicht nur um zehn oder 20 Cent. Jede CD muss 9,99 Euro kosten", sagte der Vorsitzende der Vereinigung deutscher Plattenhändler, Michael Huchthausen, und sprach damit vielen Tauschbörsen-Usern aus der Seele.
Nur mit einem solchen Preis könnten wieder mehr Musikfans überzeugt werden, CDs zu kaufen, anstatt sie zu brennen.
Die internationale Musikmesse Midem findet von 19. bis 23. Jänner in Cannes statt. Mehr als 9.000 Experten aus fast 100 Ländern beraten auf der Musikmesse über Wege aus der Krise.
Musikindustrie will "große Fische" fangenPhonoverband: "Neun von zehn Platten sind Flops"
Der gewünschten Preisreduzierung widersprach der deutsche Phonoverbandschef Gerd Gebhardt heftig. "Das würde gar nichts ändern. Im Moment haben wir eine Kostenlos-Mentalität, dagegen kommt man auch mit 9,99 nicht an", sagte er in einer Diskussionsrunde auf der Midem.
Eigentlich sei die CD heute zu billig, denn ihr Preis habe sich seit der Markteinführung vor 20 Jahren kaum verändert. Mit den höheren CD-Preisen für Topkünstler finanziere man zudem die Interpreten, die keinen Hit landeten.
"Neun von zehn Platten sind Flops, diese müssen von den Hits mitfinanziert werden. Bei einem Einheitspreis von 9,99 Euro können gar keine Neuheiten mehr herausgebracht werden", sagte Gebhardt, dessen Verband die Interessen der deutschen Plattenfirmen vertritt.
Hälfte der Tauschbörsen-User ist jünger als 24
Online-Musiktauschbörsen im Internet schmälern nach einer
aktuellen Untersuchung den CD-Absatz in Europa. Jeder siebente
Europäer lädt demnach Musik aus dem Internet herunter. Die Mehrheit
der 27.500 Befragten [63 Prozent] brennt die heruntergeladene Musik
auf CD-Rohlinge, anstatt kommerzielle CDs zu kaufen.
Umsetzung der EU-Copyright-Novelle
Die Musikbranche drängt vor allem auf ein modernes Urheberrecht.
Ein solches Gesetz analog zum "Digital Millennium Copyright Act" in den USA hat die Europäische Union zwar bereits beschlossen, doch bisher haben es nur zwei Mitgliedsstaaten [Dänemark und Griechenland] in nationales Recht umgesetzt.
Mit dem neuen Gesetz wird die private Kopie einer Musik-CD nicht untersagt, andererseits wird die Umgehung eines Kopierschutzes unter Strafe gestellt.
In Österreich wird die Novelle erst nach Neubildung der Regierung im Nationalrat behandelt.
Gemeinsames deutsches Webportal für Musik
Weiters will die deutsche Musikindustrie noch in diesem Jahr die
lang ersehnte gemeinsame Internet-Plattform für Musik-Downloads
schaffen. Sollten sich Plattenfirmen und Musikverleger über die
Verteilung der Erlöse aus dem Online-Musikverkauf einigen und die
Labels ihre Werke für den Online-Vertrieb freigeben, dann hätten die
deutschen Internet-Nutzer erstmals ein Angebot, das die Musikstücke
der fünf großen Major-Labels und kleiner Plattenfirmen komplett
anbietet.