Mobilkom will keine BenQ-Handys mehr
Unter der Pleite von BenQ Mobile in Deutschland leiden auch die Geschäfte in Österreich. Die mobilkom austria hat als erster heimischer Netzbetreiber offene Bestellungen auf Eis gelegt. BenQ-Siemens Österreich konzentriert sich darauf, das "laufende Geschäft sicherzustellen".
Der unerwartete "Rückzug" der Taiwanesen - BenQ hatte der deutschen Tochter letzte Woche unerwartet den Geldhahn zugedreht - wirkt sich nicht nur auf das Image, sondern mittlerweile auch auf die Geschäfte der ohnedies angeschlagenen ehemaligen Handysparte von Siemens aus.
Als erster der heimischen Netzbetreiber reagierte der heimische Marktführer mobilkom austria: Alle offenen Bestellungen bei BenQ-Siemens würden sofort auf Eis gelegt, so Sprecherin Daniela Winnicki auf Anfrage von ORF.at. Dann wolle man weitersehen.
Zu viele Unklarheiten
Es gebe derzeit noch zu viele Unklarheiten, etwa beim weiteren Service, und auch die Konditionen müssten genau geprüft werden, sodass man sich zu diesem Schritt entschlossen habe, so Winnicki.
BenQ-Siemens-Handys, die in den A1-Shops auf Lager liegen, sollen aber weiter verkauft werden.
Im A1-Shop finden sich von BenQ-Siemens derzeit das UMTS-Handy EF81 und das S68.
T-Mobile und One warten ab
Andere heimische Netzbetreiber geben sich zumindest vorsichtig, wenn auch endgültige Entscheidungen offenbar noch nicht gefallen sind.
One will ebenfalls die auf Lager liegenden Modelle von BenQ-Siemens weiter verkaufen, für die weitere Vorgehensweise gebe es aber noch keine Pläne, so One-Sprecherin Petra Jakob zu ORF.at.
Auch T-Mobile sieht "keinen Anlass", bereits getätigte Bestellungen zu ändern. Es gebe eine lange Partnerschaft zwischen T-Mobile und Siemens, daher gebe es vorerst keine Änderungen, sagte Firmensprecherin Andrea Karner.
One hat überhaupt nur ein Gerät von BenQ-Siemens im Angebot, und zwar das Musikhandy E61. T-Mobile bietet dagegen gleich drei Modelle an: das EF81, das S68 und das EL71.
Österreich schließt positiv ab
BenQ-Siemens Österreich steckt in einer echten Zwickmühle: Einerseits ist die Firma eine Schwester von BenQ Mobile in Deutschland und vertreibt offenbar erfolgreich Handys von BenQ-Siemens in zwölf Ländern. Das heurige Jahr schließt BenQ-Siemens in Österreich laut Sprecherin Christina Brandenstein mit einem positiven Ergebnis ab.
Auf der anderen Seite sei man von den Vorgängen nicht ganz unberührt, auch emotional: "Die Stimmung in Deutschland ist nicht gut."
Angesagter Optimismus
Dennoch übt man sich in Österreich in Optimismus: Die Verkaufsabteilung arbeite auf Hochtouren, es werde mit den Kunden mit Hochdruck an Lösungen gearbeitet, so Brandenstein. "Wir konzentrieren uns darauf, das laufende Geschäft sicherzustellen."
Auf die Frage, wie denn die Auftragslage in Österreich sei, meinte sie: "Nicht alle Bestellungen fallen weg." Und: "Das Weihnachtsgeschäft ist akzeptabel."
BenQ habe zudem zugesichert, für die nächsten zwei Jahre eine Garantie auf Services zu gewähren.
Die für das Weihnachtsgeschäft neu angekündigten Handys von BenQ-Siemens soll es trotz aller Widrigkeiten ebenfalls geben.
"Noch nicht wirklich traurig"
Sie selbst sei noch nicht wirklich traurig, so Brandenstein. Die Produktion in Asien gehe weiter und damit gebe es auch die Handys weiter. Das Headquarter liegt seit letzter Woche nicht mehr in München, sondern in Taiwan.
Für Österreich gebe es keine Pläne von Seiten BenQs, wobei die Mitarbeiter in Österreich hoffen würden, "dass sich nicht wirklich was ändert", sagte Brandenstein.
Vertrauen von Kunden und Netzbetreibern
Das Überleben von BenQ Mobile hängt auch davon ab, ob die Mobilfunkbetreiber als Kunden bei der Stange bleiben.
T-Mobile Deutschland ist laut eigenen Angaben "weiterhin in konstruktiven Gesprächen mit BenQ". Der Verkauf der Handys in Deutschland laufe derzeit normal weiter.
Letztendlich entscheide der Verbraucher mit seiner Wahl beim Kauf eines Handys darüber, ob BenQ eine Überlebenschance habe, so ein Sprecher von T-Mobile.
Der Chef von BenQ Mobile, Clemens Joos, wirbt seit letzter Woche bei Kunden, Telekoms und Politik für Solidarität für die "wettbewerbsfähigen Geräte made in Germany".
(futurezone | Nadja Igler)