Handyempfang in Zügen spaltet Betreiber

11.10.2006

ÖBB und mobilkom austria haben gemeinsam in den Handynetzausbau auf der Westbahnstrecke investiert. Die Mobilfunk-Mitbewerber kritisieren zwar die Vorgangsweise, wollen sich nun aber doch auf eine gemeinsame Nutzung der Infrastruktur gegen Gebühr einigen.

Für Bahnfahrer ist der teils schlechte Handyempfang auf Österreichs Zugstrecken oft sehr ärgerlich. Nachdem "Österreich" vergangene Woche berichtet hatte, dass die ÖBB mit der mobilkom austria einen Exklusivvertrag über den Netzausbau auf der Westbahnstrecke abgeschlossen hätten, machte sich in der Mobilfunkbranche Empörung breit.

In Reaktion darauf spielen die ÖBB den Ball jetzt an die Betreiber weiter. Sie sollen sich über die gemeinsame Nutzung von zusätzlichen Sendeeinrichtungen einigen, die die mobilkom austria in den vergangenen Monaten eingebaut hat.

Kein Exklusivabkommen

"Unser Ziel ist, dass ein Mobilfunkangebot für alle unsere Kunden erzielt wird, und das so rasch wie möglich", sagt Bahn-Sprecher Jörg Wollmann. Es seien auch mit anderen Betreibern Gespräche geführt worden, so Wollmann gegenüber ORF.at. Nur die mobilkom habe aber im Endeffekt mitgemacht.

Aus Bahn-Kreisen heißt es, dass die mobilkom die notwendigen Sendeverstärker für Züge zur Verfügung gestellt habe und jetzt mit den Konkurrenten über eine Weitervermietung verhandeln solle. Jetzt liege es an den Betreibern, sich zu einigen.

Auch die mobilkom austria betont: "Es gab nie einen Vertrag auf Exklusivität." Generell sei das nun aufgebaute Equipment aber so angelegt, dass die Mitbewerber darauf aufbauen könnten.

Zusätzliche Sender und Lichtwellenleiter

"Es ist wie bei der gemeinsamen Nutzung von Handymasten: Einer hat die Investition getätigt, wenn sich ein andere dranhängen will, muss er sich an den Kosten beteiligen", hieß es aus den Bahn-Kreisen.

Unter anderem wurden Sender nahe den Bahnstrecken verstärkt und die bestehenden ÖBB-Lichtwellenleiter entlang der Strecke aufgerüstet, zusätzliche Sender waren auch in den Tunneln notwendig. In den Zügen selbst wurden alte reflektierende Scheiben ausgetauscht und Antennen mit zusätzlichen Signalverstärkern eingebaut.

Innerhalb der nächsten zehn Jahre sollen sämtliche Bahnhöfe Österreichs mit Überwachungskameras ausgestattet werden. Die Kosten dafür belaufen sich auf rund 20 Millionen Euro, über den Nutzen schweigen sich die Bahnen nicht nur in Österreich aus.

Kritik von T-Mobile

Lediglich Hutchison ["3"], das sich in das GSM-Netz der mobilkom eingemietet hat, profitiert derzeit direkt von dem Exklusivabkommen.

T-Mobile-Austria-Chef Georg Pölzl bezeichnete die Vorgangsweise der Bahn vergangene Woche noch als "beispiellose Frechheit" und "Packelei zwischen Staatskonzernen".

T-Mobile-Sprecherin Andrea Karner betont nun, dass T-Mobile von den ÖBB keine Einladung zu Gesprächen erhalten habe. Das Unternehmen strebe dennoch eine Mitnutzung der Infrastruktur an.

"Seitens T-Mobile liegt seit Monaten ein Vorschlag zur Mitnutzung von der ÖBB und mobilkom errichteten Telekommunikationsinfrastruktur vor. Weder die ÖBB noch die mobilkom haben auf den Vorschlag reagiert", so der Kommentar. In dem Vorschlag sei auch eine anteilige Beteiligung an der Investitionssumme enthalten gewesen.

One will kooperieren

Es sei nicht "unerwartet", dass zwischen Staatsunternehmen ein derartiger Deal geschlossen werde, der der mobilkom austria helfe, kritisierte One-Chef Jorgen Bang-Jensen vergangene Woche: "Das ist Österreich."

Am Montag zeigte sich One jedoch durchaus kooperationswillig: "Im Sinne einer schnellen und effizienten Lösung sind wir verhandlungsbereit und interessiert", so One-Sprecherin Petra Jakob.

"Es geht nun hauptsächlich um technische Bedingungen, die erfüllt gehören." Eine Zusammenarbeit mit der mobilkom habe auch in der Vergangenheit, etwa beim Netzausbau entlang der S1, funktioniert. Gespräche bzw. Einladungen seitens der ÖBB habe es nie gegeben.

"Standard": Kosten von sieben Mio. Euro

Laut "Standard" [Freitag-Ausgabe] kostete die Aufrüstung entlang der Westbahn insgesamt sieben Mio. Euro, drei Mio. Euro davon soll die Telekom-Austria-Tochter mobilkom beigesteuert haben.

Laut Brancheninsidern ist derzeit noch nicht klar, wann der Ausbau engültig abgeschlossen werde. Auf der Westbahnstrecke funktioniere der Empfang aber bereits bis auf ein paar Tunnels. Die Inbetriebnahme des Netzes sei laut ÖBB noch im Laufe des Jahres geplant. "Es gilt aber noch einige Hürden zu nehmen", gibt ÖBB-Sprecher Wollmann zu.

Weitere Investitionen nötig

Für weitere Strecken wie etwa die Süd- und Nordbahn wäre es also prinzipiell möglich, dass sich die Betreiber von vornherein auf eine gemeinsame Lösung einigen. "Man muss aber schon Geld in die Hand nehmen", so Bahn-Sprecher Wollmann. Die Bahn könne schließlich nicht sämtliche Investitionen alleine tragen.

"Uns geht es nicht um Haupt- und Nebenpartner. Wir wollen es nur prinzipiell möglich machen", so Wollmann.

(futurezone | APA | Nayla Haddad)