Musikindustrie schießt sich auf Provider ein
Im Kampf gegen Online-Musikpiraterie will die Industrie nun gegen Provider vorgehen.
Auf der diesjährigen Midem-Messe in Cannes haben sich dazu die Musikgranden sowohl aus USA als auch Europa entschlossen.
Für die aktuell sinkenden CD-Verkäufe werden die allgemeine Weltwirtschaftslage, vor allem aber der Download von Musikdateien verantwortlich gemacht.
Am Freitag hat Hilary Rosen, Noch-Chefin der RIAA [Recording Industry Association of America] vorgeschlagen, Internet Service Provider sollten für das Songswapping ihrer User zur Verantwortung gezogen werden.
Überwachen statt zahlen
Rosen beeilte sich zu versichern, es werde keine Gebühr von
Providern verlangt. "Dies wäre ein Abgehen von unserer bisherigen
Strategie". Vielmehr sollen die Provider das Nutzungsverhalten ihrer
User überwachen und Filesharing unterbinden.
Auch die im Europa-Pendant IFPI [International Federation of the Phonographic Industry] vertretene Musikindustrie versucht, Provider zur Verantwortung zu ziehen. Seit einiger Zeit versucht die Industrievereinigung, eine entsprechende EU-Richtlinie durchzusetzen.
Die Provider sind über die gemeinsamen RIAA/IFPI-Vorschläge entzürnt. Dabei erhalten sie Unterstützung von den Telekoms und den Hardware-Herstellern. Bis dato haben erst zwei der EU-Mitgliedsstaaten dem IFPI-Vorschlag zugestimmt.
Grabenkämpfe auf nationaler Ebene
Auch die IFPI ist verärgert. "Die Direktive war Teil eines erkämpften Kompromisses zwischen allen Beteiligten. Es ist wirklich eine bösartige Wendung, wenn bestimmte Industriegruppen jetzt versuchen, die Richtlinie auf nationaler Ebene abzuschmettern", sagt Frances Moore, Europadirektor der IFPI.
Vor allem in Deutschland, Finnland und den Niederlanden ist der Widerstand besonders groß.
Die Musikindustrie verliert im Kampf gegen die Piraterie ständig an Boden. Die Popularität von Tauschbörsen wie Kazaa oder Grokster wächst ständig. Eine aktuelle Studie der Softwarefirma Websense zeigt, dass es derzeit mehr als 130 einzelne Peer-to-Peer-Tauschbörsen gibt.