Google in Kaufverhandlungen mit YouTube
Immer wieder wurde über den Kaufpreis des Videoportals YouTube spekuliert. Nun wird Google vom "Wall Street Journal" als möglicher Käufer gehandelt - Kostenpunkt 1,6 Mrd. Dollar. YouTube-Chef Chad Hurley hatte zuletzt aber einen verkauf immer wieder ausgeschlossen.
Der Internet-Konzern Google will einem Pressebericht zufolge das Video-Sharing-Portal YouTube für knapp 1,6 Milliarden Dollar [1,26 Mrd. Euro] kaufen.
Die Gespräche befänden sich in einer heiklen Phase und könnten jederzeit noch abgebrochen werden, schrieb das "Wall Street Journal" am Freitag in seiner Online-Ausgabe.
Zuletzt war auch Yahoo als möglicher Käufer gehandelt worden. Laut dem Zeitungsbericht soll YouTube in den vergangenen Tagen zudem bereits ein niedrigeres Angebot von Google abgelehnt haben.
Kein Kommentar von Google
Ein Google-Sprecher sagte der Zeitung: "Wir kommentieren Gerüchte und Spekulationen nicht." Bei YouTube sei niemand zu erreichen gewesen, hieß es weiter.
Nach Firmenangaben werden von der YouTube-Site täglich rund 100 Millionen Videos abgerufen. Den Anteil des Portals am Markt für vergleichbare Angebote beziffert das Marktforschungsunternehmen HitWise mit 47 Prozent.
Stärker als jede Konkurrenz
Wichtigste Konkurrenten sind das zu Rupert Murdochs Medienkonzern News Corporation gehörende Portal MySpace mit 22 Prozent und das Google-Videoangebot mit elf Prozent Marktanteil.
Jeden Monat besuchen rund 32 Millionen Internet-Nutzer die YouTube-Website, das Unternehmen hat jedoch so gut wie keine Einnahmen und extrem hohe Erhaltungskosten.
Probleme mit dem Urheberrecht
Ein Problem stellt auch das Urheberrecht dar, denn viele YouTube-Nutzer laden Ausschnitte aus Fernsehsendungen, Musikvideos oder Filmen, die geschützt sind. Die Rechteinhaber tolerierten es bisher weitgehend, weil es auch Werbung für ihre Produkte bedeutet, einige US- Fernsehsender platzieren auch von sich aus Ausschnitte aus neuen Serienstaffeln auf der Seite.
Zudem stellte YouTube im September ein System vor, mit dem die Halter der Autorenrechte automatisch ermittelt und mit Anteilen an Werbeeinnahmen entschädigt werden sollen.
In der Vergangenheit war in den Medien immer wieder über einen möglichen Verkauf spekuliert worden. CEO Chad Hurley betonte, dass man nicht verkaufen wolle, und sprach auch immer wieder über die Möglichkeit eines Börsengangs.
Seit Februar 2005
Das im Februar 2005 von drei ehemaligen PayPal-Mitarbeitern gegründete Portal erfreut sich seither eines enormen Wachstums sowohl bei den Besucherzahlen als auch beim Content-Angebot.
Die meisten der Videos im Angebot sind Amateurmaterial, immer öfter geben auch TV-Sender und Musikkonzerne ihre Inhalte dafür frei.
Analysten sehen hohen Markenwert
Analysten zufolge würde der Deal für beide Seiten Sinn machen. Google verdient sein Geld fast ausschließlich mit Werbung im Internet und hatte vor kurzem betonte, dass es den Online-Videomarkt für sehr wichtig halte. Trotz freier Mittel in Milliardenhöhe in seiner Kasse hatte sich der Suchmaschinenbetreiber lange mit großen Investitionen zurückgehalten.
"Der Preis ist für ein Unternehmen, das bereits eine globale Präsenz erreicht hat, verdammt billig", so ein Branchenkenner. "Die Marke YouTube ist fast so stark wie Google oder Cola."
(Reuters)