26.01.2003

"SALAM PAX"

Bildquelle: ORF.at

Der letzte Weblog aus Bagdad

Seit September des Vorjahres führt jemand unter dem Nickname "Salam Pax" einen Weblog direkt aus Bagdad - und ist damit mittlerweile der letzte, wie eine umfangreiche Websuche ergeben hat.

Was ihn derzeit am meisten irritiere, seien Kriegstouristen und Friedensaktivisten, die derzeit gehäuft anzutreffen sind. "Seid meine Gäste, tauschen wir Platz - denn wenn es für euch um 'die Sache' geht, geht es für mich um mein Leben."

Webfilter und schlechtes Routing

Dieser Tage wird "Salam Pax", so der Nickname des bloggenden Irakers, sarkastischer denn sonst. "Mein neues Hobby ist, Sites zu archivieren, auf die ich nicht mehr zugreifen kann." Auf Grund der chaotischen Organisation seines Providers ist es unklar, ob Webfilter oder schlechtes Routing immer mehr Sites blockieren.

Er gibt ihnen den gut gemeinten Tipp, nach dem Absingen von "Give peace a chance" vor dem UNO-Gebäude in Abu Nawas den exzellenten gegrillten Fisch - "masgoof" - zu probieren.

Gerade die Ereignisse, die letztlich zu dem drohenden Irak-Krieg führten, haben Weblogs populärer gemacht denn je. Vor allem der Begierde der Netzgemeinde, unabhängig von herkömmlichen Medien Informationen zu erhalten und auszutauschen, kamen und kommen Blogs sehr entgegen.

Weblogs sind bekannt geworden als persönliche Sites, die eine Liste von kommentierten Links zu anderen Sites oder auch Berichte über selbst Erlebtes enthalten. Sie selektieren damit Lesenswertes für andere.

Alltagssorgen im Irak

Salam Pax' Weblog wird nicht nur von der latenten Kriegsgefahr geprägt, auch Alltagssorgen - "ich war der Einzige, der auf dem Begräbnis meiner Tante keine Träne vergossen hat" - oder Streit mit dem ausbeuterischen Chef sind Inhalt seines virtuellen Tagebuchs.

Löschbefehl nach Spam

Erst kürzlich hat eine E-Mail, die als Teil psychologischer Kriegsführung vom CIA an E-Mail-Adressen von Irakern geschickt wurde, für Aufregung unter Iraks Netzcommunity gesorgt.

Alle Provider des Landes wurden laut Salam Pax damit beauftragt, die Mail von den jeweiligen Accounts zu löschen. Der Einfachheit halber wurde nicht nur der Aufruf zum Sturz Saddam Husseins gelöscht, sondern gleich die komplette Mailbox.