Google kauft Video-Website YouTube
Nach tagelangen Spekulationen ist es gewiss: Für 1,65 Milliarden US-Dollar kauft der Internet-Dienstleister Google das Online-Videoportal YouTube. Den Inhalt liefern neben den Nutzern nun auch Universal Music und Sony BMG.
Am Montag nach US-Börsenschluss gab Google bekannt, dass es YouTube für 1,65 Mrd. Dollar [1,31 Mrd. Euro] in Aktien übernimmt. Die Akquisition solle noch im vierten Quartal 2006 abgeschlossen werden.
YouTube behalte seinen Firmensitz im kalifornischen San Bruno und arbeite weiterhin unabhängig. Alle YouTube-Angestellten behielten ihre Arbeitsplätze.
Mehr Geld für Wachstum
YouTube sei der nächste Schritt in der Entwicklung des Internets, so Google-Chef Eric Schmidt, der die beiden Gründer Chad Hurley und Steve Chen mit den Google-Gründern Sergey Brin und Larry Page verglich.
Hurley freut sich nach eigenen Aussagen über die finanziellen Ressourcen, die YouTube nun ermöglichen würden, sich schneller zu entwickeln.
Es ist das erste Mal, dass eine der neuen Internetangebote, die auf der Beteiligung von Nutzern basieren, mit mehr als einer Milliarde Dollar bewertet werden und die mit mit Abstand teuerste Akquisition in der achtjährigen Firmengeschichte Googles.
Größte Google-Übernahme
Der Schlusskurs der Google-Aktie erreichte im Sog der Übernahmespekulationen den höchsten Stand seit Ende April. Im nachbörslichen Handel legten sie auf 429 Dollar zu.
In den letzten zwei Handelstagen legte Google fast vier Milliarden Dollar an Marktwert zu - mehr als zwei Mal so viel wie der Kaufpreis für YouTube.
Nachdem das "Wall Street Journal" am Freitag erstmals über einen möglichen Kauf von YouTube berichtet hatte, wollten die Gerüchte nicht mehr verstummen.
Zusammenschluss der Giganten
Mit der Transaktion werden zwei der derzeit am stärksten genutzten Internet-Angebote kombiniert.
Google ist nicht nur die meistgenutzte Suchmaschine, sondern bietet mittlerweile unter anderem auch Online-Office-Software, eine Desktop-Suche, E-Mail und Satellitenbilder an. Mit YouTube bekommt Google nun Zugriff auf eine große Online-Community mit unzähligen Videos.
Führendes Videoportal
YouTube ist seit seiner Gründung im Februar 2005 zum führenden Videoportal im Internet aufgestiegen. Nach Firmenangaben werden von der YouTube-Seite täglich rund 100 Millionen Videos abgerufen und 65.000 neue platziert.
Den Marktanteil von YouTube beziffert das Internet-Marktforschungsunternehmen HitWise mit 47 Prozent.
Bei YouTube.com können Internet-Nutzer Videos ansehen und selber hochladen.
Wichtigste Konkurrenten sind das zu Rupert Murdochs Medienkonzern News Corporation gehörende Portal MySpace mit 22 Prozent und das Google-Videoangebot mit elf Prozent Marktanteil.
Einigung mit Plattenlabels
Letzte Nahrung für die Gerüchte einer Übernahme gaben Content-Deals, die sowohl Google als auch YouTube am Montag bekannt gaben. Diese könnten
juristische Hindernisse beseitigt haben.
YouTube sicherte sich den Zugriff auf Clips der Musikkonzerne Sony BMG und Universal Music. Außerdem wurde eine Zusammenarbeit mit dem US-Fernsehkonzern CBS vereinbart, wie das Unternehmen am Montag mitteilte.
Copyright-Probleme beseitigt
Weniger als eine halbe Stunde nach der Ankündigung von Universal Music teilte Google mit, seinerseits Verträge mit der Warner Music Group und Sony BMG zum Vertrieb von Musikvideos geschlossen haben.
YouTube war in die Kritik der Medienindustrie geraten, weil auf dem Portal auch von Nutzern eingestellte unrechtmäßig genutzte Videoinhalte abgerufen werden können.
YouTube-Gründer Chad Hurley kündigte bereits an, auf der Website solle in nicht so ferner Zukunft "jedes Musikvideo, das jemals gedreht wurde" zu finden sein.
(Reuters | AP | dpa)