Microsoft macht Vista EU-konform
Um neuen Streit mit der EU-Kommission zu vermeiden, will Microsoft sein Betriebssystem Vista im Jänner in veränderter Form auf den europäischen Markt bringen. Welche Änderungen anstehen, ist allerdings noch nicht bekannt.
Microsofts Chefanwalt Brad Smith teilte am Freitag in Brüssel mit, auf Grund von Hinweisen der EU-Wettbewerbsbehörde und nach einem "konstruktiven Dialog" mit der EU-Kommission werde Vista in einigen Punkten verändert.
Änderung bei Sicherheitsfunktionen
Smith sagte, bei Vista seien Internetfunktionen, das Erstellen fixer Dokumente [wie Adobes pdf-Format] und Sicherheitsfunktionen geändert worden.
Microsoft habe nach eigener Einschätzung alle Auflagen der EU-Kommission erfüllt. Damit könne Vista nun in der EU und auch in Korea planmäßig an den Start gehen, so Smith in einer Telefonkonferenz.
Unter Vista werde auch Sicherheitssoftware anderer Hersteller - etwa zum Schutz vor Viren - problemlos laufen, sagte Smith.
Kein "grünes Licht"
Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes sagte am Rande einer Konferenz in Italien, Microsoft-Chef Steve Ballmer habe sie ebenfalls über den pünktlichen Start der Vermarktung von Vista auch in Europa informiert.
Kroes sagte weiters, sie habe den Anruf Ballmers am Donnerstagabend begrüßt. Zugleich habe sie Ballmer darauf hingewiesen, dass Microsoft EU-Wettbewerbsrecht einhalten müsse.
Ballmer habe gut daran getan, sie nicht um grünes Licht für Vista zu bitten. Es sei an Microsoft, die EU-Regeln einzuhalten, so Kroes.
Die EU-Kommission befürchtet, dass einige in Vista integrierte Funktionen den Wettbewerb untergraben könnten. Vista soll nach den bisherigen Plänen im November für größere Geschäftskunden und im Jänner für Privatkunden auf den Markt kommen.
EU-Kommission bleibt wachsam
Die EU-Kommission erklärte in Brüssel, sie werde die Folgen des Vista-Starts auf den Wettbewerb genau untersuchen und insbesondere eventuellen Beschwerden nachgehen. Microsoft müsse auch bei Vista die Kommissions-Entscheidung zu Windows beachten.
Wie bereits bei der Integration des MediaPlayers in Windows sieht die EU-Kommission die Gefahr, dass durch Microsofts marktbeherrschende Stellung bei Betriebssystemen andere Software-Hersteller vom Markt gedrängt werden könnten.
Wenn bestimmte Funktionen bereits im Betriebssystem enthalten sind, dann könnten Computernutzer auf Programme anderer Hersteller von vornherein verzichten.
Langer Streit vor Gericht
Auch in Südkorea werde eine andere Version von Vista vermarktet, so Smith weiter. Nähere Einzelheiten dazu wurden nicht genannt.
Microsoft habe der EU zugesichert, die Änderungen an Vista unabhängig vom Ausgang des Streits über Windows vor dem Luxemburger EU-Gericht beizubehalten.
Microsoft und die EU-Kommission streiten über mehrere Kartellstrafen von zusammen knapp 780 Millionen Euro und Auflagen gegen den US-Konzern.
(Reuters | dpa)