Elektronische Tags für Flugpassagiere

14.10.2006

Ungarn testet eine neue Sicherheitstechnologie für Flughäfen. Dabei werden Reisende mit elektronischen Tags "markiert". Mit Hilfe von Datenlesegeräten, die mit Panorama-Videokameras vernetzt sind, können sie geortet und überwacht werden.

Entwickelt wurde die Technologie, die RFID-Chips [Radio Frequency Identification] mit Überwachungskameras kombiniert, im Rahmen des von der EU geförderten Projekts Optag, am neu gegründeten Centre for Security and Crime Science am University College London.

Marktreife in zwei Jahren

Getestet wird das Überwachungssystem derzeit auf dem ungarischen Flughafen Debrecen. Sollte die Testphase erfolgreich verlaufen, könnte die Technologie in zwei Jahren marktreif sein.

"Die Grundidee ist, dass Flughäfen mit einem Netz von Panorama-Kameras und Datenlesegeräten ausgestattet werden, welche die genauen Bewegungen aller Personen innerhalb des Flughafens aufzeichnen", sagte der Leiter des Projektes, Paul Brennan, gegenüber der BBC.

Boarding-Pass oder Armband

Die Funk-Chips werden entweder am Boarding-Pass oder an einem Armband angebracht, das den Flugreisenden beim Check-in ausgehändigt wird.

Auf den Chips werden vorerst nur der Name und die Flugnummer der Passagiere gespeichert. Künftig ist jedoch auch die Speicherung biometrischer Daten der Passagiere geplant.

Lokalisierung auf einen Meter

Die Datenübertragung zwischen RFID-Tags und Lesegeräten findet mittels elektromagnetischer Wellen statt. Passagiere können mit Hilfe der Technologie auf einen Meter genau lokalisiert werden.

Die im Rahmen des Projekts entwickelten RFID-Chips haben eine Reichweite von zehn bis 20 Metern und sind damit leistungsstärker als RFID-Tags, die etwa in der Logistik und im Handel zum Einsatz kommen.

Offene Fragen

Das Projekt hat jedoch noch einige Hürden zu überwinden. Bei den derzeit auf dem Flughafen Debrecen laufenden Tests soll unter anderem geklärt werden, wie verhindert werden kann, dass Passagiere die elektronischen Sender entfernen, zerstören oder untereinander austauschen können.

Rechtsgrundlage ungeklärt

Unklar ist bisher auch, auf welcher Rechtsgrundlage eine derart genaue Überwachung stattfinden soll. Mit Protesten von Datenschützern ist wohl zu rechnen.

RFID und Datenschutz

Die EU prüft derzeit, ob RFID in die europäische Direktive zum Datenschutz einbezogen werden soll. Wichtig seien allgemein akzeptierte Standards, die nicht nur die wirtschaftliche Effizienz, sondern auch den Schutz der persönlichen Daten berücksichtigen müssten, sagte die für die Informationsgesellschaft zuständige EU-Kommissarin Viviane Reding auf der Computermesse CeBIT im März dieses Jahres.

(futurezone | BBC)