Bwin gibt den US-Markt auf
Ein neues Gesetz verbietet den Kreditkartenfirmen in den USA Zahlungsverkehr mit internationalen Wett- und Glücksspielanbietern. Für den österreichischen Wett- und Glücksspielanbieter bwin ist das nach der vorübergehenden Verhaftung der Geschäftsführer in Frankreich der bisher schwerste Schlag.
Der börsenotierte österreichische Wett- und Glücksspielbetreiber bwin verliert durch die Aufgabe des US-Geschäfts rund ein Fünftel seines Umsatzes.
Grund dafür ist eine am Freitag von US-Präsident George Bush unterschriebene Gesetzesänderung, die den Kreditkartenfirmen die Übermittlung von Zahlungen an Betreiber von Websites verbietet.
"Keine neuen Kunden ...anzunehmen"
Bwin habe "nach umfassender Analyse und eingehender Rechtsberatung in Anerkennung des neuen Gesetzes entschieden, ab sofort keine neuen US-Kunden für das bestehende Echtgeld-Glücksspielangebot ... anzunehmen", hieß es Freitag Abend.
Erst im Frühjahr 2006 war bwin mit der Übernahme der auf Internet-Poker spezialisierten Ongame in den US-Glücksspielmarkt eingestiegen. Die Firma hat im zweiten Quartal einen Bruttoertrag von 29 Millionen Euro erzielt, rund 20 Mio. Euro davon stammten aus den USA und fallen jetzt weg.
Streng reguliert, aber verboten
De facto werde durch das neue US-Gesetz jeglicher Zahlungsverkehr im Zusammenhang mit "rechtswidrigem" Online-Glücksspiel verboten, wobei entsprechend der US-amerikanischen Gesetzestechnik sämtliche Zahlungsmöglichkeiten aufgeführt werden.
Bwin bedaure diesen Schritt der US-Politik, "der es börsennotierten, streng regulierten und transparenten Anbietern de facto unmöglich macht, US-Kunden zukünftig Echtgeld-Glücksspielangebote bereitzustellen".
"Keine anderen Optionen offen..."
Im zweiten Quartal hat bwin Gesamt-Brutto-Gaming-Erträge von 94,3 Mio. Euro verbucht, 79 Prozent seiner Brutto-Gaming-Erträge stammen nach eigenen Angaben von Kunden in Kontinentaleuropa.
"Das stark gestiegene Risiko einer Strafverfolgung durch die US-Behörden, erheblicher Druck auf Banken und Payment Provider sowie Vorschriften in Zusammenhang mit der Börsennotierung der Gesellschaft lassen keine anderen Optionen offen", betonte das Unternehmen.
Vorübergehende Verhaftung
Bwin war in den vergangenen Wochen nicht nur in den USA, sondern auch in einer Reihe europäischer Länder auf rechtlichen Widerstand gestoßen. Frankreich hatte die Unternehmenschefs wegen illegalen Glücksspiels sogar vorübergehend verhaftet.
Die bwin-Aktie hat seit Mai mehr als vier Fünftel ihres Werts eingebüßt. Am Freitag ging die Aktie mit 18,05 Euro aus dem Handel, am Montag wird alles anders sein.
Die Prohibition
Erfahrungen mit restriktiven Maßnahmen zur Vermeidung von Alkoholmissbrauch hätten in der Vergangenheit gezeigt, "dass derartige Verbote nicht greifen, sondern lediglich Verbraucher in die Illegalität treiben und ein rasches Wachstum eines gänzlich unregulierten grauen Marktes maßgeblich unterstützen", so bwin.
Künftig wird das österreichische Unternehmen in den USA nur noch mit einem "Spielgeld"-Angebot präsent sein - konkret mit Poker, wo es nicht um echtes Geld geht. Alle Kunden, die nicht in den USA ansässig sind, seien von den regulatorischen Veränderungen in den Vereinigten Staaten nicht betroffen, hieß es.
(futurezone | APA)