"Anti-Terror-Datenbank" nimmt Gestalt an
Das Pentagon-Projekt "Total Information Awareness" [TIA], das mittels Dataminig in bisher unvollstellbarem Ausmaß weltweit Informationen aus allen denkbaren Quellen kombinieren soll, wird offensichtlich auch ungehindert von schweren Bedenken seitens der beiden US-Parlamentskammern zielstrebig vorangetrieben.
Das TIA-Projekt des US-Verteidigungsministeriums zielt darauf ab, Daten aus den unterschiedlichsten Quellen wie E-Mails, Kreditkarteninformationen, Gesundheits-, Reise- und Verbindungsdaten sowie Informationen über den Wohnsitz zu verknüpfen und nach verdächtigen Mustern zu durchsuchen.
Gestern haben zwar der US-Senat und das -Abgeordnetenhaus einstimmig erklärt, dass US-Bürger von der Bespitzelung durch TIA ausgenommen werden sollen, aber wie die Daten aus den weltweiten Netzen so getrennt werden sollen, dass US-Bürger nicht betroffen wären, bleibt völlig schleierhaft.
Und kurz nachdem sich die Abgeordneten für die Rechte der US-Bürger - zumindest verbal - stark gemacht hatten, erklärten an der Entwicklung beteiligte Firmen gegenüber der Presse, dass die Arbeiten gute Fortschritte machten.
Das Programm steht unter der Leitung des umstrittenen Admirals John Poindexter. Seit dem Bekanntwerden des Programms versucht das Pentagon ständig die Bedenken von Bürgerrechtsgruppen und Kritikern zu zerstreuen.
USA wollen Internet komplett überwachenEin Schritt vor, einer zur Seite
Der US-Senat hat die weitere Finanzierung von TIA eigentlich schon Ende Jänner ausgesetzt - davon sind die bislang bewilligten Gelder allerdings nicht betroffen.
Der Aufschub soll eigentlich so lange in Kraft sein, bis ein umfassender Bericht zu dem Programm und seinen Zielen und Gefahren für Bürgerrechte und Datenschutz vorliegt.
US-Präsident George W. Bush kann diesen Beschluss allerdings unter Verweis auf die nationale Sicherheit umgehen.
Schon vor der finanziellen Beschränkung hatte sich abgezeichnet, dass die US-Abgeordneten die Überwachung gerne "nur" auf den Rest den Welt beziehen würden.
US-Senat dreht TIA den Geldhahn abFirmen beauftragt
Die Forschungs- und Vorbereitungsaktivitäten für das TIA-Projekt werden von der "Defense Advanced Research Project Agency" [DARPA] geleitet.
Diese hat mit einem TIA-Budget von 30 Mio. USD für 2002 und 2003 im letzten März mit der Ausschreibung für verschiedene Entwicklungen begonnen. Inzwischen sind offiziell vier Unternehmen beauftragt worden, zwei weitere behaupten ebenfalls beteiligt zu sein.
Wie US-Bürger von der Überwachung ausgenommen werden sollen und mit TIA trotzdem effizient nach Terroristen gefahndet werden soll, hat übrigens auch die DARPA noch nicht erklärt.
Die DARPA rechnet insgesamt mit einer Entwicklungszeit von drei Jahren und danach mit weiteren zwei Jahren, um das System aufzubauen.
DARPA: TIA-SeiteAn die Arbeit
Cycorp hat 9,8 Mio. USD erhalten, um einen Datenbank-Prototyp zu entwerfen. Dieser wird derzeit mit "Dummy-Datensätzen" ersten Tests unterzogen.
Telcordia hat 5,2 Mio. USD erhalten, um ein System zu entwickeln, das bestehende Datensätze verschiedener US-Behörden kombinieren soll - wie das mit dem aktuellen Einspruch der US-Abgeordneten vereinbar ist, bleibt selbstredend unklar.
Hicks Associates hat 3,6 Mio. USD erhalten, um die Logistik des TIA-Aufbaus zu entwickeln.
Booz, Allen & Hamilton haben 1,5 Mio. USD für nicht genannte Aufgaben erhalten, und schließlich geben der Rüstungskonzern Raytheon und die RAND-Corp. an, für TIA zu arbeiten.
Cycorp