Online-Musik wird halb so teuer
Um die Zahl seiner Abonnenten zu steigern, hat das Online-Musikportal Listen.com seine Preise gesenkt.
Bis 31. März kostet ein auf CD gebrannter Song 49 US-Cent statt wie bisher 99 Cent.
Das Angebot gilt für das gesamte Repertoire, das auf CD gebrannt werden kann, inklusive Songs von vier großen Labels wie Bertelsmann, EMI, AOL Time Warner und Vivendi Universal. Gespräche mit Sony laufen noch, daneben bestehen auch Verträge mit 30 unabhängigen Labels.
"Wir sehen das als Werbung auf begrenzte Zeit und als Versuch, die Leute bei der Tür hereinzubekommen", so Listen-Sprecher Matt Graves.
Schätzungen zufolge nutzen rund 600.000 Amerikaner das Angebot von Online-Musikportalen.
Rückgang von Online-Musikverkauf
Die Musikindustrie macht für den schleppenden Verkauf von
Online-Musik, aber auch CDs und MCs vor allem CD-Brenner und
Filesharing-Programme verantwortlich.
Minusgeschäft für Listen.com
Genaue Zahlen über etwaige Einnahmenverluste durch das Angebot wollte Listen.com nicht nennen. Schätzungen gehen aber davon aus, dass pro gebranntes Lied Kosten von 60 bis 75 US-Cents für Lizenzen und Beschaffung anfallen.
Vor über einem Jahr haben unabhängige Services wie Listen.com und FullAudio, aber auch die Musiklables selber ihre Musik-Online-Services gestartet, doch der rechte Erfolg will sich bis dato nicht einstellen. Auch diverse Angebote wie das Brennen der Lieder auf CDs verhalfen nicht zum Durchbruch.
Die meisten Abos kosten zwischen fünf und zehn USD, dafür kann man einen Monat bestimmte Songs anhören und teilweise temporär auf seiner Platte speichern. Um einen Song für immer sein Eigen nennen zu können, müssen mindestens noch einmal 99 US-Cent draufgelegt werden.
Tauschbörsen werden viel genutzt
Im vergangenen Jahr sollen über fünf Milliarden Musikfiles und
mehr als fünf Millionen Computerspiele über Tauschplattformen ihren
Besitzer gewechselt haben. Hinzu kommen 400.000 bis 600.000 online
getauschte Filme pro Tag und etwa drei Millionen Nutzer, die
aktuelle Folgen ihrer Lieblingsserien täglich aus dem Netz saugen.
Die Suche nach dem rechten Preis
Das Wachstum der P2P-Szene und der dazugehörigen Software ist aber nicht der alleinige Grund des mäßigen Erfolges, auch der geringe Bekanntheitsgrad und die Kopierschutzauflagen der Musiklabels behindern das Konzept.
Jupiter Research stellte fest, dass Preise unter 99 US-Cents die Nachfrage bei den zahlungswilligen Erwachsenen nicht signifikant steigern. Interne Umfragen bei Listen.com zeigen durchaus Interesse für 49-US-Cent-Songs. Listen.com ist sich sicher, dass der User bereit ist, für Musik zu zahlen, wenn der Mix aus Preis, Features und Programmierung stimmt.
Die Vertreter von EMI und Vivendi sehen die Sache naturgemäß etwas anders. EMI sieht Listen.coms Angebot zwar positiv, aber auch als Verlustgeschäft, das hauptsächlich Traffic bringt. Außerdem sei es die erste Marketingkampagne irgendeiner Art, womit auch Vivendi übereinstimmt.
"Listen kann nur gewinnen"
Ein Analyst von Gartner sieht das Angebot als Experiment, um
herauszufinden, was die Konsumenten wirklich wollen und bereit sind
zu zahlen. "Das Schlimmste, was ihnen [Listen] passieren kann, ist,
dass sie erfolgreich sind und viele Abonnenten akquirieren können.
Dann können sie den Preis wieder raufsetzen."