Fon verschenkt WLAN-Router
Das Online-Unternehmen Fon, das einen flächendeckenden mobilen Internet-Zugang durch die gemeinsame Nutzung privater Anschlüsse schaffen will, verschenkt in Deutschland und Österreich WLAN-Router.
Der Nutzer müsse lediglich das "Fonero-Versprechen" ablegen, dass er seinen geschenkten DSL-Router tatsächlich anderen Mitgliedern der Community zugänglich macht, sagte die Beiratschefin Fon Deutschland, Christiane zu Salm, am Donnerstag in Hamburg.
Sie räumte ein, dass die Firma keine Möglichkeit hat, die gemeinsame Nutzung der Geräte auch durchzusetzen. "Eine Rückholaktion oder Besuch von Anwälten wird es nicht geben. Wir bauen auf Vertrauen", betonte zu Salm, die bis 2005 den Münchner Spiele-Fernsehsender 9live leitete.
Die spanische Firma Fon hat seit dem Start im Februar bisher 100.000 Mitglieder weltweit und rund 10.000 in Deutschland. Die Grundidee ist, dass die Nutzer ihren Internet-Anschluss auch anderen zur Verfügung stellen und sich dafür unterwegs drahtlos per WiFi bei Fon-Mitgliedern einloggen können.
Ziel: T-Mobile überholen
Bis Ende 2007 will Fon eine Million Nutzer weltweit haben. In Deutschland wolle man schon bald mehr Hotspots als die Deutsche-Telekom-Tochter T-Mobile haben, sagte zu Salm.
Das von Fon nun angebotene Zugangsgerät unter dem Namen "La Fonera" sendet zwei WiFi-Signale: ein verschlüsseltes privates und ein öffentliches für andere Fon-Nutzer.
Der Besitzer kann bestimmen, welche Bandbreite für welchen Zeitraum er anderen zur Verfügung stellt. Wie lange und wie viele der weißen Router verschenkt werden, sagt das Unternehmen nicht. Sie würden aber in ausreichenden Mengen verfügbar sein, versicherte zu Salm. "Wir wollen austesten, wie stark die Nachfrage ist, wenn alle Hürden fallen." Fon übernimmt auch die Versandkosten.
Sicher vor Klagen?
Fon-Nutzer, die sich bei anderen einloggen, seien eindeutig identifizierbar, sagte zu Salm mit Blick auf Diskussionen über mögliche Urheberrechtsverletzungen durch illegale Downloads. Hintergrund ist, dass auch Betreiber offener Hotspots für Copyright-Verletzungen haftbar gemacht werden könnten, die Unbekannte ohne deren Wissen verüben.
Seitens der DSL-Provider gebe es keinen Gegenwind, sondern einen offenen Kooperationswillen, betonte zu Salm. In der Vergangenheit waren Fälle bekannt geworden, in denen sich Provider unzufrieden mit einem hohen Datendurchsatz von Nutzern gezeigt hatten.
Eine breite Umsetzung des Fon-Prinzips könnte für die Telekom-Anbieter eine starke Zunahme des Datenverkehrs bei einzelnen Kunden bedeuten.
"Bills" präsentieren die Rechnung
Fon, das unter anderem von Google und Skype finanziert wird, bietet verschiedene Modelle. "Linus" - in Anspielung an Linux-Erfinder Linus Torvalds - nennt man Nutzer, die freien Zugang zu ihrem Anschluss gewähren und sich dafür bei anderen Fon-Nutzern einloggen können.
"Aliens" sind Gäste, die drei Euro für ein Fon- Tagesticket zahlen. "Bills" [von Bill Gates] schließlich verzichten auf die freie Einwahl bei anderen und bekommen dafür die Hälfte der Gebühr, die mit ihrem Hotspot verbundene "Aliens" bezahlt haben.
Die Konkurrenz schläft nicht
In Frankreich hat der ISP Free erst Anfang dieses Monats seinen Kunden ermöglicht, ihre "Freebox"-Router für die anderen Kunden des Netzwerks zu öffnen, womit Free auf einen Schlag 300.000 WLAN-Standpunkte zur Verfügung hatte. Free bietet auch Mobiltelefone mit GSM- und VoIP-WiFi-Funktion an, die es seinen Kunden je nach Empfangslage ermöglichen, mit dem günstigeren System zu kommunizieren.
(dpa | futurezone)