Zu Salm: "Wir haben T-Mobile überholt"

23.10.2006

Medienmanagerin Christiane zu Salm verrät im Gespräch mit ORF.at, was ihr Hotspot-Konzern Fon noch so alles vorhat, warum sie ins Geschäft mit Handy-TV einsteigen wird und wie das Fernsehen der Zukunft aussehen könnte.

ORF.at: Frau zu Salm, wie viele Drahtlos-Hotspots hat Fon am ersten Tag verschenkt?

Christiane zu Salm: T-Mobile hat vier Jahre gebraucht, um weltweit 24.000 WLAN-Hotspots aufzubauen. Fon betreibt weltweit 100.000 Hotspots und hat mit der Aktion mit den kostenlosen Routern schon am ersten Tag T-Mobile im deutschsprachigen Raum überholt.

Christiane zu Salm und Fon

Die Medienmanagerin Christiane zu Salm ist Deutschland-Repräsentantin der spanischen WLAN-Betreiberfirma Fon, an der auch das VoIP-Unternehmen Skype und Suchmaschinen-Gigant Google sowie die Risikokapitalfirma Sequoia beteiligt sind. Zu Salm war unter anderem Geschäftsführerin von MTV Deutschland und konzipierte den "Mitmachsender" 9live, den sie 2005 verließ, um sich neuen Projekten zuzuwenden.

Warum verschenken Sie WLAN-Router?

Deutschland ist unser Testmarkt. Durch die Aktion gestern haben sich die Zugriffe auf unsere Site verzwanzigfacht. Bisher war Südkorea unser stärkster Wachstumsmarkt. Jetzt ist es Deutschland. Bis 2010 will Fon weltweit eine Million Hotspots betreiben.

Die Konkurrenten

T-Mobile betreibt in Deutschland rund 6.500 und in Österreich rund 400 WLAN-Hotspots. Der französische ISP Free.fr öffnete kürzlich sein Netz mit 300.000 Zugängen fürs Roaming seiner Nutzer.

Wie viele Router wollen Sie insgesamt unters Volk bringen?

Sie können davon ausgehen, dass wir auf den Ansturm gut vorbereitet sind.

Was fangen Sie dann mit dieser Infrastruktur an?

Im November wird es erste Telefone von Fon geben, mit denen unsere Kunden sowohl über die Hotspots [VoIP] als auch via GSM telefonieren werden können. Die Fon-Community könnte irgendwann auch für Drittanbieter interessant sein.

An Fon ist auch Google beteiligt, das gerade YouTube gekauft hat. Kommt via Fon mobiles YouTube-WLAN-TV auf uns zu?

Bei Fon geht es nicht um von Nutzern erstellte Inhalte, sondern nur um die Infrastruktur. An mobiles Fernsehen via Fon denken wir derzeit noch nicht.

Sie waren Chefin von MTV Deutschland und 9live. Wie sieht für Sie das Fernsehen der Zukunft aus?

In den kommenden fünf Jahren wird sich das Fernsehen stark verändern. Es gibt zwei starke Trends, die sich durchsetzen werden: IPTV, also Fernsehen übers Internet, und Fernsehen für das Handy. Außerdem werden sich die Programmzeitschriften etwas Neues einfallen lassen müssen, weil Electronic Program Guides ihre Funktion direkt im Fernseher selbst übernehmen.

Ich bin Mitglied eines Konsortiums, das in Deutschland nationale Lizenzen für Handy-TV über DVB-H beantragt hat. Das passive Fernsehen zu Hause wird es natürlich weiterhin geben. Die Mediennutzung über das Handy wird aber ganz anders aussehen.

Wie genau?

Niemand wird auf dem Mobiltelefon Fernsehserien oder Game-Shows sehen wollen. Auch 15-minütige Nachrichtensendungen wären schon zu lang. Ich sehe auf dem Handy eher ganz kurze Clips wie bei YouTube.

Bei der Kommunikation via Mobiltelefon wird es vor allem um Transaktionen gehen, die dem Kunden unterwegs einen ganz konkreten Nutzen bringen. Zum Beispiel um Banking oder Suchfunktionen, die dem Nutzer vor Ort weiterhelfen.

Neva Media

Außer Christiane zu Salm sind auch der Pixelpark-Gründer Paulus Neef sowie der Konzern Hubert Burda Media und die Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck am Berliner Unternehmen Neva Media beteiligt, das Inhalte für das Handyfernsehen in Deutschland produzieren wird.

In Deutschland gab es kürzlich ein Urteil, nach dem ein User dafür verantwortlich ist, dass über seinen WLAN-Zugang kein Filesharing geschützter Inhalte stattfindet. Inwieweit betrifft dies das Geschäftsmodell von Fon?

Der Fonera-Router ist der erste, der gleichzeitig einen verschlüsselten Privatbereich und einen offenen Zugang bieten kann. Diese klare Trennung zwischen privatem und öffentlichem Zugang sollte reichen, um die Haftung zu klären. Außerdem kann der Besitzer festlegen, wie viel Bandbreite er dem offenen Bereich geben möchte.

(futurezone | Günter Hack)