Keine Crack-Erlaubnis für Musikindustrie
Der umstrittene US-Gesetzesentwurf des Kongressabgeordneten Howard Berman, der Urheberrechtsinhabern erlauben sollte, Peer-to-Peer-Plattformen aktiv anzugreifen, scheint ausgerechnet an überzogenen Hollywood-Vorstellungen zu scheitern.
Nach Bermans "P2P Piracy Prevention Act" sollten Copyright-Inhaber das Recht zur Umleitung oder Unterbrechung der Übertragungen bis zu File-Blocking und aktiver Schädigung der P2P-Netze bekommen, wenn ohne Erlaubnis des Eigentümers geschützte Werke verteilt werden.
Der Vorschlag wurde von der Unterhaltungsindustrie bereits mit Begeisterung aufgenommen. "Es wäre verrückt, wenn ein Label diese Möglichkeit nicht nutzen würde", sagte Cary Sherman, Präsident der RIAA, im letzte Herbst.
Musikindustrie soll Tauschbörsen hackenBerman demotiviert
Ein erster Entwurf des Gesetzes wurde nach heftigen Protesten von Datenschützern und Bürgerrechtlern und Bedenken vieler Kongressabgeordneter im letzten Herbst zurückgezogen.
Es sollte allerdings eigentlich noch einmal überarbeitet und anschließend in diesem Frühjahr erneut im Kongress eingebracht werden. Ob das jetzt wirklich geschieht, wird aber immer fraglicher.
Berman und die Unterhaltungsindustrie haben sich in den letzten Monaten offensichtlich nicht auf eine Linie einigen können. Dabei ging es im Kern angeblich um Strafen für Copyright-Inhaber, welche die Crack-Erlaubnis missbrauchen, die Berman für unbedingt erforderlich hält, aber von der Filmindustrie vehement abgeleht werden.
In einem aktuellen Statement äußerte sich Berman daher desillusioniert und meinte, dass er wahrscheinlich keinen neuen Anlauf unternehmen werde, seine Idee doch noch umzusetzen.
Cracklizenz für Musikindustrie erst 2003"Albtraum" abgewendet
Die IT-Industrie und andere Branchen hielten den Entwurf für wenig geglückt. De facto gefährde er das Überleben der Peer-to-Peer-Technologie, hieß es im letzten Herbst.
Die Kritiker des Gesetzesentwurfes konzentrierten sich vor allem auf zwei Argumente: Weder war genau festgelegt, welche Arten von technologischen Angriffen erlaubt werden sollten, noch war für Betroffene ein Regressanspruch vorgesehen, wenn ein Rechner eines Users versehentlich ins Visier der Unterhaltungsindustrie gekommen wäre.
"Das Gesetz ist ein Albtraum", brachte es Mark Lemley auf den Punkt. Er unterrichtet Urheberrecht und geistiges Eigentum an der Universität von Kalifornien in Berkeley. Gerade nach dem 11. September sei es verwunderlich, dass die Kongressmitglieder bereit seien, die IT-Sicherheit des Landes zu opfern, nur damit Hollywood ein weiteres Mittel gegen Piraterie einsetzen könne.