BenQ hängt weiter in der Luft
Der insolvente deutsche Handyhersteller BenQ Mobile kämpft nach seiner Pleite nun auch mit Problemen im Kundenservice. Siemens will unterdessen kein Geld mehr für Hilfsfonds hergeben.
Seit etwa zwei Tagen würden defekte Geräte nicht oder nur sehr eingeschränkt repariert, sagte BenQ-Sprecher Stefan Müller am Freitag und bestätigte damit einen entsprechenden Bericht von "Focus Online".
Allerdings ist laut Müller davon nicht die gesetzliche Gewährleistung berührt, wie es in dem Bericht heißt, sondern Leistungen des Kundenservices.
Ausbleibende Zahlungen
"Wir arbeiten an einer Lösung, so dass das Problem spätestens Mitte nächster Woche wieder behoben sein wird", versicherte Müller. Die Probleme beträfen die für Service und Reparaturen zuständige BenQ-Tochter Inservio, für die auch ein Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt worden sei.
Als Grund für die Schwierigkeiten, die schon einmal Ende September auftraten, nannte Müller ausbleibende Zahlungen des taiwanesischen Mutterkonzerns. Wie viele Kunden betroffen sind, konnte er nicht sagen.
Siemens fordert BenQ zum Handeln auf
Siemens sieht unterdessen bei der Unterstützung für die Beschäftigten des insolventen Unternehmens nun die taiwanesische Konzernmutter in der Pflicht.
Siemens habe mittlerweile mehr als 50 Mio. Euro in den Hilfsfonds eingebracht, obwohl es keinerlei rechtliche Verpflichtung gebe, sagte Aufsichtsratschef Heinrich von Pierer am Donnerstagabend in der ZDF-Sendung "Berlin Mitte". Der Konzern sei auch seinen Aktionären verpflichtet.
In Deutschland sind zwei Auffanggesellschaften für Bayern und Nordrhein-Westfalen geplant, deren Gesamtfinanzierung aber noch nicht gesichert ist. Die IG Metall hatte ein Nothilfe-Programm über 200 Mio. Euro von Siemens als früherem Besitzer verlangt.
Von Pierer hingegen forderte den BenQ-Konzern zum Handeln auf. Das Unternehmen sei in Deutschland Verpflichtungen eingegangen und müsse diese nun auch erfüllen, sagte der Aufsichtsratschef.
Massiver Stellenabbau
Die taiwanesische BenQ hatte die frühere Handy-Sparte vor etwa einem Jahr von Siemens übernommen, nach hohen Verlusten aber vor einigen Wochen den Geldhahn zugedreht.
BenQ Mobile stellte daraufhin Ende September Insolvenzantrag. Rund 2.000 der 3.000 Mitarbeiter in Deutschland haben ihren Arbeitsplatz verloren.
In Österreich sind vorläufig 30 der insgesamt 43 Mitarbeiter zur Kündigung angemeldet worden, das Unternehmen will so viele Mitarbeiter wie möglich halten.
(APA | dpa)