Galileo droht weitere Verzögerung

27.10.2006

Die Betreiber des satellitengestützten Navigationssystems Galileo befürchtet weitere Verzögerungen beim Start des europäischen Prestigeprojekts. Bisher wurde erst einer von 31 Satelliten in die Umlaufbahn gebracht.

Die Verhandlungen zwischen der Europäischen Union und einer in Aufbau befindlichen Betreibergesellschaft zögen sich in die Länge, sagte Galileo-Industries-Chef Jürgen Ackermann am Freitag vor Journalisten.

Zeitplan in Gefahr

"Wir erwarten in den kommenden Monaten ernsthafte Fortschritte, sonst ist der Zeitplan gefährdet", sagte er. Neben dem Aufbau der ersten Stufe des Systems bewirbt sich Galileo Industries auch als Konzessionär um den späteren Betrieb des Systems.

Finanzierung: EU und Private

Dafür baut das Konsortium derzeit eine Gesellschaft im französischen Toulouse auf. Ein Drittel der Kosten des Projekts, die auf rund 3,8 Milliarden Euro geschätzt werden, trägt die EU. Den Rest sollen private Unternehmen bezahlen. Die Finanzierungszusage aus Brüssel stehe, allerdings müsse die Zahlung vom Europäischen Parlament noch freigegeben werden.

Durch die andauernden Vergabeverhandlungen der Betriebslizenz könnte es dazu kommen, dass der Fortgang der Satellitentransporte ins Weltall ins Stocken gerate, warnte Ackermann.

Erst ein Satellit im Umlauf

Im vergangenen Dezember brachte Galileo seinen ersten Satelliten in die Umlaufbahn. Nach den bisherigen Plänen sollen bis 2008 vier weitere Trabanten platziert werden. Die Verantwortung für die restlichen 26 Satelliten habe schließlich die Betreibergesellschaft.

"Wir müssen zusehen, dass wir die Folgeaufträge bis Mitte, Ende 2008 sichergestellt haben", sagte Ackermann. Bis 2011 soll Galileo als zivile Konkurrenz zum militärischen US-System GPS funktionieren.

Der Zeitplan wurde allerdings schon mehrfach nach hinten verschoben.

Testregion in Berchtesgaden

Im kommenden März könnten in der Nähe des oberbayerischen Berchtesgaden die ersten Nutzer Galileo in einer Testregion ausprobieren. "Wir schrauben quasi die Satelliten an die Berge", sagte Klaus Wittmann, Projektchef bei der Deutschen Luft- und Raumfahrtgesellschaft [DLR].

Mehr als 100 Interessenten hätten sich bereits gemeldet, um dort Galileo-Empfangsgeräte und verwandte System zu testen.

Konkurrenz zu US-System GPS

Die EU verspricht sich von dem Navigationssystem, das auch mit dem amerikanischen GPS vereinbar sein soll, eine große Zahl neuer Arbeitsplätze.

Laut einer Studie der Gemeinschaft würden 100.000 bis 150.000 Jobs vor allem in mittelständischen Unternehmen entstehen, hieß es von Galileo. Die größten Galileo-Anteilseigner sind neben dem Luft- und Raumfahrtkonzern EADS die französische Thales, Alcatel Alenia Space sowie ein spanisches Konsortium.

Der nächste Satellit soll im Frühjahr 2007 starten.

(Reuters)