Telekom-Regulator an Regierung
Als Herausforderung sieht Telekom-Regulator Georg Serentschy die Umsetzung der neuen EU-Richtlinien für die künftige Telekom-Regulierung, die im neuen Telekom-Gesetz [TKG] enthalten sind.
Das neue TKG soll laut EU-Vorgabe bis spätestens 25. Juli 2003 beschlossen werden. "Dafür muss der Entwurf, der bereits fertig gestellt ist, spätestens im März ins Parlament eingebracht werden", sagte Serentschy.
Mit dem neuen TKG bekomme der Regulator "einen Werkzeugkasten mit sehr feinen, aber auch mit schweren Werkzeugen". Nun gelte es, die richtigen Instrumente für die Marktbalance zu finden. Bei der künftigen Regulierung gelte nicht der Anspruch, "alles niederzuregulieren", sondern nur dort zu regulieren, "wo es Defizite beim Wettbewerb gibt".
Gemäß den neuen EU-Richtlinien muss der Regulator nicht wie bisher nur vier, sondern 18 Telekom-Teilmärkte auf nachhaltigen Wettbewerb untersuchen.
Neues Telekom-Gesetz in BegutachtungMobilfunkmarkt ist gesättigt
Der österreichische Mobilfunkmarkt sei relativ klein, sehr wettbewerbsintensiv und bereits teilweise gesättigt, diagnostiziert Serentschy. Die Penetration sei mit "deutlich über 80 Prozent" sehr hoch, die Preise nach Portugal die niedrigsten in der EU.
Der Telekom-Branche sei zuletzt - unter anderem durch das Platzen des Internet-Blase und durch überhöhte UMTS-Lizenzgebühren - erheblicher Schaden zugefügt worden, meint Serentschy. Nun sollten die europäischen Regierungen auf die "Gesundung der Branche" Bedacht nehmen.
Ein Abgehen von den UMTS-Lizenzbedingungen, wie von einigen Mobilfunkbetreibern vor allem in Deutschland gefordert, hält Serentschy aber nicht für sinnvoll. In europäischem Gleichklang könnten aber andere Instrumente gefunden werden.
Kooperationen bei UMTS
Mit den neuen EU-Telekom-Regeln, die im Sommer 2003 verabschiedet
würden, ist laut Erkki Liikanen, finnischer EU-Kommissar für
Unternehmen und Informationstechnologie, ein Handel mit
UMTS-Zulassungen dann möglich.
"Killer customers" statt "Killerapplikationen"
Weiters sieht Serentschy den österreichischen Mobilfunkmarkt an der "Schwelle von einer rein sprachzentrierten zu einer datenzentrierten Welt".
Der Datenanteil sei in Österreich heute noch sehr gering und betrage ein bis drei Prozent exklusive und rund zehn Prozent inklusive SMS. Durchsetzen würden sich nur Dienste, die "das Leben einfacher machen und Spaß bereiten". WAP etwa habe diese Voraussetzungen nicht erfüllt und sei daher bisher erfolglos geblieben.
Noch unklar sei, welche Dienste UMTS zum Fliegen bringen werden. Eine "Killerapplikation" sieht er daher nicht, sondern vielmehr "killer customers" - zielgruppenspezifische Kunden, die bestimmte Applikationen regelmäßig und sehr intensiv nutzen. Dazu zählen jugendliche Spiele-Freaks genauso wie Kleinunternehmer mit einem "Bouquet" von fünf Business-Anwendungen und mehr.
Entlastung der GMS-Netze durch UMTS
Einen gesicherten Nutzen von UMTS kann Serentschy aber schon
jetzt erkennen: Vor allem die großen Mobilfunkbetreiber wie Mobilkom
Austria und T-Mobile könnten die zusätzlichen UMTS-Netzkapazitäten
zur Entlastung und Effizienzsteigerung des GSM-Netzes nützen.