Peinliche Fragen an Google und Cisco

31.10.2006

Auf dem Internet Governance Forum [IGF] in Athen mussten sich die Vertreter von Google, Microsoft und Cisco kritische Fragen zu ihren Geschäftspraktiken in China anhören.

Am Dienstag kam es auf dem Athener Internet Governance Forum zu schweren Kontroversen zwischen Bürgerrechtlern auf der einen und Vertretern von US-Technologiekonzernen und der chinesischen Regierung auf der anderen Seite.

Anlässlich der Sitzung zum Thema "Offenheit" konfrontierten Mitarbeiter der Organisation Reporter ohne Grenzen [Reporters sans Frontieres] Art Reilly, den anwesenden Vertreter des Netzwerkausrüsters Cisco Systems, mit der Tatsache, dass sein Konzern chinesische Behörden mit Filtertechnologien beliefert. "Sie verkaufen der chinesischen Polizei Technik, mit der sie die Freiheit im Netz beschränken kann", warf Reporters-Vertreter Julien Pain Cisco-Direktor Reilly vor.

Zensuranzeige bei Google

Auf seinem Weblog IGFWatch berichtet der australische IGF-Beobachter Jeremy Malcolm, dass auch Google von anwesenden Bürgerrechtlern wegen seiner Zensur von Suchergebnissen in China angegriffen wurde.

Vint Cerf, Miterfinder des Internet-Protokolls und als "Chief Internet Evangelist" bei Google tätig, habe auf die Vorwürfe nur mit dem Hinweis antworten können, dass Google seinen chinesischen Usern immerhin anzeige, dass es da Inhalte gebe, die auf Wunsch der chinesischen Regierung unterdrückt würden.

Fred Tipson von Microsoft meinte auf der Veranstaltung, dass es "zu den Grundbedingungen des Geschäfts gehört, das Recht im gastgebenden Land zu beachte"n.

Mit Chinesen reden

Malcolm zitiert die Reaktion der französischen Europaparlamentsabgeordneten Catherine Trautmann: "Die Gesetze des Marktes sind offensichtlich wichtiger als das Recht auf freie Meinungsäusserung."

Der japanische Internet-Veteran Joichi Ito [ICANN, Creative Commons] habe versucht zu vermitteln und darauf hingewiesen, dass es auch innerhalb von Microsoft und der chinesischen Regierung fortschrittliche Elemente gebe, die man mit punktueller Zusammenarbeit stärken solle.

Internet Governance Forum

Das IGF ist eine Großveranstaltung zum Thema Internet-Regulierung, die von den Vereinten Nationen auf den Weltgipfeln zur Informationsgesellschaft [WSIS] ins Leben gerufen wurde.

Auf dem IGF diskutieren Vertreter von Regierungen, Industrie und der Zivilgesellschaft über Netzthemen wie Spam, Sicherheit, Internet-Zugang in Entwicklungsländern und Zensur.

"Subversive Inhalte"

Reporter ohne Grenzen wies darauf hin, dass bei der chinesischen Regierung 30.000 Personen in Lohn und Brot stünden, deren einzige Aufgabe es sei, das Internet auf "subversive Inhalte" hin zu durchforsten. 50 Internet-Aktivisten und 32 Journalisten säßen momentan hinter Gittern, weil sie es gewagt hatten, ihre Ansichten zu veröffentlichen, so die Organisation.

(AFP | IGFwatch | Reuters | futurezone)