Ein Videoabend mit Windows Vista

06.11.2006

Mit Windows Vista will Microsoft Multimedia auf allen PCs etablieren. Das bisher nur extra verfügbare Media Center ist ab der Home Edition bereits integriert, Videos und Bilder können drahtlos über die Xbox 360 auf dem Fernseher wiedergegeben werden - mit kleinen Abstrichen.

In Zeiten, da Musik, Bilder und Videos fast nur noch digital auf Festplatten vorhanden sind, wird es für die Anwender immer wichtiger, diese Inhalte auch im Couchpotato-Modus vor dem Fernseher konsumieren zu können.

Kampf um den Fernseher

Entsprechend rittern die Hersteller von Computern und Unterhaltungselektronik derzeit ganz besonders um die Anbindung des PCs an den Fernseher.

Zwar gibt es einige Soft- und Hardware-Lösungen für diese Aufgabenstellung, nicht immer aber sind diese auch für den Durchschnittsanwender einfach nachzuvollziehen, geschweige denn zu installieren oder zu benutzen.

Vista + Xbox: Ein Anfang

Mit Windows Vista und seiner Spielekonsole Xbox 360 hat Microsoft bereits eine durchaus akzeptable Lösung geschaffen, bei der allerdings die Tücken im Detail liegen und mitunter Abstriche gemacht werden müssen, wie ein Test von ORF.at zeigt.

Wer vorwiegend Mediendateien in Microsoft-Formaten und MP3s nutzen will, könnte ausreichend bedient sein. Für alle anderen heißt es basteln bzw. warten.

Für den Test wurde ein nicht mehr ganz taufrischer PC [ASUS-Motherboard P4PE mit Intel Pentium 4 2,4 GHz, einem GB Arbeitsspeicher, NVIDIA GeForce FX 5200, Hauppauge WinTV-HVT 1300, Samsung-SATA-Festplatte] unter Vista Ultimate [RC2 Build 5744] herangezogen.

Obwohl dieser von Vista auf Grund der alten Grafikkarte nur einen Leistungsindex von 2,0 erhielt, schaffte es das System dennoch, das neue Interface-Design "Aero" dazustellen.

Zum Vergleich wurde auf demselben Rechner auch die Windows Media Center Edition [MCE] 2005 installiert.

Stressfreies Streaming

Nach Installation der Vista-Vorabversion gilt es zuerst einmal, einige Nachbesserungen, vor allem bei den Treibern, vorzunehmen. Hauppauge und NVIDIA etwa bieten bereits eigene Vista-Treiber an.

Die Einbindung der Xbox 360 unter Vista wie auch unter XP ist relativ stressfrei. Das Media Center fand die über WLAN kommunizierende Xbox problemlos, gab dafür aber gleich eine Warnung über die Netzwerkleistung aus.

Microsoft empfiehlt, für eine optimale Übertragung den WLAN-Standard 802.11a einzusetzen. Dieser Standard erlaubt eine höhere Sendeleistung als 802.11b/g, weswegen er auch im Haus auf höhere Reichweiten kommt.

Videorecorder für die Arbeit

Dennoch schaffte es Vista, Videos sowie bereits vorhandene Musik im MP3-Format und Bilder [nach der Einbindung der jeweiligen Ordner] problemlos über die Xbox auf den Fernseher zu streamen. Für eine optimale Leistung empfiehlt es sich aber, ein möglichst schnelles WLAN in Betrieb zu haben.

Abseits davon bietet Vista mit dem Media Center einen voll funktionsfähigen digitalen Videorecorder mit integriertem Programmplan. Durch die drahtlose Anbindung der Xbox muss dieser nicht einmal im Wohnzimmer stehen, sondern kann weiter im Arbeitsbereich bleiben - ganz ohne Kabelsalat.

Obacht bei Treibern

Weder unter XP noch unter Vista wurde die TV-Karte automatisch erkannt. Nach der Installation der passenden Treiber musste unter XP auch noch ein DVD-MPEG2-Treiber [Intervideo 4] installiert werden.

Kein MPEG4 unter Vista

Für die Wiedergabe von .avi-Dateien [MPEG4] unter dem getesteten Release Candidate von Vista muss erst der passende Codec installiert werden, da sonst weder der Media Player [Version 11] noch das Media Center diese Videos auf dem PC abspielen können. Hat der User den Codec installiert, zeigt auch der Windows Explorer die Voransicht auf die Dateien korrekt an.

Leider schaffte es der Vista-Rechner auch mit installiertem Codec nicht, die MPEG4-Dateien via Xbox auf dem Fernseher anzuzeigen.

Die Software Transcode360 ermöglicht das Streamen von MPEG4-Files, allerdings vorerst nur unter Windows XP MCE 2005 - dort dafür trotz minimaler Netzwerkleistung mit kleineren Abstrichen tadellos. Laut einschlägigen Foren soll in der Finalversion von Vista die Nutzung von Transcode wieder möglich sein.

Warten auf Vista-Finalversion

Microsoft hat im letzten Xbox-Update zwar die Unterstützung für WMV-Videos integriert, DivX- bzw. MPEG4-Nutzer müssen allerdings weiterhin einen anderen Weg finden, um ihre Videos auf dem TV-Schirm sehen zu können. Bleibt nur die Hoffnung, dass Microsoft diese Fähigkeiten noch nachrüstet.

Auch scheint die Installation und Nutzung der feilgebotenen Features nicht bei allen Nutzern ähnlich reibungslos abgelaufen zu sein - in einigen Foren finden sich frustrierte Postings über Vista und die Xbox als Extender. Auch hier heißt es, erst einmal die finale Version abzuwarten.

Vista soll nicht nur mehr Features und Sicherheit bieten, sondern sich auch als Spieleplattform einen Namen machen und zusammen mit der Spielekonsole Xbox 360 und Live Anywhere die Games-Welt erobern.

Vorteil für Microsoft

Apple verspricht, mit seiner Set-Top-Box unter dem Codenamen iTV ab Werk MPEG4 drahtlos auf den Fernseher streamen zu können. Das Gerät soll im Frühjahr 2007 für 299 Dollar auf den Markt kommen - noch ist nicht klar, ob es auch mit Windows funktionieren wird.

Da in neueren Intel-Macs bereits WLAN-Karten nach dem noch nicht verabschiedeten schnellen Standard 802.11n verbaut werden, gehen Marktbeobachter davon aus, dass auch iTV mit dem neuen, schnellen Standard für drahtlose Netzwerke arbeiten wird.

Allerdings hat Microsoft den Vorteil der breiteren installierten Basis. Schon heute stehen rund sechs Millionen Stück seiner Xbox 360 in den Wohnzimmern der potenziellen Vista-Kundschaft.

Inwieweit Sony mit seiner PlayStation3 hier mitmischen kann, wird sich bald zeigen. Mitte November soll der Marktstart der PS3 in den USA und Japan sein.

(futurezone | Nadja Igler)