"Kopierschutzsysteme sind am Ende"

08.11.2006

Der britische Musikmanager Peter Jenner macht sich für eine Pauschalgebühr für Musik aus dem Netz stark und ist davon überzeugt, dass diese in wenigen Jahren in den meisten Ländern der Welt Realität sein wird.

Jenner ist für seine markigen Sprüche bekannt. In einem Interview mit dem Online-Magazin The Register wird der ehemalige Manager von Pink Floyd und The Clash seinem Ruf gerecht.

Die vier großen Musikkonzerne seien "im Arsch" und Kopierschutzsysteme seien am Ende, weil sich die Beteiligten auf keinen einheitlichen Standard einigen konnten, sagte Jenner: "Auch die Labels haben den Glauben daran verloren."

Pauschalabgabe für Online-Musik

Die Leute wollten im Netz Musik entdecken und nicht für jeden Song einen Euro bezahlen, meinte Jenner.

Der Musikmanager macht sich nun für eine Pauschalabgabe für Musik aus dem Internet stark und will dafür auch die Telekom- und Infrastrukturanbieter zur Kasse bitten.

In einer Eingabe an die Europäische Union forderte er in seiner Funktion als Generalsekretär des International Music Managers Forum [IMMF] eine Neuregelung der Musiklizenzierung.

Vier Euro pro Monat

"Online-Musik ist für viele genauso wie Radio. Danach sollten sich auch die Preise richten", sagte Jenner. Er könne sich eine monatliche Gebühr in der Höhe von vier Euro vorstellen.

Jenner ist überzeugt, dass sich dieses Modell in zwei oder drei Jahren in den meisten Ländern der Welt durchsetzen werde.

In Frankreich sprach sich Ende vergangenen Jahres die Nationalversammlung überraschend für eine "Kulturpauschale" für Inhalte aus dem Internet aus. Nach monatelanagen hitzigen Diskussionen wurde die Urheberrechtsrevolution jedoch wieder abgeblasen.

"Online-Musikshops nehmen Kunden aus"

Online-Musikshops würden ihre Kunden ausnehmen, meinte der Musikmanager weiter. Diese müssten Teile der Vertriebs- und Herstellungskosten tragen und dennoch fast so viel bezahlen wie für eine CD.

Downloads würden darüber hinaus die ständig rückläufigen CD-Verkäufe nicht ausgleichen können.

Auch in den Chefetagen der großen Labels geht der Glaube an die CD verloren. Gerd Doherty, Sony-BMG-Chef in Großbritannien, erwartet, dass die CD-Verkäufe in den nächsten drei Jahren um die Hälft zurückgehen. Alan Levy, Vorstandsvorsitzender des Musikkonzerns EMI, erklärte die CD, wie wir sie kennen, vor kurzem sogar für "tot".

Online-Tauschbörsen würden in jedem Fall weiter wachsen, argumentiert Jenner, über eine Pauschalabgabe würden auch die Urheber entschädigt werden.

Umfrage: Pauschalgebühr für Musik aus dem Netz?

Ergebnis: - 86 Ja, aber die soll von den Telekommunikationsanbietern übernommen werden.

- 399 Ja, ich würde aber nicht mehr als fünf Euro bezahlen.

- 54 Nein, dazu besteht keine Notwendigkeit.

- 138 Nein, ich lade keine Musik aus dem Netz.

- 88 Nein, ich will für Musik gar nichts bezahlen.

(futurezone | The Register)