Run auf nächste Konsolengeneration

10.11.2006

In den USA und Japan rüsten sich die Hardcore-Gamer für den Marktstart der nächsten Konsolengeneration von Nintendo und Sony. Für Sonys PS3 wurde in den USA bereits die erste Warteschlange gesichtet, Nintendos Wii war bei Amazon nach kurzer Zeit "ausverkauft".

Dieses Jahr ist die Weihnachtszeit für Gamer wieder einmal im doppelten Sinne die schönste Zeit des Jahres – zumindest für einen Teil der Spielefans.

Doppelte Weihnachtsfreuden

Am 11. November startet Sony mit seiner PlayStation3 [PS3] in Japan, am 17. November dann in den USA. Europa muss wegen Engpässen bei der Produktion bis März 2007 warten.

Die Nintendo-Fanboys haben es da leichter: Die Wii wird weltweit noch 2006 auf den Markt kommen, am 19. Dezember in den USA sowie am 2. bzw. 8. Dezember in Japan und Europa.

Hoch gesteckte Ziele

Im Vorfeld war lange darüber spekuliert worden, ob denn beide Konsolenhersteller ihre hoch gesteckten Absatzziele erreichen werden: Nintendo will bis Ende 2006 vier Mio. Stück ausliefern [und auch verkaufen], Sony musste wegen der Engpässe zuletzt auf 2,4 Mio. hinunter revidieren. Zum Europa-Start sollen eine Mio. PS3s verfügbar sein.

Im Moment scheinen beide Hersteller ihr jeweiliges Ziel locker zu erreichen: Bereits jetzt ist der Hype so groß, dass sich die Konsolen im Vorfeld wie die warmen Semmeln weg gehen.

Erste Wii-Konsolen vergriffen

Beim Online-Händler Amazon erreichten die Wii-Vorbestellungen innerhalb von Minuten das gesetzte Limit, in den USA wurde diese Woche die erste Warteschlange für die PS3 vor einem Best-Buy-Markt gesichtet.

Nintendo-Präsident Reggie Fils-Aime meinte in einem Interview kürzlich, es werde schwer sein, eine Wii zu ergattern, weil die Nachfrage so hoch sei. Auch die PS3 dürfte nicht leicht zu bekommen sein: Zum Marktstart am Samstag stehen 100.000 Stück zur Verfügung, die voraussichtlich ganz schnell ausverkauft sein werden.

"100.000 ist einfach nicht genug", sagt auch Sony-Sprecherin Yoshiko Furusawa, "aber wir hoffen, dass wir jede Woche oder alle zwei Wochen nachliefern können".

Amazon musste am Mittwoch die Vorbestellungen für Nintendows Wii kurz nach dem ersten Angebot gleich wieder schließen, weil das von Nintendo zugesagte Kontingent innerhalb kürzester Zeit vergriffen war. Der Online-Händler rechnet aber mit "mindestens einer Nachlieferung bis zum Ende des Jahres".

Preisvorteil für Nintendo

Preislich hat Nintendo mit Wii einen deutlichen Vorteil, die Konsole wird in Europa nur 249 Euro kosten. Für Sonys PS3 werden hingegen je nach Ausstattung 499 bzw. 599 Euro fällig.

In Japan wurde der PS3-Preis bereits vor dem Marktstart gesenkt, vergleichbares ist für die USA und wohl auch für Europa nicht zu erwarten. Kaz Hirai, Chef von Sony Entertainment America, meinte jüngst, dass das Feedback der Händler bezüglich Preisgestaltung sehr positiv sei [in den USA kostet die PS3 499 bzw. 599 US-Dollar].

Konkurrenzkampf beginnt

Gleichzeitig betonte er die Hoffnung, dass man die selbst gesteckten Absatzziele erreichen bzw. sogar übertreffen werden. Helfen sollen dabei die neuen Features wie das integrierte Blu-ray-Laufwerk für hoch auflösende Filme.

Der richtige Konkurrenzkampf beginne, wenn alle Konsolen in den Regalen stehen und der Kunde sich im Geschäft entscheiden muss - und zwar zwischen Wii, PS3 und Microsofts Xbox 360, so Hirai.

Obwohl noch gar nicht erschienen, wurde für die PS3 bereits das erste Software-Update angekündigt, die auch Sonys PSP mehr Funktionalität verleihen soll. Mit der PS3-Firmware 1.10 und der PSP-Firmware 3.0 [ab Ende November] soll die mobile Spielekonsole auch als Eingabegerät für die PS3 dienen sowie Medien drahtlos von der PS3 streamen können. Die PS3 erhält mit der neuen Firmware zudem Zugriff auf das PlayStation Network.

Am Anfang Verlust bringend

Selbst wenn der Absatz hoch ist und die Regale leergefegt werden - verdienen werden die Hersteller zumindest am Anfang mit den Konsolen nichts. Auch Microsoft, dessen Xbox 360 bereits seit November letzten Jahres in den Regalen steht, schreibt mit seiner Games-Sparte weiter Verluste.

Sony wird die meisten Probleme haben, seine Konsole auch profitabel zu machen. Die Blu-ray-Technologie ist zwar zukunftsweisend, aber auch entsprechend teuer.

Hohe Produktionskosten für PS3

Wenn Sony für 600 US-Dollar mit der PS3 einen vollwertigen Blu-ray-Player anbietet, während "normale" Blu-ray-Player um die 1.000 Dollar kosten, kann das nur ein Minusgeschäft sein. Der verbaute Hochleistungschip "Cell" ist in der Produktion ebenfalls nicht gerade billig.

Entsprechend hat Sony für seine Games-Sparte für das laufende Finanzjahr [bis Ende März] einen Verlust von 1,32 Milliarden Euro prognostiziert. Zeitweise stellte die Sparte bis zu 60 Prozent des Gewinns des gesamten Sony-Konzerns.

Konkurrenz belebt den Wettbewerb

Die Analysten sind sich bei den Zukunftsprognosen uneinig, wer das Match der nächsten Konsolengeneration am Ende wirklich gewinnen wird. Während ein Teil einen deutlichen Vorteil für Nintendo und sein neuartiges Spielkonzept sieht, pochen andere auf die bereits verkauften sechs Mio. Stück Xbox oder die [vermeintlich] langlebigen Multimedia-Elemente der PS3.

Nur eins ist sicher: Vom frischen Wind durch den neuen Wettbewerb werden in nächster Zeit vor allem einmal die Gamer profitieren.

Die PS3 soll Sony allerdings nicht nur den Thron in der Konsolenwelt sichern, sondern auch das Blu-ray-Format vorantreiben. Sollten wie geplant bis Ende des Jahres wirklich zwei Millionen PS3 über den Ladentisch wandern, dann stehen damit auch zwei Millionen Blu-ray-Player in den Wohnzimmern.

(futurezone | AP | Reuters | CNet | Nadja Igler)