Österreich in IT-Zahlen
Die Telekom-Regulierungsbehörde (RTR) hat am Montagabend mit dem IKT-Factbook eine Schriftenreihe herausgegeben, die als fundierte Datenbasis für den Sektor Informations- und Kommunikationstechnologie in Österreich dienen soll.
Mit einer erbrachten Wirtschaftsleistung von rund 28 Mrd. Euro (Gesamtumsatz 2006) treibe der Sektor als einer der wichtigsten Motoren die heimische Wirtschaft an, betont Telekomregulator Georg Serentschy im Vorwort. Dennoch werde er in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen und in der Politik nur vereinzelt thematisiert.
Was den Staat und eine neue Regierung betrifft, so wären Investitionen in die elektronische Infrastruktur wünschenswert, erklärte Serentschy am Dienstag bei einer Pressekonferenz. "Es ist wichtig zu erkennen, dass dieser Sektor eine sehr große Querschnittswirkung durch die gesamte Wirtschaft und Gesellschaft hat."
15.200 Unternehmen in der IKT-Branche tätig
Das IKT-Factbook kann bei der RTR angefordert werden und steht auf der Website kostenlos zum Download.
IKT-Factbook (PDF, 222 Seiten)
Laut Statistik Austria waren 2006 bereits etwa 15.200 Unternehmen (5,25 Prozent der heimischen Firmen) mit 111.766 Beschäftigten in dem Sektor tätig. Berücksichtigt man die engere Definition des European Information Technology Observatory (EITO), bei dem die Herstellung von Teilen und Komponenten, Großhandel und Rundfunk ausgenommen sind, betrug der Umsatz im Jahr 2007 15,3 Mrd. Euro. Das waren 2,9 Prozent mehr als im Vorjahr (14,9 Mrd.).
Für 2008 wird ein Wachstum von 3,1 Prozent erwartet, was knapp über dem EU-Durchschnitt liegt.
Breitbandpenetration durch UMTS beflügelt
Im Bereich Infrastruktur wird vor allem auf die Breitbandpenetration eingegangen: Hier liegt Österreich im internationalen Vergleich hinter führenden Ländern wie Island, den Niederlanden und Dänemark.
Die Anzahl der mobilen Breitbandanschlüsse betrug im zweiten Quartal 2008 rund 750.000 und soll bis Jahresende die Millionengrenze erreichen.
46 Prozent der Haushalte verfügen über einen Breitbandanschluss über Festnetzinfrastruktur. Gemessen an der Bevölkerung (pro Kopf) lag die Durchdringung mit Breitbandanschlüssen in Österreich im zweiten Quartal 2008 bei etwa 20,4 Prozent. Rechnet man mobiles Breitband über UMTS und HSDPA, das in Österreich sehr regen Zuspruch genießt, mit ein, kommt man auf eine Pro-Kopf-Rate von etwa 29,3 Prozent (68,85 Prozent auf Haushaltsebene).
Starkes E-Government-Angebot, schwache Nutzung
Besser schneidet Österreich beim Angebot von E-Government-Diensten ab. Bereits zum zweiten Mal in Folge belegt Österreich Platz eins im E-Government-Ranking der EU, wie im IKT-Factbook betont wird. Genutzt werden diese Dienste aber erst von rund 27 Prozent der Privatpersonen. Die Rate der Unternehmen, die das Internet für die Interaktion mit öffentlichen Stellen nutzen, ist mit 81 Prozent weitaus höher und liegt über dem EU-27-Durchschnitt (65 Prozent).
Online-Handel und Sicherheit
Der Online-Handel wuchs in den vergangenen Jahren stetig, 2008 gaben 37 Prozent der Bevölkerung an, in den letzten zwölf Monaten über das Internet eingekauft zu haben. Bedenken bezüglich der Sicherheit bzw. des Datenschutzes waren dabei weniger ein Hindernis als die Treue zum Offline-Geschäft.
Ansonsten wird das Thema Sicherheit bei heimischen Internet-Nutzern großgeschrieben: Laut Angaben der OECD haben 64 Prozent auf dem Computer zu Hause eine Firewall installiert.
Die betrügerische Verwendung von Zahlungskarten oder Missbrauch von personenbezogenen Daten spielen in Österreich der OECD zufolge nur eine untergeordnete Rolle.
15,5 Prozent der Österreicher hatten demnach bereits Probleme mit Computerviren, die zu Daten- oder Zeitverlust geführt haben. Bei den Unternehmen sind es 34 Prozent, bei denen in den letzten zwölf Monaten ein Sicherheitsproblem aufgetreten ist. Die Zahl der durch Schadprogramme infizierten und ferngesteuerten Zombie-PCs liegt in Österreich unter einem Prozent.
Kultur und Digitalisierung
Mehr als drei Viertel des Medienbestands der österreichischen Bibliotheken und Spezialbibliotheken lagen 2006 nach wie vor in Form von Büchern und Sammelwerken vor. Nur ein kleiner Anteil war in elektronischer Form verfügbar.
Die European Digital Library (EDL) ist ein von der Europäischen Kommission ins Leben gerufenes Projekt, das zum Ziel hat, die digitalen Sammlungen von Nationalbibliotheken in ein zentrales Portal zu integrieren und zugänglich zu machen.
Im internationalen Vergleich stand Österreich im Jahr 2006 bei der Anzahl der digitalisierten Seiten der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB) abgeschlagen an vierter Stelle. Insgesamt waren bis Ende 2006 125 Millionen Seiten digitalisiert, diese Zahl soll bis ins Jahr 2012 auf 738 Millionen anwachsen.
Die digitale Kluft
Die digitale Kluft in Österreich ist laut IKT-Factbook vor allem eine Frage von Alter und Bildungsniveau. Je höher der Ausbildungsgrad, desto intensiver die Computer- und Internet-Nutzung. In der höchsten Bildungsstufe haben nahezu alle Computernutzer auch das Internet in den letzten drei Monaten vor der Befragung (Befragungszeitraum: Februar und März 2008) genutzt.
Das Alter hat - ebenso wie die Bildung und das Einkommen - einen deutlichen Einfluss auf die Häufigkeit der Computer- und Internet-Nutzung. Weniger als ein Drittel der Bevölkerung ab 65 Jahren gibt an, in den letzten drei Monaten einen Computer genutzt zu haben. Der Anteil der Internet-Nutzer liegt noch tiefer.
In Österreichs Schulen teilten sich im Jahr 2006 100 Schüler ungefähr 16 Computer. Das waren deutlich mehr als der EU-27-Durchschnitt von etwa elf Computern pro 100 Schüler.
Die meisten Nutzer gibt es in der jüngsten Altersgruppe: 95 Prozent der Jugendlichen von 16 bis 24 Jahren haben in
den letzten drei Monaten einen Computer und knapp 92 Prozent das Internet genutzt. Mit steigendem Alter fällt der Prozentsatz deutlich ab. Auch das Niveau der Computerkenntnisse sinkt mit steigendem Alter
rapide.