TA baut 2.500 Jobs ab und erwartet Verlust
Die Telekom Austria (TA) wird im kommenden Jahr rund 1.250 Mitarbeiter freistellen, insgesamt sollen in den nächsten Jahren 2.500 Mitarbeiter abgebaut werden. Das Unternehmen muss rund 630 Millionen Euro für Sozialpläne rückstellen und kündigte für heuer einen Nettoverlust an. Der Betriebsrat will den Jobabbau nicht kampflos hinnehmen und "dagegen Sturm laufen".
Die Telekom Austria bestätigte am Montagabend nach ihrer Aufsichtsratssitzung, dass bis 2011 2.500 Mitarbeiter im Festnetzbereich abgebaut werden müssen, davon 1.250 im Laufe des kommenden Jahres. Für diese nicht mehr benötigten Mitarbeiter werden Rückstellungen von 630 Millionen Euro vorgenommen. Die Einsparungen aus dem "Restrukturierungsprogramm" betragen 2009 rund 35 Millionen Euro, teilte die TA mit.
Gewinnwarnung
Der teilstaatliche Konzern musste auch eine Gewinnwarnung ausgeben. Demnach sinkt das Betriebsergebnis 2008 um 85 Prozent, das Unternehmen erwartet einen "geringen" Nettoverlust. Zum Halbjahr war die Telekom noch von einem stabilen Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) und einem um zwölf Prozent niedrigerem Jahreseregebnis ausgegangen.
Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) wird um 30 Prozent tiefer erwartet. Zuletzt ging die TA noch von drei Prozent Plus aus. Die Umsatzerlöse sollen 2008 im Vergleich zum Vorjahr um fünf Prozent steigen.
Sozialplan
Da die Mitarbeiter, die gehen sollen, unkündbare Beamte sind, wurde ein umfangreicher Sozialplan erarbeitet um ihnen den Abgang schmackhafter zu machen. Dadurch hofft die Telekom 400 Mitarbeiter - davon 250 Mitarbeiter bereits mit Ende 2009 - zu einem freiwilligen Ausscheiden zu überreden.
Für alle anderen soll es einen Personalpool geben, in dem die Telekombeschäftigten - wie die Gewerkschaft kritisiert - Daumen drehen. Auf die Dividende haben die Maßnahmen laut Telekom keinen Einfluss, die Aktionäre dürfen sich weiter über 0,75 Euro für das Geschäftsjahr 2008 freuen.
TA-Aktien notierten zuletzt mit 9,70 Euro. Der Börsenwert des Unternehmens hat sich seit Jahresbeginn halbiert, während der Sektor nur 38 Prozent verloren hat.
Hoffen auf den Staat
Ob 2010 und 2011 weitere Rückstellungen erforderlich sein werden, darauf wollte sich Telekom-Austria-Chef Boris Nemsic nicht festlegen. "2010 oder 2011 werden wir dann weiter reden", sagte er am Montagabend bei einer Telefonkonferenz. Bis dahin könnten sich auch im Markt wieder Veränderungen ergeben und zum anderen hofft Nemsic noch immer, dass ihm der Staat einen Teil der Bürde abnimmt.
Die von der TA präsentierten voraussichtlichen Zahlen für die ersten neun Monate des heurigen Geschäftsjahres entsprechen den von Analysten erwarteten Werten. So wird der Umsatzerlös um 6,4 Prozent auf 3,864 Milliarden Euro zulegen (Analystenschätzung: plus 6,3 Prozent), das EBITDA werde um drei Prozent auf 1,508 Milliarden Euro ansteigen (Analysten: plus 2,1 Prozent). Keine Angaben wurden zum Betriebsergebnis gemacht. Marktbeobachter erwarten ein Minus von 5,2 Prozent auf 633 Milliarden Euro.
Ad-hoc-Mitteilung der TA
Betriebsrat kämpferisch
Betriebsratschef Michael Kolek meinte, dass die Belegschaft den Jobabbau keineswegs hinnehmen werde. Kolek gab sich jedenfalls kämpferisch. Man habe den Plänen die Zustimmung verweigert, nun seien gewerkschaftliche Maßnahmen möglich. "Wir werden dagegen Sturm laufen", so ein verärgerter Kolek. Er hofft nun auf Unterstützung durch die Politik.
Festnetz seit Jahren mit Problemen
Der Festnetzbereich kämpft seit Jahren mit rückläufigen Kundenzahlen. Zusätzlich macht die Einführung neuer Technologien mehr und mehr Mitarbeiter überflüssig. Der überwiegende Teil der rund 9.000 Mitarbeiter in der Festnetzsparte sind unkündbare Beamte. Sie können praktisch nicht gekündigt werden, sondern erhalten auch vom Dienst freigestellt ihre Bezüge, allerdings ohne mögliche Zulagen und Mehrstunden.
Kolek erinnerte daran, dass das von den Personaleinsparungen betroffene Festnetz die Grundinfrastruktur für alle Telekom-Services darstelle. Ohne dieses gebe es keinen Mobilfunk und auch kein Internet - und auch viele alternative Anbieter vertrauen weiterhin auf das Netz des ehemaligen Staatsbetriebs.
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(APA/Reuters)