TA-Belegschaft greift Nemsic und Michaelis an
Nachdem die Telekom Austria (TA) am Montag ihre Pläne zum Stellenabbau bekräftigt hatte, reagierte die TA-Belegschaft mit harter Kritik in einem offenen Brief an die Regierungsverhandler. Die TA-Führung hat nun eine Richtigstellung veröffentlicht, in der die Sparmaßnahmen verteidigt werden.
In dem Brief an Werner Faymann (SPÖ) und Josef Pröll (ÖVP) wird die TA-Führung hart kritisiert. "Die österreichische Bevölkerung hat allen Grund zur Sorge um die Zukunft ihres Telefonanschlusses", heißt es darin. "Der Grund: Das Management von ÖIAG und Telekom Austria droht wieder einmal mit einem massiven Kahlschlag im Festnetz."
Die Telekom Austria bestätigte am Montagabend nach ihrer Aufsichtsratssitzung, dass bis 2011 2.500 Mitarbeiter im Festnetzbereich abgebaut werden müssen, davon 1.250 im Laufe des kommenden Jahres.
Aufsichtsratschef und ÖIAG-Vorstand Peter Michaelis und Konzernchef Boris Nemsic nützten dem Brief zufolge die Zeit des politischen Neustarts, um Schreckensszenarien vorzugaukeln und auf diese Weise von der Politik übereilte Entscheidungen zu erpressen. "Ohne Skrupel spielen Michaelis und Nemsic mit dem Schicksal Tausender MitarbeiterInnen und ihrer Familien", heißt es weiter.
TA-Spitze verteidigt sich
In einer Reaktion der TA-Führung auf den offenen Brief wurde am Dienstag betont, dass die Entscheidung des Vorstandes, umfangreiche Kostensenkungsmaßnahmen im Festnetz umzusetzen, darauf beruhe, dass seit dem Jahr 2004 600.000 Festnetzanschlüsse abgemeldet worden sind. Die Personalkosten im Telekom Austria Festnetz stiegen dafür um jährlich fünf Prozent oder 25 Mio. Euro bei gleich bleibendem Personalstand.
Die Entwicklung im Festnetz zeige, dass beim derzeitigen Trend ein negatives Betriebsergebnis in absehbarer Zeit erreicht und damit das Unternehmen investitionsunfähig würde. Mit den beschlossenen Kostensenkungsmaßnahmen solle dies verhindert werden.
Aufrechterhaltung des Telefonbetriebes gefährdet
Kritisiert wird seitens der Belegschaft auch, dass ständig wechselnde Angaben gemacht würden. "Einmal spricht das Management von 500 überzähligen MitarbeiterIn, dann wieder von 1.250 und zwischenzeitlich sogar von 3.000 - das wäre ein Drittel der gesamten Festnetzbelegschaft." Die Belegschaft verweist zudem darauf, dass bei einem weiteren Abbau weder die Aufrechterhaltung des Telefonbetriebes noch die Betreuung der Telekomkunden garantiert werden könnten.
Die Realität sehe laut den Mitarbeitern jedoch anders aus, schließlich werde die Telekom Austria heuer fast eine halbe Milliarde Euro Nettogewinn erwirtschaften. Im nächsten Jahr sollen demnach 350 Mio. Euro Dividende an die Aktionäre ausgeschüttet werden.
Die Telekom Austria selbst gab am Montagabend eine Gewinnwarnung aus. Demnach sinkt das Betriebsergebnis 2008 um 85 Prozent, das Unternehmen erwartet einen "geringen" Nettoverlust.
Auch diese Aussagen der Personalvertretung wurden von der TA zurückgewiesen. Demnach seien alle Zahlen transparent vorgelegt und beschlossen worden. Auch die Darstellung der wirtschaftlichen Situation stimme so nicht: "Die Rückstellungen belasten das Unternehmen mit 630 Mio. und werden im Jahr 2008 zu einem Nettoverlust führen.", heißt es in der Stellungnahme.
"Die Zeche zahlt der Steuerzahler"
Die Belegschaft fordere nun einen Telekomgipfel mit internationalen Experten aus der Branche, um die notwendigen Antworten auf die Herausforderungen im Festnetz zu erhalten. Zudem solle der "längst rücktrittsreife Aufsichtsratsvorsitzende und ÖIAG-Vorstand Peter Michaelis ausgewechselt werden".
Ein weiterer Stellenabbau führe jedoch zu nichts: "Am Ende steht womöglich der Verkauf des Mobilfunks und die Reverstaatlichung des Festnetzes. Die Zeche zahlt der Steuerzahler", so die Belegschaftsvertreter.
TA-Chef Boris Nemsic hingegen pocht weiter auf die Notwendigkeit des Stellenabbaus: "Die Restrukturierungsmaßnahmen sichern die verbleibenden Arbeitsplätze bei der Telekom Austria, schaffen Spielraum für Investitionen und gewährleisten die Versorgung mit Telekommunikationsdiensten in Österreich. Es ist unverständlich, dass die Personalvertretung in so einer wirtschaftlich schwierigen Zeit falsch informiert, Mitarbeiter und die Öffentlichkeit verunsichert und die Arbeit des Vorstandes behindert.", so sein Statement.