Mind-Mapping im Netz
Der Online-Dienst MindMeister bringt Mind-Mapping-Anwendungen ins Netz. Wachsen will der in Wien und München ansässige Anbieter von Kollaborationswerkzeugen unter anderem durch die Integration seiner Anwendung in Online-Applikationen von Drittanbietern. Teil acht der futurezone.ORF.at-Serie "Start-up-Geschichten".
"Das Konzept der Mind-Map zwingt einen puristischen Zugang zu kreativen Prozessen auf", sagt Thomas N. Burg, der Mind-Maps selbst leidenschaftlich nutzt und seit August als Marketingmanager beim Online-Kollaborationstool-Anbieter MindMeister tätig ist. MindMeister bietet Mind-Mapping-Angwendungen online an. "Ideen generieren, Notizen sammeln, Projekte und Veranstaltungen planen", umreißt Burg grob das Einsatzgebiet von Mind-Maps.
Im Rahmen der Serie "Start-up-Geschichten" berichtet futurezone.ORF.at in loser Folge über innovative Web- und IT-Dienste mit Österreich-Bezug.
Der Begriff Mind-Map wurde vor mehr als 30 Jahren vom britischen Autor und Mentaltrainer Tony Buzan geprägt. Seither kommt das Visualieren von Prozessen mit Hilfe von Mind-Maps unter anderem beim Brainstorming, bei Planungsprozessen und Projektmanagement in Unternehmen, aber auch bei der Visualisierung von Inhalten beim kreativen Schreiben zum Einsatz.
Anwendungen wie MindMeister verbinden Mind-Maps mit den Möglichkeiten des Netzes. Die Karten können online gemeinsam bearbeitet und ausgetauscht und mit Daten aus verschiedenen Quellen verknüpft werden. "Es geht nicht nur um den Transfer einer Desktop-Applikation ins Netz", erläutert Burg. "Es soll sich auch ein Zusatznutzen erschließen."
140.000 Nutzer weltweit
Die Idee für das Browser-basierte Online-Kollaborationstool entstand im Sommer 2006. Etwas weniger als ein Jahr später, im Mai 2007, ging der Dienst online. Vorerst ist MindMeister nur in einer englischen Sprachversion verfügbar. "Wir wollen global agieren", sagt Burg. Lokalisierte Sprachversionen in deutscher, russischer und japanischer Sprache sollen demnächst folgen.
Mittlerweile zählt der Online-Dienst mehr als 140.000 Nutzer weltweit. 30 Prozent davon kommen aus den USA, etwa ebenso viele aus Europa. Der Rest der User verteilt sich auf Asien und Australien. Neben Privatpersonen wird MindMeister auch von Unternehmen und Institutionen im Bildungsbereich genutzt.
MindMeister-Marketingmanager Thomas N. Burg.
Vor kurzem wurde die Version 3 von MindMeister veröffentlicht. Sie bietet neben Tools zum kollaborativen Erstellen von Mind-Maps unter anderem eine "History View", mit der sich die Entstehung der Gedächtniskarten zeitlich zurückverfolgen lässt, und eine verbesserte Verschlagwortung (Tagging) der gemeinsam erstellten Mind-Maps.
Einfache Bedienbarkeit im Fokus
Von Konkurrenzprodukten wie Mindomo, Mapul und comapping, die ebenfalls Mind-Mapping-Software über das Netz anbieten, will sich das Start-up durch ein möglichst einfach gehaltenes Interface unterscheiden. "Das heißt auch, auf Features zu verzichten", sagt Burg. Das sei vor allem für den Einsatz der Anwendung in Unternehmen und Bildungseinrichtungen wichtig: "Man soll das Ding ohne Einschulung verwenden können."
MindMeister ist in drei Varianten verfügbar. Die kostenlose Basisversion ist mit Einschränkungen, etwa bei der Menge der Mind-Maps, versehen. Daneben gibt es eine kostenpflichtige Premiumversion sowie ebenfalls kostenpflichtige Teameditionen für den Geschäfts- und Bildungsbereich. Ergänzend dazu wird auch die Software zur Installation auf Inhouse-Servern bei Unternehmen lizenziert.
Kontextsensitive Werbung
Neben den Premiumversionen will MindMeister künftig auch mit kontextsensitiver Werbung Geld verdienen. Dabei sollen zu den Einträgen auf den nutzergenerierten Karten etwa passende Buchempfehlungen bei Online-Buchhändlern angezeigt werden. "Wir testen erst einmal, ob das Umsätze bringt", so Burg.
Daneben soll die Software über APIs [Application Programming Interfaces] in möglichst viele Online-Applikationen integriert werden und etwa in Projektmanagement- und Kollaborationssuiten anderer Anbieter als Editor für Mind-Mapping zum Einsatz kommen. Eine Kooperation mit dem Online-Storage-Anbieter Box.net soll demnächst starten. "Das ist ein wichtiger Teil unseres Geschäftsmodells", sagt Burg.
Auch an mobilen Applikationen wird gearbeitet. Noch heuer soll eine iPhone-Anwendung veröffentlicht werden. Für Googles Handybetriebssystem Android ist ebenso ein Programm in Planung.
Angel-Investor
In der Anfangsphase wurde MindMeister von den Gründern finanziert. Vor einigen Monaten stieg ein Angel-Investor ein. Mit der Finanzspritze soll die Position des Diensts auf dem Markt weiter ausgebaut und der Break-even erreicht werden.
Derzeit zählt das Unternehmen zwölf Beschäftigte. Konzeption und Vermarktung erfolgen in Wien und München, entwickelt wird in Rumänien. "Wenn man es schafft, das Projektmanagement gut aufzubauen, ist das finanziell ein sehr sinnvolles Modell", meint Burg.
"Klarer Fokus"
Es sei relativ schwierig, hierzulande zu einer Finanzierung für Start-ups zu kommen, so Burg, der in den vergangenen drei Jahren für verschiedene IT-Unternehmen in Österreich und der Schweiz tätig war. Entscheidend sei jedoch nicht allein die Finanzierung, sondern das Netzwerk, das dahinterstehe.
Um international erfolgreich zu sein, brauche man einen klaren Fokus und eine gute Umsetzung, meint Burg. Dann würden Risikokapitalgeber auch in Nischenprodukte wie etwa MindMeister investieren.
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(futurezone/Patrick Dax)