MySpace Österreich geplant
In den kommenden sechs bis neun Monaten will MySpace einen österreichischen Ableger seines sozialen Netzwerks gründen, verriet MySpace-Vizepräsident Travis Katz im Gespräch mit der ORF-Netzkultursendung "matrix".
MySpace Österreich sei Teil der internationalen Expansionsstrategie des Netzwerks, sagte Katz in einem vergangene Woche geführten Interview mit matrix. Der Beitrag wird am Sonntagabend um 22:30 auf Ö1 ausgestrahlt.
Seit 2005 gehört MySpace zu News Corp., dem Konzern von Medien-Tycoon Rupert Murdoch.
MySpace ist gerade mal drei Jahre nach seiner Gründung zu einer der meistbesuchten Webseiten des Internets aufgestiegen. Im September verzeichnete das soziale Netzwerk insgesamt rund 35 Milliarden Seitenzugriffe. Knapp 127 Millionen Nutzer haben sich bei MySpace registriert.
Noch sind US-Amerikaner dabei in der Überzahl. Doch die internationale Nutzung steigt rasant an. So wuchsen die Zugriffe deutscher Nutzer laut Wall Street Journal bis zum September um 1.154 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Kulturelle Differenzen und globale Werte
MySpace versteht den Start der europäischen Ableger als Beta-Test. Man bemühe sich intensiv um Rückmeldungen der Nutzer, berichtet Travis Katz, der bei MySpace für die internationale Expansion zuständig ist. Ein Beispiel für solches Feedback: Einige Nutzer hätten kritisiert, dass sie auf der Webseite geduzt werden. "Wenn genug Leute das gleiche bemängeln, ändern wir in der Regel die Webseite", erklärt Katz. "Wobei die meisten Leute das 'Du' mögen, weil es ungezwungener ist."
MySpace bemüht sich für seine länderspezifischen Ableger zudem um lokale Inhalte und regionale Bands. Die grundsätzliche Architektur der Plattform ist jedoch überall gleich. Nutzer in Österreich können problemlos Kontakt zu Nutzern in den USA aufnehmen.
Katz glaubt denn auch, dass sich die Interessen der MySpace-Nutzer von Land zu Land nur wenig unterscheiden. "Junge Leute wollen sich mitteilen und ihrer Individualität freien Lauf lassen", so Katz. "Ich glaube, das ist universell."
Neben Deutschland und Frankreich betreibt MySpace auch in Großbritannien und Australien regionale Ableger. In Japan startete zudem gerade eine MySpace-Website, die gemeinsam mit dem lokalen Technologiekonzern Softbank betrieben wird. MySpace und Softbank wollen beide jeweils rund vier Millionen Euro in den Aufbau der Plattform investieren.
Chancen für lokale Gründer
Doch es gibt auch kritische Stimmen zur MySpace-Expansion. Die Mobilfunkberaterin Debi Jones glaubt, dass US-amerikanische Social-Networking-Plattformen im Ausland an kulturelle und soziale Grenzen stoßen könnten.
US-Amerikaner gingen einfach anders mit ihresgleichen um als Menschen in anderen Ländern. "Wir werden sehen, wie sich MySpace außerhalb der USA entwickeln wird", so Jones. "Auch im Vergleich zu Dingen, die Gründer in diesen Ländern starten werden, die vielleicht kulturell bedeutungsvoller und alltagstauglicher sind."
Heute 22:30 im Ö1-Magazin "matrix"
Immer mehr Bands berichten, dass eine der ersten Fragen von Labelvertretern jene nach der Anzahl von Friends auf MySpace sei. Wer eine bereits bekannte Band unter Vertrag nimmt, erspart sich einiges an Marketingkosten. Janko Röttgers ist dem MySpace-Phänomen in Kalifornien auf die Spur gegangen.
(Janko Röttgers | matrix | futurezone)