Wiener Start-up mit E-Book-Offensive
Das Wiener Start-up Hixbooks will E-Books in Österreich zum Durchbruch verhelfen und dabei eng mit dem Buchhandel zusammenarbeiten. Auf der Messe Buch Wien stellt das Unternehmen ab Donnerstag sein Vertriebskonzept vor. Ab 1. Dezember sollen österreichweit elektronische Lesegeräte und rund 55.000 elektronische Bücher angeboten werden.
Rund 20 Buchhändler in Wien, Graz, Linz, Salzburg und Innsbruck hat Hixbooks bisher als Partner gewonnen, sagt Daniel Schreiner, Geschäftsführer des in Wien ansässigen Unternehmens. Hixbooks will über den heimischen Buchhandel ab Anfang Dezember zunächst zwei E-Book-Reader anbieten: den iLiad der Firma iRex und das Cybook des Herstellers Bookeen. Beide verfügen über die E-Ink-Technologie, die ohne Hintergrundbeleuchtung auskommt und es ermöglicht, die elektronischen Bücher auch bei grellem Sonnenlicht zu lesen.
Hixbooks-Geschäftsführer Daniel Schreiner präsentiert auf der Buch Wien, die von Donnerstag bis Sonntag auf dem Wiener Messegelände stattfindet, E-Book-Lesegeräte und elektronische Bücher.
Chancen und Herausforderungen des neuen Marktes rund um E-Books diskutieren auf der Buch Wien am Donnerstag um 14.30 Uhr Experten aus Österreich und Deutschland.
Der rund 400 Gramm leichte, taschenbuchgroße iLiad, der über ein 8,1-Zoll-Display (768 mal 1.024 Pixel) verfügt und mit Hilfe eines Stylus auch Notizen auf dem elektronischen Papier zulässt, kostet 499 Euro. Das Cybook (174 Gramm, 6-Zoll-Display), ein reines Lesegerät, wird für 269 Euro zu haben sein. 2009 will Hixbooks weitere Modelle anbieten. Dann wird etwa auch der preiswertere Reader HanLin V3 für 99 Euro erhältlich sein.
Die elektronischen Bücher können vorerst nur über Computer heruntergeladen und via USB-Schnittstelle auf die Reader gespielt werden. Geräte mit UMTS-Unterstützung für den Over-the-Air-Download sollen im Lauf des nächsten Jahres angeboten werden.
Katalog noch überschaubar
Der bei Hixbooks verfügbare Katalog ist zum Start noch überschaubar. Lediglich 55.000 Titel, der Großteil davon englischsprachig, finden sich vorerst in den elektronischen Regalen. "Die komplette Bandbreite ist noch nicht verfügbar", sagt Schreiner. Vor allem im Bereich der Belletristik gebe es noch Lücken. Spätestens Mitte nächsten Jahres sollten diese aber gefüllt sein.
Die Bücher kosten rund 30 Prozent weniger als Hardcover-Ausgaben und werden in den Formaten mobipocket und PDF zur Verfügung gestellt.
Zusammenarbeit mit dem Buchhandel
Verkauft werden die elektronischen Titel genauso wie die Lesegeräte über den Buchhandel. "Die Fachhändler sollen potenziellen Kunden dabei helfen, Hemmschwellen beim Gebrauch der elektronischen Bücher zu überwinden", so Schreiner, der selbst Buchhändler gelernt hat.
Ab Februar 2009 bietet Hixbooks Buchhändlern auch Online-Shop-Lösungen für den Buchdownload. Diese sollen entweder in bestehende E-Commerce-Lösungen integriert oder in Kooperation mit Hixbooks betrieben werden.
Neues Lesefutter für die E-Book-Reader kann aber auch aus Webshops von Drittanbietern heruntergeladen werden, die die mit den Geräten kompatiblen Formate unterstützen.
"Steiniger Weg"
Hixbooks will sich vor allem um die Kataloge österreichischer Verlage bemühen.Vom Residenz Verlag werden etwa bereits zum Start von Hixbooks 30 Titel erhältlich sein. Nächstes Jahr sollen schon 300 Titel des Verlags angeboten werden. "Es war ein steiniger Weg", erinnert sich Schreiner. "Als wir vor einem Jahr begonnen haben, wollten viele Verlage keine E-Books anbieten." Heute seien E-Books in aller Munde.
Frankfurt als Türöffner
Dazu hat auch die diesjährige Frankfurter Buchmesse beigetragen, bei der E-Books ein zentrales Thema waren. In Frankfurt präsentierten auch die Hersteller Amazon und Sony ihre Lesegeräte und Vertriebskonzepte. Beide Anbieter setzen beim Vertrieb elektronischer Bücher auf Kopierschutztechnologien (Digital Rights Management, DRM).
Bis der Amazon Kindle und der Sony Reader auch in Österreich erhältlich sein werden, wird jedoch noch einige Zeit vergehen. Amazon hält sich über den Marktstart seines Lesegeräts in Europa bedeckt. Der Sony Reader wird ab 2009 zwar in Deutschland erhältlich sein. Termin für einen Österreich-Start des Lesegeräts gibt es noch keinen.
Wasserzeichen statt Kopierschutz
Auf Kopierschutz will Hixbooks im Gegensatz zu Amazon und Sony verzichten. "Die Musikindustrie war für uns ein mahnendes Beispiel", sagt Schreiner. Wenn Kunden elektronische Bücher kaufen, die sie nur auf bestimmten Geräten abspielen können, seien sie auf kurz oder lang für den Handel verloren. "Gibt es Downloads ohne Kopierschutz zu einem vernünftigen Preis, werden sie von den Leuten auch gekauft", ist Schreiner überzeugt.
Statt mit DRM sollen die elektronischen Bücher jedoch mit einem Wasserzeichen versehen werden, das die Kundennummer der Käufer enthält. Allenfalls bei Sachbüchern von Rechts- oder Medizinverlagen, die mehrere hundert Euro kosten, kann sich Schreiner eine feste Verschlüsselung vorstellen.
Positive Reaktionen
"Die Reaktionen aus dem Buchhandel auf die E-Book-Offensive waren größtenteils positiv", erzählt Schreiner. "Die Branche ist im Umdenken." Das habe man nicht zuletzt den elektronischen Navigationsgeräten zu verdanken. Die hat der Buchhandel nämlich verschlafen.
Während Buchhändler für Land- und Straßenkarten früher die erste Adresse waren, werden Navigationsgeräte heute über den Elektrohandel vertrieben. "Das hat gezeigt, dass man mit der Technik etwas machen muss", ist Schreiner überzeugt. An E-Books gebe es nun im Buchhandel ein starkes Interesse.
Zehn Prozent Marktanteil für E-Books
Mit Prognosen für den E-Book-Markt ist Schreiner vorsichtig. Momentan sei der Markt nicht wahrnehmbar, so der Hixbooks-Geschäftsführer. Er sieht E-Books in den nächsten Jahren langsam auf einen Marktanteil von bis zu zehn Prozent des deutschsprachigen Buchmarkts klettern: "Das Hörbuch hat auch seine Zeit gebraucht, bis es seine derzeitige Marktgröße von 20 Prozent erreicht hat."
(futurezone/Patrick Dax)