© Nokia; ORF (Montage), Nokia Handy-TV zeigt ORF-Wetterbericht

Handy-TV: DVB-H und UMTS verschmelzen

MOBILE TV
26.11.2008

Mobilfunkbetreiber Hutchison kündigt die Verschmelzung von DVB-H und UMTS an. Mobiles Handy-TV über UMTS-Streaming sei etwas für Nischenkanäle, DVB-H wichtig in Ballungszentern, meint Geschäftsführer Berthold Thoma. Derzeit nutzen 90.000 Kunden die Möglichkeit des mobilen Fernsehens.

Eine neue Software soll DVB-H- und UMTS-Streaming miteinander verbinden, kündigte Thoma, Geschäftsführer von Hutchison 3G Austria, die künftigen Entwicklungen des Unternehmens im Bereich Handy-TV an. Je nach Bedarf soll das Gerät die im Moment günstigere Technologie - je nach Kapazität - wählen und dabei selbstständig hin- und herswitchen, "ohne dass es der Kunde bemerkt“, sagte Thoma bei einer Pressekonferenz am Dienstagabend in Wien.

Des Weiteren soll es künftig zu einem Zusammenschluss von TV und Community-Produkten kommen. Interaktive Dienste wie ein TV-Chat sowie der Austausch von Bilder und Tönen werden möglich sein. Auch Mobile Marketing, etwa interaktive Werbung, soll mit der Verschmelzung beider Technologien möglich werden.

Stichwort DVB-H

Der von der EU festgelegte Standard DVB-H steht für Digital Video Broadcasting-Handheld, ein System, das TV-Programme auf tragbare und mobile Empfänger mit kleinen Bildschirmen sendet.

DVB-H für Spitzenzeiten

"Digital Video Broadcasting-Handheld (DVB-H) ist nur für Ballungsgebiete und Massenkanäle interessant", so Thoma. Der für den EU-Raum festgesetzte Standard für digitales Handy-TV eigne sich, um Kapazitätsspitzen abzudecken, wenn etwa ein sportliches Großereignis stattfinde. "Hier gibt es auch noch etwas weiterzuentwickeln", was nicht passiere, weil es ein fixer Standard sei, sagte Thoma.

Die UMTS-Technologie, die über IP-Streaming funktioniert, sei etwas für die Nischenkanäle, "weil wenig Kapazität verbraucht wird". UMTS-Streaming hat den Nachteil, dass die Qualität bei steigenden Zugriffen nachlässt, dafür aber quasi landesweit zur Verfügung steht. DVB-H gibt es derzeit nur in den Ballungszentren.

Erst 10.000 DVB-H-Nutzer

Mit Ende Oktober können 53 Prozent der österreichischen Bevölkerung Handy-TV empfangen - bisher tun das aber laut den vorsichtigen Angaben der Betreiber erst rund 10.000 Menschen. Das sind deutlich weniger als erwartet.

90.000 Kunden nutzen mobiles Handy-TV

Monatlich seien es bis zu 90.000 Kunden (Unique User), die mobiles Handy-TV bei Hutchison nutzen. Der Anteil jener, die via DVB-H fernsehen, dürfte noch eher gering sein. Details über die Nutzerzahlen und das Nutzungsverhalten zu DVB-H wollt Thoma nicht nennen. Er verwies auf eine mit den anderen österreichischen Anbietern geplante gemeinsame Präsentation, die demnächst stattfinden solle.

Die begehrtesten TV-Kanäle seien ORF1 gefolgt von 3Live, der hauseigene TV-Kanal, der Kurzbeiträge mit maximal vier Minuten Länge anbiete. Thoma erklärte die Position des hauseigenen Kanals so: "Pro7 und RTL werden normal sehr stark konsumiert, diese sind aber nur über DVB-H und nicht über UMTS zu sehen." Auf Platz drei befindet sich der Kinderkanal Nick, was auf ein sehr junges Publikum hinweise.

Handy-TV zur Kundenakquisition

Laut Thoma hat auch die Werbebranche das Handy bereits als Plattform entdeckt. 2008 setze 3 "einige 100.000 Euro" mit Handywerbung um, im nächsten Jahr hofft das Unternehmen, die Millionengrenze zu durchbrechen. Ansonsten dürfte Handy-TV noch kein wirklich lukratives Geschäft sein. Es diene vor allem der Kundenakquisition, "damit es sich lohnt, brauchen wir eine Million Kunden", so Thoma.

Nutzung: Knapp sechs Minuten täglich

Die Verweildauer vor dem mobilen TV-Gerät steige ständig. Während im März dieses Jahres im Durchschnitt 2,85 Minuten pro Tag mobiles Handy genutzt wurden, dauerte im Oktober eine durchschnittliche Fernseh-Session 5,61 Minuten. Im Vergleich dazu nennt Thoma Italien, wo bereits rund eine Million Menschen mobiles TV nutzen: "Dort wird im Durchschnitt eine Stunde am Tag unterwegs ferngesehen."

Mobiles Breitband: Flatrate um neun Euro

Steigende Mobilität sei auch auf dem Breitbandmarkt zu erkennen. "Der Massenbreitbandmarkt wird den Mobilen gehören. In vier bis fünf Jahren werden 75 Prozent des Internets mobil sein", schätzt Thoma. 50 Prozent der Geschäftsabschlüsse bei Hutchison mache das mobile Internet aus. Für die Zukunft prognostizierte Thoma: "In Zukunft werden Sie Flatrate um neun Euro bekommen." Ob Hutchison demnächst diesen Tarif einführen werde, darauf wollte sich Thoma nicht festlegen.

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