Telekom-Chef Ricke abgesetzt

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12.11.2006

Kai-Uwe Ricke, Chef der Deutschen Telekom AG, ist abgesetzt worden. T-Mobile-Chef Rene Obermann übernehme ab sofort den Vorstandsvorsitz, berichtete Spiegel online am Sonntag unter Berufung auf Aufsichtsratskreise.

Das Präsidium des Aufsichtsrates solle die Personalie am Sonntagabend endgültig absegnen. Sollten dort keine unvorhergesehenen Schwierigkeiten auftreten, könne Obermann seinen neuen Posten bereits in der kommenden Woche antreten. Ein Telekom-Sprecher wollte sich zu dem Bericht nicht äußern.

Unter Berufung auf mit dem Fall betraute Kreise berichtet Spiegel online, Aufsichtsratschef Klaus Zumwinkel habe den Schritt offenbar mit den beiden Großaktionären, dem Bund und dem Finanzinvestor Blackstone, abgestimmt.

Arbeitnehmervertreter nicht unterrichtet

Beide Anteilseigner hätten die Strategie Rickes bereits in den vergangenen Wochen mehr oder weniger deutlich kritisiert. Dagegen habe Zumwinkel den restlichen Aufsichtsrat und vor allem die Arbeitnehmerseite offenbar noch nicht über seine Absichten unterrichtet.

Über die bevorstehende Ablösung Rickes hatten Medien seit Freitag berichtet. Zuletzt schrieb die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung", die Entscheidung sei bereits gefallen. "Bis zum Weihnachtsgeschäft braucht der Konzern eine klare Führung", zitiert das Blatt Eigentümerkreise. Nach Informationen der "Welt am Sonntag" waren sich Telekom-Aufsichtsratschef Klaus Zumwinkel, der Großaktionär Blackstone und Bundesfinanzminister Peer Steinbrück einig, dass Ricke abgelöst werden muss.

Investor Blackstone machte Druck

Die Telekom hatte im August angesichts des dramatischen Wettbewerbs und des Preisdrucks vor allem im umkämpften Inlandsgeschäft die Umsatz- und Ergebniserwartungen für 2006 nach unten korrigieren müssen. Angesichts dieser Lage galt vor allem Blackstone als scharfer Kritiker Rickes, war aber nach Informationen aus Branchenkreisen bislang beim Bund und der Arbeitnehmerseite auf Widerstand gestoßen.

Ricke hatte erst am Donnerstag bei der Präsentation der Neun-Monats-Zahlen betont: "Wir haben im Wettbewerb eine neue Stärke gewonnen." Im Inlandsgeschäft habe sich die Umsatzentwicklung stabilisiert und im Ausland legten die Erlöse weiter zu. Mit Blick auf die Tarifreform vom September hatte Ricke gesagt: "Das macht richtig Spaß, wir konkurrieren jetzt auf Augenhöhe mit den Wettbewerbern."

(dpa | Reuters | Spiegel Online)