Facebook breitet sich im Netz aus
Die Social-Networking-Website Facebook baut ihren Dienst Connect aus. Facebook-Nutzer sollen sich künftig mit ihrem Profil auch auf anderen Seiten anmelden und auch die Surf-Gewohnheiten ihrer Freunde mitverfolgen können. Datenschutzbedenken will das Unternehmen diesmal ernst nehmen.
In den nächsten Wochen sollen zahlreiche Websites Connect in ihr Angebot integrieren, berichtete die "New York Times" ("NYT") am Montag. Als Partner werden unter anderen CBS.com, CNet, die Social-News-Site digg, der Microblogging-Dienst Twitter und die Online-Videoplattformen Vimeo und Hulu genannt.
Facebook-Nutzer werden sich dann auf diesen Sites mit ihren Facebook-Daten einloggen können und sollen auch über die Aktivitäten ihrer Freunde auf den Partner-Sites informiert werden. Ähnlich wie beim umstrittenen Marketingprogramm Beacon, das Facebook vor rund einem Jahr nach wütenden Nutzerprotesten wieder zurückziehen musste, soll das Surf-Verhalten der Connect-Nutzer auch auf ihren Profilen veröffentlicht werden.
ORF.at hat im September 2007 mit dem Politikwissenschaftler Ralf Bendrath über die Tücken von Identitätsmanagementsystemen im Netz gesprochen.
Konkurrenz zu OpenSocial und OpenID
Mit Connect konkurriert Facebook mit Online-Identitätsmanagemensystemen wie OpenSocial, das von Google und MySpace unterstützt wird, sowie OpenID. Ziel dieser Systeme ist es, Single-Sign-On-Lösungen für registrierungspflichtige Websites zu etablieren und den Austausch von Daten und Programmen zwischen Websites zu ermöglichen.
Jagd nach Werbe-Dollars
Facebook, das mittlerweile mehr als 120 Millionen Nutzer zählt, kann seine rasanten Wachstumsraten nur bedingt in Umsätze ummünzen. Mit dem neuen Feature wird Facebook zwar nicht direkt Geld verdienen. Die aus den Surf-Gewohnheiten der Nutzer gewonnenen Informationen sollen dem Unternehmen jedoch dabei helfen, Werbung zielgenauer zu platzieren.
Das dürfte notwendig sein. Eine vergangene Woche veröffentlichte Untersuchung des US-Marktforschungsunternehmens IDC brachte alarmierende Zahlen für Social-Networking-Betrieber ans Tageslicht. Demnach klickten im vergangenen Jahr lediglich 57 Prozent aller Social-Networking-Nutzer auf Werbeeinschaltungen. Nur elf Prozent dieser Clicks führten auch zu einem Einkauf.
Umgekehrt sollen auch die Partner-Sites des Connect-Programms von den Facebook-Daten profitieren und ebenso auf persönliche Profile zugeschnittene Werbung schalten können.
Aus Fehlern gelernt
Datenschutzbedenken seiner Nutzer will Facebook diesmal ernst nehmen. Aus gutem Grund. Vor rund einem Jahr verärgerte das Unternehmen seine Nutzer mit Marketingprogramm Beacon, das Online-Einkäufe von Usern zu Werbezwecken an deren Freunde weiterleitete. Nach massiven Nutzerprotesten musste sich Facebook-Gründer Mark Zuckerberg zerknirscht bei den Mitgliedern der Online-Community entschuldigen.
Beacon verstörte die Facebook-Nutzer im vergangenen Jahr nachhaltig. Eine Online-Petition, in der das Unternehmen aufgefordert wurde, das Programm abzuändern oder ganz aufzugeben, wurde von rund 50.000 Leuten unterschrieben. Massive Kritik gab es auch von Datenschützern und der Internet-Bürgerrechtsbewegung Electronic Frontier Foundation.
Die neuen Features des Connect-Programms sollen nun Schritt für Schritt eingeführt werden. Nutzer sollen über ihre Account-Einstellungen festlegen können, welche Informationen über ihre Ausflüge im Netz sie öffentlich zugänglich machen wollen und welche Daten an Drittanbieter weitergegeben werden dürfen. Die Privacy-Einstellungen sollen dann auch von den Partner-Sites von Facebook Connect übernommen werden.
Ein zweites Beacon will sich das Unternehmen ersparen. "Wir wollen sicherstellen, dass die Nutzer wissen, was mit ihren Daten passiert und die Weitergabe auch kontrollieren können, sagte Facebook-Gründer Zuckerberg der "New York Times".