Roaming: Mobilkom droht mit Einsparungen
Der österreichische Mobilfunk-Marktführer mobilkom hat als Reaktion auf die geplanten EU-Roaming-Regulierungsvorschriften eigene Gegenvorschläge präsentiert. Sollten die Anliegen keine Beachtung finden, werde das Konsequenzen für die Branche haben, so der Konzern.
"Als Tourismusland ist Österreich von den EU-Roaming-Regulierungen im Mobilfunkbereich besonders betroffen", sagte Florian Niedersüß, Roaming-Verantwortlicher bei der mobilkom austria, bei einem Pressegespräch am Dienstag. "Durchschnittlich macht bei den europäischen Betreibern das Roaming-Geschäft fünf bis zehn Prozent des Gesamtgeschäfts aus. Bei der mobilkom ist der Anteil relevant viel höher", so Niedersüß zu ORF.at. Eine genaue Zahl wollte er jedoch nicht nennen.
Umsätze abgestürzt
Sollte sich an den Roaming-Regelungen nichts ändern, so kündigte Niedersüß an, dass mit weiteren Verlusten für die Mobilfunkbetreiber zu rechnen sei. "Das Ausmaß würde rund 80 Millionen Euro erreichen", also in etwa die gleichen Einbußen, wie die bisherige Regelung für die Sprachtelefonie verursacht habe. Nach Einführung der Preisobergrenzen seien die Umsätze im ersten Halbjahr 2008 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 40 Prozent zurückgegangen.
Werde die Roaming-Regulierung weitergeführt, sei mit Verzögerungen bei der nächsten Ausbaustufe des Mobilfunks und weniger Investitionen zu rechnen. Zudem seien auch Personaleinsparungen bei den Mobilfunkern zu erwarten. "Das würde die effektive Marktkonsolidierung noch mal beschleunigen, das heißt, einige Konkurrenten fallen raus", meinte Niedersüß gegenüber ORF.at.
Hutchison unbesorgt
Weniger Sorgen über die Roaming-Tarife macht sich der Mobilfunkanbieter Hutchison ("3"). Die mobilkom erklärt das mit deren geringem Marktanteil an Roaming. "Deswegen sind die Auswirkungen für die nicht groß", so Niedersüß.
Hutchison selbst ist da freilich anderer Ansicht. "Wir haben eine weltweite Strategie", so eine Sprecherin des Konzerns zu ORF.at. Der Anbieter ist in vielen europäischen Ländern persönlich präsent. "Ansonsten haben wir mit Partnerbetreibern günstige Preise ausverhandelt", erläuterte der Anbieter. Das sei der Grund, warum das Unternehmen auch im Ausland günstige Tarife für seine Kunden anbieten könne.
"Jahrelang wurde den Kunden Roaming aufgrund fehlenden Wettbewerbs zu weit überhöhten Preisen verrechnet", meinte Berthold Thoma, CEO bei "3", auf Anfrage von ORF.at. Auch der jüngst von EU-Kommissarin Viviane Reding vorgeschlagene Höchstwert für Datenroaming von einem Euro pro Megabyte bedeute, "dass Kunden noch immer über 100-mal mehr für Datenroaming bezahlen müssen als in ihrem Heimatnetz. Solch überzogene Roaming-Gebühren schüren Angst vor Horrorrechnungen und führen zu Recht zur Nutzungsverweigerung zu unser aller Nachteil", so Thoma.
T-Mobile beruhigt
"Ich würde die Angstmache hintanstellen", sagte Klaus Steinmaurer, Leiter der Rechtsabteilung bei T-Mobile Austria. Der Markt werde nicht "gleich zusammenbrechen", sondern es werde beispielsweise in Gebieten, wo sich viel mehr Touristen als Einheimische aufhalten, künftig weniger in den Ausbau investiert.
Steinmaurer betonte in seiner Stellungnahme gegenüber ORF.at: "Die Politik, die die EU jetzt betreibt, führt mit Sicherheit dazu, dass am Ende nur noch die vier, fünf größten Betreiber übrig bleiben." Grundsätzlich teile das Unternehmen die Bedenken der mobilkom gegenüber der neuen Regelungen.
Alternativvorschläge
Die mobilkom präsentierte am Dienstag vor Journalisten Alternativvorschläge zu den neuen EU-Roaming-Regulierungen im Sprach-, SMS- und Datenbereich. Wichtigster Korrekturpunkt für die mobikom ist die geplante Taktungsregulierung. Im Sprachbereich soll es ab Mitte 2009 eine sekundengenaue Abrechnung bei ein- und abgehenden Gesprächen geben.
"Der Eingriff in den Wettbewerb verwirrt die Kunden noch mehr", hieß es seitens der mobilkom. Laut einer Studie können kaum Kunden ihren Mobilfunktarif nennen. Die mobilkom lehnt eine Taktungsregulierung grundsätzlich ab.
Warnhinweise statt Abbruch
Die ebenfalls im Sprachroaming festgelegte Reduzierung der Gebühren um drei Cent jährlich ist für die mobilkom zu rasant. Sie schlug eine gemäßigtere Variante vor, die eine jährliche Abstufung von zwei Cent (Großkunden und aktive Gespräche von Privatkunden) bzw. einem Cent (passive Gespräche) ab 2010 vorsieht.
Bei der SMS-Obergrenze, die auf elf Cent netto festgelegt werden soll, schlägt die mobilkom 15 Cent pro versendete SMS vor. Beim Datenroaming will der Mobilfunkbetreiber "Warnhinweise" einführen statt "harter Kostenlimits", die zu einem abrupten Abbruch der Datenverbindung führen.