© AP/Daniel Maurer, Studenten im Hörsaal

Musikgebühr für US-Studierende

URHEBERRECHTE
09.12.2008

Warner Music will US-Universitäten eine Pauschalgebühr für Musik aus dem Netz schmackhaft machen. Der Vorstoß des Musikkonzerns sieht vor, dass Nutzung und Download von Musik mit den Studiengebühren abgegolten werden. Im Gegenzug soll auf Klagen wegen Urheberrechtsverletzungen in Online-Tauschbörsen verzichtet werden.

In den vergangenen Monaten wurden Vertreter der Musikkonzerns Warner Music an zahlreichen US-Universitäten vorstellig. Sie loteten an den Hochschulen die Bereitschaft aus, den Download von Musik aus Filesharing-Netzwerken mit einer Art Pauschalgebühr abzugelten, berichtete das US-Online-Magazin Techdirt.

Präsentationsunterlagen zu dem Vorstoß der Warner Music Group können unter anderem auf Techdirt und dem Wired-Blog Epicenter eingesehen werden.

Nach den Plänen des Konzerns soll die Musik-Flatfee mit den Studiengebühren eingehoben werden. Im Gegenzug will Warner Music auf Klagen gegen US-Studierende wegen Urheberrechtsverletzungen verzichten, geht aus Präsentationsunterlagen hervor, die über Techdirt an die Öffentlichkeit gelangten.

"Neue Geschäftsmodelle"

Warner Music distanzierte sich zwar umgehend von den Unterlagen. Der Musikkonzern bestätigte jedoch Gespräche mit US-Universitäten. Man bemühe sich, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln, um abseits von Klagedrohungen und Schadenersatzforderungen eine Kompensation der Rechteinhaber für den Musiktausch im Netz zu erreichen, teilte Warner-Music-Stratege Jim Griffin mit.

Ziel des Vorstoßes von Warner Music sei es, Studierenden den Zugang und die Nutzung von Musik aus dem Internet zu erlauben und den Rechteinhabern eine faire Vergütung zukommen zu lassen, heißt es in den Präsentationsunterlagen.

Die Musik soll dabei weder mit Kopierschutz versehen noch in ihrer Nutzung eingeschränkt werden. Die Studierenden könnten - wie auch bisher - Filesharing-Netzwerke wie Limewire und BitTorrent zum Tausch von Musik nutzen. Die Höhe der Gebühr soll sich auf weniger als fünf US-Dollar (3,88 Euro) pro Monat belaufen, berichtete Epicenter unter Berufung auf Quellen aus der Industrie.

Der US-Musikindustrieverband RIAA geht seit mittlerweile mehr als zwei Jahren massiv mit Klagedrohungen und Schadenersatzforderungen gegen US-Studierende wegen Urheberrechtsverletzungen in Online-Tauschbörsen vor.

"Vereinbarung, nicht zu klagen"

Die Musikkonzerne würden laut dem Vorstoß von Warner Music die Musik nicht lizenzieren, sich jedoch in einer Vereinbarung mit den Universitäten verpflichten, von Klagen wegen Urheberrechtsverletzungen gegen die Studierenden abzusehen. In den an die Öffentlichkeit gelangten Präsentationsunterlagen wird das als "Covenant not to sue" umschrieben.

Nonprofit-Organisation soll Einnahmen verteilen

Die an den Universitäten eingehobenen Gebühren sollen von einer Nonprofit-Organisation verwaltet und an die Rechteinhaber verteilt werden, berichtete Epicenter.

Eine entsprechende Organisation steht laut dem Wired-Blog bereits vor der Gründung. Choruss, so der Name des Vehikels, werde neben Warner Music auch von den Labels Sony und EMI unterstützt, hieß es. Lediglich Universal Music ziere sich noch.

Vorschlag mit Tücken

Der Vorstoß des Musikkonzerns hat jedoch seine Tücken. Unklar ist, wie die Nutzung der Musik-Files erhoben werden soll, die als Grundlage für die Verteilung der Einnahmen an die Rechteinhaber dient. Auch müsste verhindert werden, dass Files von Studierenden genutzt werden, deren Universitäten sich nicht an dem Programm beteiligen wollen.

Unterstützt wird der Vorstß des Musikkonzerns laut Unterlagen auch von der US-Bürgerrechtsbewegung Electronic Frontier Foundation (EFF), die sich seit Jahren für eine pauschale Vergütung von Musik aus dem Netz starkmacht.

"Einzige Möglichkeit zur Vergütung von Musikern"

Dass eine solche "Gebühr für Netzmusik" früher oder später kommen wird, steht für viele Branchenbeobachter außer Zweifel. Der Musiktausch im Netz sei nicht mehr aufzuhalten, sagte etwa im vergangenen Jahr der Musikmanager Peter Jenner zu ORF.at. Eine Gebühr für Netzmusik sei die einzige Möglichkeit, um die Arbeit der Musiker zu vergüten.

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