Harsche Kritik an britischen Netzwächtern
Bürgerrechtler und Wikimedia Foundation zeigen sich über die Rücknahme der Wikipedia-Blockade durch den britischen Netzwächter Internet Watch Foundation erleichtert. Gleichzeitig üben sie harsche Kritik an der Vorgehensweise der IWF. Diese sei intransparent und willkürlich.
Die US-Bürgerrechtsorganisation Electronic Frontier Foundation (EFF) hat in einer Aussendung vom Dienstag die Vorgehensweise der britischen Anti-Kinderporno-Organisation Internet Watch Foundation (IWF) bei der Blockade des Wikipedia-Artikels zu dem Scorpions-Album "Virgin Killer" scharf kritisiert.
Die IWF habe zwar korrekterweise ihre Sperre am Dienstag zurückgezogen, sei dabei aber einer falschen Logik gefolgt. Eigentlich, so die Bürgerrechtler, habe die IWF überhaupt kein Mandat dazu gehabt, den Artikel in der Wikipedia zu sperren. Die Gemeinde der Wikipedia-Autoren sei selbst erwachsen genug, zu entscheiden, ob ein Bild wie das umstrittene Albumcover für die Enzyklopädie geeignet sei oder nicht.
"Die Blockade, die dazu geführt hat, dass die Mehrheit der britischen Bevölkerung nicht mehr zur Wikipedia beitragen konnte, zeigt die Gefahren auf, die dabei entstehen, wenn wir uns auf Internet-Zensurmaßnahmen einlassen", schreibt die EFF.
"Willkürlich gesäubert"
Die Bürgerrechtler werfen den britischen Netz-Zensoren vor, ihren Entscheidungsprozess nicht für die Nutzer transparent gehalten zu haben. "Ihre Vorgehensweise und der Versuch, des Blockierens und Filterns ist undurchschaubar - für die dadurch frustrierten Nutzer der Wikipedia ebenso wie für die Millionen von Briten, die sich bisher nicht bewusst waren, dass sie für einen Internet-Zugang zahlten, der zwangsweise und willkürlich 'gesäubert' wird", schreibt die EFF.
Die Wikimedia Foundation, Betreiber der Wikipedia, zeigte sich in einer ersten Stellungnahme zur Rücknahme der Blockade erleichtert. "Wir danken der IWF für die schnelle Entscheidung", schreibt Wikimedia-Geschäftsführerin Sue Gardner, "nun können Millionen britischer Wikipedia-Autoren weiterarbeiten." Mike Godwin, Anwalt der gemeinnützigen Stiftung, zeigte sich in seiner Stellungnahme irritiert: "Wir erkennen die guten Absichten von Internet-Überwachungsgruppen an, auch ihre Maßnahmen, illegale Inhalte zu blockieren. Allerdings zeigt dieser Vorfall, dass die Vorgehensweise der IWF und anderer ähnlicher Organisationen transparenter und nachvollziehbar werden muss."