© Fotolia/René Aucouturier, Ein Mann in der Menschenmenge

Angriff auf Personensuchmaschinen

DATENSCHUTZ
17.12.2008

Immer mehr Suchmaschinenanbieter spezialisieren sich auf das Finden von Personendaten - und erfreuen sich auch in Österreich immer größerer Beliebtheit. Von Datenschutzseite hagelt es aber Kritik. ARGE-Daten-Obmann Hans Zeger hat nun Unterlassungs- und Schadenersatzklagen gegen einzelne Anbieter angekündigt.

Auf der Suche nach im Netz verfügbaren Informationen über Schulfreunde, Arbeitskollegen und sich selbst greifen immer mehr Nutzer auf Personensuchmaschinen zurück. Auf dem österreichischen Markt kämpfen dabei vor allem die beiden Anbieter 123people und yasni um die Suchanfragen der Nutzer. Die beiden Start-ups waren vor knapp einem Jahr online gegangen und erfreuen sich stattlicher Wachstumsraten, wie eine Anfrage von ORF.at ergab.

ARGE Daten prüft rechtliche Schritte

Die ARGE Daten ist die österreichische Gesellschaft für Datenschutz. Der Verein "sieht sich als Initiative zum Schutz der Privatsphäre in Zeiten globaler Vernetzung" und beschäftigt sich mit Fragen des Datenschutzes, des Informationsrechts, der Telekommunikation und des Einsatzes neuer Technologien.

Dieser Erfolg bringt den Portalen aber auch immer öfter Kritik von Datenschützern ein. "Diese Personensuchmaschinen verstoßen gegen Bestimmungen, die die Privatsphäre sichern", erklärte Zeger im Gespräch mit ORF.at und kündigte rechtliche Schritte gegen die Betreiber an.

"Die ganzen Unbelehrbaren, die das nicht glauben, werden wir in den nächsten Wochen zur Rechenschaft ziehen." Geplant seien dabei Unterlassungs- und Schadenersatzklagen der ARGE Daten - wie das auch in der Vergangenheit bei privaten Wirtschaftsauskunftsdiensten erfolgreich geschehen sei.

Starkes Wachstum in Österreich

Die österreichische Entwicklung 123people ging Ende Jänner 2008 online und beschäftigt mittlerweile zwölf Mitarbeiter. Operativer Firmensitz ist Wien, die Entwickler sitzen in Budapest.

123people.at werde im Dezember wahrscheinlich zwischen 1,3 und 1,4 Mio. Unique Clients erreichen, erklärte Pressesprecher Bernhard Lehner im Gespräch. "Das bedeutet, dass wir uns wahrscheinlich in die Top Vier der österreichischen Websites katapultiert haben." Neben der österreichischen und deutschen Version habe man im vergangenen Jahr erfolgreich den Roll-out in den USA, Großbritannien und Frankreich geschafft.

Nun gehe es darum, die Monetarisierung voranzutreiben, was sich schon in den nächsten Tagen durch den erstmaligen Einsatz von Bannerwerbung auf den 123people-Sites bemerkbar machen wird.

Auch yasni, eigentlich eine deutsche Entwicklung, setzt auf Österreich-Bezug: "Im November 2008 haben wir auf yasni rund 700.000 Besucher aus Österreich verzeichnet. Im Vergleich waren es dabei noch etwa 250.000 Besucher im August diesen Jahres - somit konnten wir in den letzten drei Monaten die österreichische Besucherzahl fast verdreifachen, und die Tendenz ist weiterhin steigend. Insbesondere die verbesserte Länderversion für Österreich hat unsere Wachstumsdynamik noch deutlich erhöht", so Geschäftsführer Steffen Rühl.

Suche nach öffentlich verfügbaren Informationen

Yasni ging im November 2007 mit drei Länderversionen in Deutschland (.de), Österreich (.at) und der Schweiz (.ch) offiziell an den Start.

Dafür verzichte man ganz bewusst auf eine "globale Suchfunktion", mit der man eine unübersichtliche Masse an Ergebnissen bekäme. Quellen wie parlament.at, arztvereichnis.at, derstandard.at, rechtsanwaelte.at und telefonabc.at sollen hingegen Suchergebnisse garantieren, die für Abfragen aus Österreich relevant sind und sich spezifisch auf österreichische Personen konzentrieren.

Bei 123people liegt der Fokus auf der Suche nach öffentlich verfügbaren Personendaten in sozialen Netzwerken, anderen Suchmaschinen, Portalen wie Flickr und Twitter und Telefonbüchern.

Echtzeitsuche statt Indizieren

Das Thema Datenschutz sieht 123people-Sprecher Lehner entspannt: "Wir haben von Anfang an genau gewusst, was wir da tun und sehen uns da rechtlich nicht einmal in einem Graubereich." Schließlich suche man nur nach frei verfügbaren Ergebnissen im Netz, diese würden zudem nur verlinkt und nicht dargestellt.

"Bei Bildern, von denen wir eine Vorschau zeigen, könnte man eventuell diskutieren", meint Lehner. Doch auch da habe man im vergangenen Jahr in einem österreichischen Prozess bereits Recht zugesprochen bekommen. Auch das durchwegs positive Feeback der Nutzer stimme die Betreiber positiv.

Auch bei yasni grenzt man sich ab: "Wir behandeln das Thema Datenschutz mit höchster Priorität und Sorgfalt. Im Gegensatz zu anderen Personensuchmaschinen generiert yasni keine automatisierten Personenprofile, sondern die User können sich selbst Profile erstellen, sofern sie das möchten. Das automatische Generieren und Speichern von Profilen ist nach EU-Recht verboten und daher halten wir uns auch strikt daran." Dazu arbeite man eng mit Datenschützern und den zuständigen Behörden zusammen.

Zeger: "Ausnahmslos jenseitig"

Positive Ausnahmen sieht Zeger unter den zahlreichen Anbietern dennoch keine: "So weit ich das überblicke, sind diese Dienste ausnahmslos jenseitig." Privatsphäre sei etwas, das der Betroffene zu definieren habe und nicht andere. "Auch wenn ich etwas von mir im Netz publiziere, kannn das nicht uneingeschränkt weiter verwendet werden", so der Datenschutzexperte. Die einzig rechtlich sichere Form, wie man das Prinzip einer Personensuchmaschine vertreten könne, sei über ein Opt-in-Modell. "Sie können diese Dienste gerne anbieten, aber eben nur für den, der will."

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(futurezone/Nayla Haddad)