© Fotolia/Michael Röhrich, Weihnachtsstollen

Kurierfahrer haben LBB-Datenklau ausgefressen

MAHLZEIT
19.12.2008

Für den Skandal, bei dem rund 130.000 Kundendaten der Landesbank Berlin (LBB) im Briefkasten der "Frankfurter Rundschau" gelandet sind, sind zwei hungrige Kurierfahrer verantwortlich. Sie wollten damit den Diebstahl eines Weihnachtsstollens vertuschen.

Der Datenskandal bei der LBB hat eine überraschende Aufklärung gefunden: Zwei Kurierfahrer wollten damit den Diebstahl eines Weihnachtsstollens vertuschen, wie sie der Frankfurter Staatsanwaltschaft gestanden. Die 27 und 35 Jahre alten Fahrer hatten ein an den Chefredakteur der "Frankfurter Rundschau" (FR) geschicktes Paket geöffnet und den Stollen daraus gegessen.

Mikrofiches statt Stollen

Das Paket mit dem Stollen war als Weihnachtsgeschenk von einer Stuttgarter Firma an den Chef des Blattes gesendet worden. Es landete zunächst in einer Sammelstelle in Mainz. Etwa zur gleichen Zeit beauftragte die Firma Atos Worldline in Frankfurt einen Kurierdienst mit der Beförderung von sechs Paketen mit auf Microfiches gespeicherten Kreditkartenabrechnungen an die Landesbank Berlin.

Zwei Mitarbeiter eines von dem Kurierdienst beauftragten Subunternehmens holten die Pakete ab und brachten sie nach Mainz. Dort fiel den beiden Männern das Stollenpaket in die Hände. Sie öffneten es und stahlen die Weihnachtsspezialität.

Um ihre Tat zu vertuschen, lieferten sie nur fünf Pakete von Atos ab und versahen das sechste Paket mit dem Etikett des zerstörten Pakets aus Stuttgart an die "Frankfurter Rundschau".

Die FR zitiert auf ihrer Website die zuständige Staatsanwältin, der zufolge die beiden Fahrer nicht viel zu befürchten hätten. Ihnen drohe seitens des Rechtsstaats lediglich eine Strafe wegen Diebstahls einer "geringfügigen Sache". Einen Gesichtsverlust bedeute die Affäre aber für die Bank, die stets die hohen Sicherheitsstandards im Umgang mit den Kundendaten betont habe, so das Blatt.

130.000 Kunden betroffen

Immerhin 130.000 Kreditkartenbesitzer sind nach Angaben der LBB von dem Datenskandal betroffen. Die Bank hatte am Donnerstag angekündigt, die Karten dieser Kunden im Jänner gratis auszutauschen - "rein vorsorglich", wie eine Sprecherin sagte. Betroffen waren unter anderem Kreditkarten der LBB selbst sowie Karten, die über den ADAC und den Internet-Händler Amazon ausgestellt worden waren.

Auf den Microfiches waren Vor- und Nachname der Kunden, Adresse, Kreditkartennummer, Kontonummer und jede einzelne Bezahlaktion mit dem dazugehörigen Betrag lesbar. Die Daten stammten aus dem Jahr 2008. Zudem enthielt der per Post eingegangene Pappkarton offene Umschläge mit Geheimnummern (PIN).

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(dpa/futurezone)