2008 weltweit 60 Journalisten getötet
Nach Angaben der Organisation Reporter ohne Grenzen (ROG) sind im Jahr 2008 rund 60 Journalisten weltweit während oder wegen ihrer Arbeit getötet worden. Die Bedrohung der Pressefreiheit hat sich vor allem für Online-Medien verschärft.
Im Laufe des Jahres wurden 673 Journalisten festgenommen, 929 erlitten Gewalt oder wurden bedroht, und 29 wurden entführt. Das zeigt die Bilanz 2008 von Reporter ohne Grenzen, die am Dienstag in Wien und Berlin veröffentlicht wurde. Im Vorjahr waren es 887 Festnahmen, 1.511 Misshandlungen oder Bedrohungen und 67 Entführungen. Die Zahl der getöteten Medienmitarbeiter sank im Vergleich zum Vorjahr auf 60. 2007 kamen noch 86 Journalisten und 20 Medienassistenten ums Leben.
Daraus lasse sich aber nicht schließen, dass sich die Lage der Pressefreiheit verbessert habe, heißt es in dem Bericht. Mit der wachsenden Bedeutung von Online-Medien und Blogs konzentrieren viele Regierungen ihre repressiven Maßnahmen stärker auf das Internet.
In ihrer Bilanz dokumentiert Reporter ohne Grenzen nur Fälle, die eindeutig oder mit hoher Wahrscheinlichkeit mit der Berufsausübung in Verbindung stehen. Fälle, die nicht geklärt oder etwa mit Krankheit oder Unfällen verbunden waren, sind nach Angaben der Organisation nicht in der Statistik aufgeführt.
Bedrohung verschärft
Die Bedrohung journalistischer Freiheit durch autoritäre Regimes habe sich vor allem für Online-Medien deutlich verschärft, warnte die Organisation.
So sei mit dem chinesischen Unternehmer Wei Wenhua erstmals ein Blogger von Polizisten erschlagen worden, der als "Bügerjournalist" am 7. Jänner einen Zusammenstoß der chinesischen Polizei mit Demonstranten in Tianmen in der Provinz Hubei gefilmt hatte. Darüber hinaus wurden weltweit 59 Blogger festgenommen, 45 weitere körperlich angegriffen.
1.740 Websites gesperrt
Außerdem wurden 1.740 Websites gesperrt oder geschlossen und 353 weitere Medien zensuriert. Im Vorjahr wurden noch 528 Medien zensuriert, Website-Schließungen dagegen noch nicht erfasst.
Syrien nimmt den Angaben zufolge 2008 mit 162 zensurierten Websites eine Spitzenstellung ein, gefolgt von China mit 93 sowie dem Iran mit 38. Besonders allergisch reagieren Behörden in manchen Lädern auf interaktive Websites etwa zum Aufbau Sozialer Netzwerke (Facebook, MySpace). Ansätze von "Massenzensur" seien in Syrien gegen Twitter und sowie gegen Facebook in Syrien, Tunesien, der Türkei und den Vereinigten Arabischen Emiraten zu beobachten.
Burma größter Internet-Feind
Zu den größen Internet-Feinden zählt Reporter ohne Grenzen Burma. Das Militäregime habe die Blogger "Zarganar" und "Nay Phone Latt" zu 59 beziehungsweise 20 Jahren Haft verurteilt. Weitere 16 Journalisten seien inhaftiert.
Irak unsicherstes Land für Journalisten
Der Irak blieb mit 15 getöteten Journalisten im sechsten Jahr in Folge das unsicherste Land für Medienmitarbeiter.
Das zweitunsicherste Land ist Pakistan mit sieben Todesfällen. Eine der Ursachen sind die Kämpfe zwischen militanten Islamisten und den pakistanischen Sicherheitskräten in den Stammesgebieten. Das drittgefährlichste Land für Journalisten sind die Philippinen, wo politische und kriminelle Gewalt für sechs Todesopfer verantwortlich war.
In Afrika sank die Todesrate unter den Journalisten von zwölf im Jahr 2007 auf drei in diesem Jahr. Grund dafür sei, dass sich Nachrichtenmedien aus Kriegszonen wie Somalia zunehmend zurückziehen. Im vergangenen Jahr war das ostafrikanische Land noch das weltweit zweitgefährlichste für Journalisten. Zudem geben den Angaben der Organisation zufolge viele heimische Journalisten ihren Beruf auf oder flüchten ins Exil.
Die meisten inhaftierten Journalisten gibt es in China (30) und Kuba (23). An dieser Spitzenstellung hat sich laut Reporter ohne Grenzen auch in diesem Jahr nichts geändert.
(APA/AP/dpa)