© Bild: Reuters/Rick Wilking, Logo von Windows 7

Windows 7: Vista, wie es sein sollte

BETA
09.01.2009

Die erste öffentliche Betaversion von Windows 7 zeigt, dass Microsoft lernfähig ist: Die Systemanforderungen des Betriebssystem sind offenbar geringer als beim Vorgänger Vista, selbst auf Netbooks läuft Windows 7 tadellos. Auch sonst wurde wieder mehr auf Inhalt als auf Aussehen Wert gelegt, wie ein erster Test von ORF.at zeigt.

"Wow" - unter diesem Motto startete Microsoft Anfang 2007 die Vermarktung von Windows Vista und "Wow" dachte sich wohl auch so mancher Nutzer, als er das Betriebssystem erstmals in Betrieb nahm und den übermäßigen Ressourcenhunger von Vista bemerkte.

Unter anderem mit diesem "Feature", auch mit der Benutzerkontensteuerung (UAC - User Account Control), wird Vista wohl in die Windows-Geschichte eingehen. Entsprechend zögerlich stiegen die Kunden um - vor allem jene in Firmen.

XP gegen Linux

Aber auch für die nicht mehr ganz so neue Geräteklasse der Netbooks ist Vista kaum geeignet, wodurch Microsoft die Lebensdauer von Windows XP immer wieder verlängern musste, um das Feld nicht ganz dem freien Betriebssystem Linux zu überlassen.

Aus diesen und anderen Fehlern scheint Microsoft seine Lehren gezogen zu haben, denn Windows 7 erscheint deutlich anwenderfreundlicher und weniger fordernd als sein Vorgänger und damit wie eine ausgereiftere Version von Vista.

Um Windows 7 installieren zu können, bedarf es mindestens 11,5 GB freien Speicherplatzes auf der Festplatte.

Eine Testinstallation der öffentlichen Beta von Windows 7 (Ultimate) auf dem Samsung Netbook NC10 läuft ebenso anstandslos wie das vorinstallierte Windows XP Home, auch wenn Windows 7 mit nicht ganz 500 MB RAM rund das Doppelte an Arbeitsspeicher in Anspruch nimmt als XP Home.

Aero auf dem Netbook

Damit läuft selbst die unter Vista noch als Ressourcenverschwender bekannte Oberflächenpolitur Aero. Auch sonst sind bis auf die Sicherung der Voransichten der Taskbar alle optischen Effekte verfügbar. Durch die Deaktivierung des per Default aktivierten Windows Media Player Network Sharing Service konnte der RAM-Verbrauch zudem auf 400 MB gedrückt werden.

Dieser Service belastete im Test auch auf einem Desktop-System mit einem Intel Core 2 mit 1,86 GHz und zwei GB RAM samt einer Radeon X1950 bei Freigabe von Medienordnern das System, wobei die finale Version von Windows 7 für ein endgültiges Urteil abzuwarten bleibt.

In der Systembewertung (Windows Experience Index) kommt das Testsystem aufgrund der CPU unter Windows 7 schlechter weg als unter Vista: Während die CPU-Leistung des Testsystems unter Windows 7 mit 4,7 bewertet wurde und damit auch den Gesamtschnitt auf 4,7 drückt, berechnet Vista für dieselbe CPU einen Wert von fünf und einen Gesamtschnitt von fünf. Die Grafikleistung kommt dagegen unter Windows 7 mit 7,2 deutlich besser weg als unter Vista mit 5,9. Alle anderen Werte unterscheiden sich um jeweils um eine Stelle hinter dem Koma.

Das Samsung NC10 bewertet Windows 7 aufgrund der CPU-Leistung (Atom N270) mit 2,2, die Grafikleistung mit 2,3, den Arbeitsspeicher mit 4,3 und die Festplattte mit 2,9.

Medienzugriff im Heimnetzwerk

Die Mediasharing-Funktion wurde mit der neuen Homegroup-Funktion für das Einrichten von Netzwerken grundsätzlich einfacher gestaltet als bisher, wobei ein gewisses Grundverständnis des Netzwerkens auf jeden Fall von Vorteil ist: Ist eine Homegroup einmal eingerichtet, können Medien auf einem PC über ein vordefiniertes Passwort innerhalb der Homegroup für andere Rechner freigegeben werden.

Im Windows Explorer wird unter dem Icon Homegroup allerdings nur der jeweils andere Rechner angezeigt, nicht aber der gerade benutzte samt seinen Freigaben. Unter dem Icon Network werden hingegen alle Rechner samt Freigaben angeführt.

Virtuelle Bibliotheken

Auch die neu eingeführte Funktion der Libraries könnte bei ungeübten Nutzern leicht zu Verwirrung führen, denn sie bezeichnen keinen echten physischen Speicherort, sondern sind vielmehr virtuelle Ordner, in denen nur auf die eigentlichen Dateien verwiesen wird.

Die augenfälligsten Neuerungen sind aber auf der Oberfläche von Windows 7 zu finden, und diese erscheint angenehm aufgeräumt. Die Sidebar für die Minianwendungen (Widgets) ist verschwunden, die Minianwendungen können auf Wunsch des Nutzers einzeln aufgerufen und auf dem Desktop abgelegt werden.

Internet Explorer 8

Die Taskbar zeigt nun laufende Programme als Symbole an, wobei der Internet Explorer (Version acht als Beta enthalten), der Windows Explorer und der Windows Media Player einen fixen Platz erhalten haben. Es können aber auch zusätzliche Programme in der Taskbar fix abgelegt werden und vorhandene entfernt werden.

Beim Darüberfahren mit der Maus werden beispielweise beim Internet Explorer die einzelnen Tabs in einer kleinen Voransicht gezeigt, die beim nochmaligen Drüberfahren über die Voransicht in einer Großansicht auf dem Desktop zu sehen sind. Werden zwei Instanzen eines Programms ausgeführt, werden diese ebenfalls unter einem Icon in der Taskbar versammelt. Ist die Taskbar einmal voll, erscheint ein Scrollbalken.

Action-Center und Medienanzeige

Der System Tray, also die Anzeige der Hilfsprogramme und Treiberkontrollfelder am rechten unteren Bildschirmrand, sowie die Benutzerkontensteuerung (UAC) können individuell angepasst werden: Die UAC verfügt über vier Abstufungen, mit denen nun etwa die Dimmung des Desktops bei versuchten Änderungen ausgeschaltet werden kann.

Das Action-Center sammelt die Nachrichten des Systems wie über einen fehlenden Virenschutz, wobei eingestellt werden kann, wie und ob diese Nachrichten den Nutzer erreichen. Zudem kann das Action-Center sowie weitere Anzeigen wie Datum, Ladezustand und Lautstärke in der Taskbar auch ganz abgestellt werden.

Das in der Ultimate-Version enthaltene Media-Center wurde gleichfalls überarbeitet und erscheint nun im Breitbildformat, allerdings verschwinden nun einzelne Steuerungselemente etwa für das Wechseln der Kanäle viel schneller, wenn das Fenster zu klein eingestellt wird.

Schönheitsfehler MP3-Bug

Verschwunden sind in Windows 7 auch der bisher integrierte E-Mail-Client sowie andere Programme, die bei Bedarf über Windows Live bezogen werden können.

Trotz kleinerer Schönheitsfehler und auch Bugs, wie dem kürzlich bekanntgewordenen Fehler bei der Verarbeitung von MP3-Dateien durch den Windows Media Player, wodurch diese unlesbar werden können, ist die vorliegende Beta von Windows 7 schon recht stabil und ausgereift und lässt auf die finale Version hoffen.

Wer Windows 7 selbst testen will, muss sich beeilen. Laut dem offiziellen Windows-Teamblog verteilt Microsoft die Beta ab 9. Jänner Nachmittag (US-Zeit) als 32- und 64-Bit-Version in Englisch, Deutsch, Japanisch, Arabisch und Hindi (nur 32 Bit) genau 2,5 Millionen Mal, danach soll der Download eingestellt werden. Sie wird zudem am 1. August 2009 ihren Dienst quittieren.

Fazit: Das bessere Vista

Auch wenn Microsoft Windows 7 als eigenständige Windows-Version bezeichnet, erscheint Windows 7 doch eher wie eine sinnvolle Weiterentwicklung von Vista, die nun auch die Bedürfnisse des Nutzers miteinbezieht und ihn nicht mehr so stark bevormundet. Wer Vista bereits genutzt hat, wird auch kaum Umstellungsschwierigkeiten haben. Zudem liefen bisher alle Programme unter Windows 7 klaglos, auch bei der Einbindung neuer Geräte gab es keine Probleme.

Abzuwarten bleiben noch die Multitouch-Fähigkeiten von Windows 7, die nicht nur in Kombination mit den bei der CES vorgestellten Tablet-Netbooks interessant sind, und ob Microsoft noch Änderungen im Vergleich zur aktuellen Beta macht. Der bisherige Eindruck von Windows 7 ist in Summe aber durchaus positiv.

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(futurezone/Nadja Igler)